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Das Fernglas ist nach wie vor 
ein unentbehrliches Hilfsmittel 
in der Navigation. 
Die Seekarte wird 
digital 
Kerngeschäft Seekarten 
Die Seekarte ist das wichtigste Instrument 
der Navigation. Eine der Kernaufgaben des 
BSH ist die Herstellung und Herausgabe der 
amtlichen Seekarten in Deutschland. 
Umfasste das deutsche Seekartenwerk 
ursprünglich die weltweiten Routen der 
Handelsschifffahrt, beschränkte sich die 
Zuständigkeit 1997 auf die europäischen 
Gewässer. 2009 stellte das BSH die Heraus 
gabe von Mittelmeer-Seekarten ein. 2015 
hat die nautische Hydrographie des BSH ihr 
Arbeitsgebiet auf die deutschen und die 
direkt angrenzenden Seegewässer reduziert. 
1990, im Jahr der Gründung des BSH, war 
die Papierseekarte die zentrale Informa 
tionsquelle für die nautische Navigation. 
Die Herstellung einer Papierseekarte ist 
bis heute ein komplexes und langwieriges 
Verfahren. Ingenieurinnen und Ingenieure 
werten Seevermessungen und Peilpläne 
aus. Sie zeichnen mit der Hand ein Tiefen 
bild, das für die Seefahrt sicher ist. Weitere 
Informationen, die für die Navigation 
wichtig sind, werden zusammengetragen, 
ausgewertet, auf Aktualität überprüft und in 
die Seekarten integriert. Rechtliche und 
verwaltungstechnische Daten fließen 
ebenso ein, wie Daten und Informationen 
über die Infrastruktur und die wirtschaft 
liche Nutzung der Meere. Dazu gehören 
zum Beispiel Informationen überden 
Verlauf der Schifffahrtsstraßen und die 
Lage von Nutzungsgebieten für Offshore- 
Windenergie, Natura-2000-Gebiete zum 
Schutz der Meeresumwelt, Gebiete der 
Öl-, Gas-, Sand- und Kiesgewinnung sowie 
militärische Übungsgebiete. 
Veränderungen mit Bedeutung für die 
Schifffahrt veröffentlicht das BSH über die 
wöchentlichen „Nachrichten für Seefahrer“ 
(NfS). Die Fachleute sind im BSH geschult, 
unabhängig von der Produktionstechnik 
aus einem Überangebot an Daten die 
wesentlichen Informationen herauszu 
suchen und übersichtlich zu präsentieren. 
Das BSH verfügt über langjähriges Wissen 
in der Seekartographie. Es überprüft und 
optimiert kontinuierlich die erforderlichen 
Arbeitsschritte. Dazu gehört auch die 
Nutzung moderner Informationstechnik. 
Digitalisierung in der Karto 
graphie 
Digitale Systeme und Technologien lösen 
schrittweise analoge Herstellungsverfahren 
ab. Geoinformationssysteme (GIS) entste 
hen und werden eingesetzt. Diese Verän 
derungen prägen die Transforma 
tionsprozesse in der Kartographie und 
verlangen eine neue Form der Daten 
sammlung. 
Obwohl es Mitte der 90er-Jahre weder 
absehbar war, ob und wann die Seeschiff 
fahrt vollständig mit digitalen Seekarten 
daten navigieren würde, noch die erforder 
liche technische Infrastruktur für eine 
derart komplexe Datenbank existierten,