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Full text: 38: Nordseezustand 2003

4 Meereschemie 
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Nordseezustand 2003 
4.1 Nährstoffe 
4.1.1 Einführung 
Die küstennahe Nordsee und speziell die Deutsche Bucht gelten neben dem nördli 
chen Golf von Mexiko, dem nordwestlichen Schwarzen Meer, dem östlichen Chinesi 
schen Meer und der Ostsee als am stärksten durch Eutrophierung betroffenen Mee 
resgebiete der Welt (Ladwig et al. 2001). Änderungen in der Meeresumwelt, die in 
den 1970er und 1980er Jahren beobachtet wurden, sind mit angestiegenen Nährstoff 
konzentrationen in Verbindung gebracht worden. Zu diesen Veränderungen zählen 
u. a. das Auftreten von starkem Algenwachstum (Planktonblüten) und von Sauerstoff 
defiziten. Überschüssige Nährstoffe begünstigen möglicherweise auch das Wachs 
tum toxischer Phytoplanktonarten. Deren Toxine können zum Absterben anderer auch 
höherer Arten führen, und beispielsweise erhebliche Schäden in Fischfarmen verur 
sachen. Große Phytoplanktonblüten führten u. a. in den 1980er Jahren zu zwar ungif 
tigen, aber ausgedehnten Schaumteppichen (>Phaeocystisblüten<) an den Stränden, 
deren Freizeitwert durch solche Verunreinigungen für einige Zeit vermindert war. 
Der Eintrag von Nährstoffen in das Meer ist zunächst ein natürlicher Vorgang. Die In 
tensivierung von Landwirtschaft, Industrie und Verkehr hat jedoch seit den 1950er 
Jahren über mit Stickstoff- und Phosphorverbindungen erheblich verunreinigte Ab 
wässer und atmosphärische Deposition zu einem deutlichen Anstieg der Nährstoff 
konzentrationen im Meer geführt. 
Zur Bekämpfung der >Eutrophierung< haben sich internationale Organisationen 
(OSPAR, HELCOM, EU) darauf verständigt, den Nährstoffeintrag auf die Hälfte des 
jenigen von 1985 zu reduzieren. Die europäischen Vorschriften zur Behandlung von 
Abwässern und zur Verwendung von phosphatfreien Waschmitteln führten zu einer 
Reduktion des Eintrags von Phosphor in Flüsse und Seen. Die Nutzung Nitrat-basier- 
ter Dünger hat sich in Europa seit 1980 verringert. Der Eintrag aus landwirtschaftli 
chen Quellen in die Flüsse ist jedoch weiterhin hoch. 
Für die Primärproduktion von Phytoplankton, auf der die gesamte marine Nahrungs 
kette basiert, sind Nährstoffe notwendig. Das Ausmaß der Biomasseproduktion wird 
durch die Verfügbarkeit von Nährstoffen begrenzt oder erhöht und kann im zweiten 
Fall zu einer Verschiebung des >Redfield-Verhältnisses< führen, was wiederum Algen 
blüten und Toxizität nach sich ziehen kann. Die Beschreibung der Nährstoffsituation 
ist daher ein wichtiger Bestandteil aller Überwachungsprogramme. 
Die räumliche Verteilung der Nährstoffe in der Nordsee ist keineswegs gleichförmig. 
Starke Konzentrationsgradienten, die sich beim Zusammenspiel von Lage und Ein 
tragsstärke der Quellen, der Vermischung und der Strömung einstellen, treten bei 
spielsweise im Bereich der Frontalzone der Deutschen Bucht auf. Die Nährstoffkon 
zentrationen des Nordseewassers unterliegen darüber hinaus einem ausgeprägten 
jahreszeitlichen Gang. Die höchsten Konzentrationen treten zum Ende des Winters 
auf, wenn der Verbrauch durch das Plankton aufgrund Lichtmangels und niedriger 
Temperaturen minimal und die >Remineralisierung< der Biomasse des vorausgegan 
genen Sommers fortgeschritten ist.
	        
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