4.3 Metalle
Nordseezustand 2003
157
4.3 Metalle
4.3.1 Einführung
Metalle kommen natürlich in der Umwelt vor. Durch Verwitterung, Vulkanismus, und
Ausgasungen werden sie für den geochemischen Kreislauf mobilisiert. Element
konzentrationen, die durch natürliche Prozesse in die Umwelt gelangen, werden als
Hintergrundkonzentration bezeichnet. Der Nachweis von Metallen in der Umwelt ist
somit nicht zwangsläufig als Verschmutzung zu werten. Es gibt zahlreiche essentielle
Elemente wie Kupfer oder Zink. Ihre Bioverfügbarkeit ist in einem bestimmten Kon
zentrationsbereich Voraussetzung für biologisches Wachstum. Organismen sind in
der Lage, sich in einer bestimmten Bandbreite an veränderliche Elementkonzentratio
nen anzupassen. Wird diese Bandbreite zu höheren Konzentrationen verlassen, tritt
eine toxische Wirkung ein. Andere Elemente wie Quecksilber, Cadmium oder Blei ha
ben keine bekannte vitale Funktion.
Durch menschliche Aktivitäten werden zum Teil erhebliche zusätzliche Mengen ein
zelner Elemente in der Umwelt mobilisiert, wodurch die natürlichen Hintergrundkon
zentrationen regional deutlich überschritten werden können. Maßnahmen zur Emissi
onsminderung führten in den vergangenen Jahrzehnten jedoch zur kontinuierlichen
Abnahme vieler Schadstoffe in Luft, Wasser, Biota und Sediment.
Generell werden die Metallgehalte des Meerwassers durch die Struktur, Dynamik und
Stärke der Quellen, die großräumige Zirkulation der marinen Wassermassen und die
Effizienz ihrer Senkenprozesse bestimmt. Wesentliche Quellen für das anthropogen
verursachte Metallsignal in marinen Ökosystemen sind die Abflüsse von kontaminier
ten Süßwassermassen aus den kontinentalen Flusssystemen, der Schadstofftrans
port über die Atmosphäre, sowie die Wechselwirkung mit dem Sediment. Weitere Ein
träge werden durch Offshore-Aktivitäten wie Rohstofferkundung und Förderung sowie
Verklappung von Baggergut verursacht. Dem stehen die Sedimentation, mit ihren
komplexen, vorgelagerten Gleichgewichten zwischen Schwebstoff, Biota und Was
serphase und in Ausnahmefällen die Wechselwirkung mit der Atmosphäre als Schlüs
selprozesse zur Entfernung der Metalle aus dem Meer gegenüber.
Im Detail unterscheidet sich jedoch das Verhalten der verschiedenen Metalle erheb
lich. Schon die Quellmuster und damit die Bedeutung der unterschiedlichen Eintrags
pfade variieren stark. Während z. B. menschlich verursachte Bleiemissionen großen
teils über die Atmosphäre in die Nordsee gelangen, wird Kupfer überwiegend über die
Flüsse transportiert. Im Wasser und Sediment wirken sich die unterschiedlichen che
mischen Eigenschaften der Elemente auf deren Wechselwirkung mit dem Schweb
stoff, der Biota und dem Sediment aus. Dem zufolge variiert auch die Bedeutung der
unterschiedlichen Senkenprozesse von Element zu Element. Ein einfacher, konserva
tiver Zusammenhang zwischen Metallkonzentration im Wasserkörper und dem Trans
port und der Mischung von Wassermassen unterschiedlicher Herkunft und Zusam
mensetzung existiert somit nur in Ausnahmefällen.
Im BSH wurde mit der Überwachung der Metallgehalte im Meerwasser, Schwebstoff
und Sediment in den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts begonnen. Sie
ist national und international eingebettet in die Überwachungsprogramme des Bund-
Länder-Messprogramms (BLMP) und der Meeresschutzkonventionen für Nord-
(OSPAR) und Ostsee (HELCOM).