Zusammenfassung
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Nordseezustand 2003
Modellbasierte saisonale Seegangsverteilungen in der Nordsee zeigen in allen Jah
reszeiten - entsprechend der Vorzugsrichtung der atlantischen Dünung - nach NW
hin zunehmende Wellenhöhen. Die Wellenlaufrichtung der Windsee stimmt grund
sätzlich etwa mit der Windrichtung überein. Starke Richtungsunterschiede im Windan
trieb im Herbst der Jahre 2002 (SE) und 2003 (W) führten zu den markantesten Ab
weichungen in den entsprechenden jahreszeitlichen Seegangsverteilungen. Während
mittlere signifikante Wellenhöhen > 2 m im stürmischen Winter 2002 bis 54° N auftra
ten, waren solche Wellenhöhen im ersten Quartal 2003 auf das Seegebiet nördlich
56° N beschränkt. Lokale Wind- und Windseeverteilungen aus der Deutschen Bucht
zeigten wie im Vorjahr zwei Verteilungsgipfel in den Richtungssektoren NW-SW und
E-SE. Diese bimodale Struktur war in Küstennähe sowie im Winterhalbjahr am stärk
sten ausgeprägt. Hohe und extreme Windgeschwindigkeiten traten mit NW- und SW-
Winden auf, die größten Wellenhöhen von über 8 m entfielen hingegen aufgrund län
gerer Windstreichlängen auf den NW-Sektor.
Die monatlichen Hochwasserstände bei Cuxhaven zeigten keine nennenswerten Ab
weichungen vom klimatologischen Jahresgang. Die einzige Sturmflut trat am 21. De
zember 2003 in Verbindung mit dem stärksten Orkan (»Jan«) des Jahres ein.
Die aus den wöchentlichen Analysen der Oberflächentemperaturverteilung abgeleite
te Nordseetemperatur lag im Jahresmittel nur 0.1 °C unter der Rekordtemperatur von
11.0 °C im Vorjahr. Signifikante positive Abweichungen vom klimatologischen Jahres
gang traten von Juni bis September sowie im Dezember auf. Das Warmregime, das
im Herbst 1987 ein 10-jähriges Kaltregime ablöste, dauerte weiter an. Der Regime
charakter der Nordseetemperatur wird offenbar durch ein hybrides Windklima bedingt,
dessen Eigenschaften einem monsunartigen jahreszeitlichen Wechsel unterliegen.
Für das rezente Warmregime (Kaltregime) ist ein Alternieren zwischen maritimen Win
den im Winter (Sommer) und kontinentalen Winden im Sommer (Winter) charakteri
stisch.
Der aus Modelldaten abgeschätzte Wärmeinhalt der Nordsee zeigte im Zeitraum
1969 - 1993 einen engen Zusammenhang (r 2 = 0.87) zur Oberflächentemperatur, der
auch in parallelen Regimeandauern und -wechseln zum Ausdruck kam. Dieser starke
Zusammenhang ist seit 1994 erheblich gestört. Gleichzeitig brach für beide Variablen
der Zusammenhang zur Nordatlantischen Oszillation ein. Das Maximum im Jahres
gang des Wärmeinhalts tritt gegenüber demjenigen der Oberflächentemperatur mit ei
ner etwa einmonatigen Zeitverzögerung im September ein. Während der Wärmeinhalt
im August 2003 denjenigen des Vorjahres übertraf, war im September das Gegenteil
der Fall.
Für das Warmregime untypisch häufige Hochdruckwetterlagen und damit einherge
hende kühle Lufttemperaturen bedingten an der deutschen Nordseeküste einen mä
ßigen Eiswinter. Infolge der etwa dreiwöchigen Unterbrechung der Kaltphase durch
zahlreiche Sturmlagen ab Mitte Januar erreichte die flächenbezogene Eisvolumen
summe lediglich 0.53 m.
Im Jahr 2003 waren weite Teile der nördlichen und zentralen Nordsee mit atlanti
schem Wasser gefüllt. Die relative Nordseefläche mit bodennahen Salzgehalten > 35
stieg seit dem Winter 2002 innerhalb eines Jahres von 23 auf 37 % und damit auf den
höchsten Wert seit 1998. Diese starke Zunahme im Einstrom von Atlantikwasser
scheint mit der extrem starken Zonalzirkulation und Sturmaktivität im Winter 2002 in
Verbindung zu stehen. Die Abflussmengen der Elbe waren ab April 2003 unternormal.
Ursache waren teilweise ungewöhnlich niedrige, aber vor allem dauerhaft unternor