4 Meereschemie 
198 
System Nordsee 
Aufgrund der beachtlichen Reduktion von a- und y -HCH (s. u.) lagen die Konzentrati 
onen in der Deutschen Bucht (und der zentralen Nordsee) im Jahr 2006 und 2007 z. T. 
nur noch geringfügig über denen des Atlantikwassers am Eingang des Englischen Ka 
nals (a-HCH: 0,014 ng/L; y-HCH: 0,031 ng/L (Werte aus dem Jahr 2005)). Vergleicht 
man die Median-Konzentrationen der offenen Nordsee (a-HCH: 0,038 ng/L und 
y-HCH: 0,041 ng/L) mit denen aus dem Nordatlantikwasser, das durch den Fair-Isle 
Current in die Nordsee einströmt (Station >46<: a-HCH: 0,045 ng/L bzw. 0,015 ng/L), 
so sind die a-HCH Werte in der südlichen und zentralen Nordsee sogar geringer. 
Die charakteristischen Verteilungsmuster der HCH-Isomere in der Deutschen Bucht 
und der Nordsee stehen in engem Zusammenhang mit der individuellen Quellstruk 
tur dieser Isomere und mit der großräumigen Nordseezirkulation (Abb. 3-2, S. 120). 
Kenntnisse zum prinzipiellen Wassertransport (Kap. 3.2.3, S. 122) in Verbindung mit 
solchen lassen sich deshalb zur Identifikation der Hauptwasserkörper nutzen, die 
in der Deutschen Bucht aufeinandertreffen. Nachfolgend wird diese Möglichkeit an 
hand von Ergebnissen der Nordseegesamtaufnahme vom August 2007 demonstriert 
(Abb. 4-21). 
Die Konzentrationen des a-HCH nehmen von Süden nach Norden zu, während 
diejenigen des y-HCH in dieser Richtung abnehmen. Das N-S-Gefälle der a-HCH- 
Konzentrationen erklärt sich aus der Tatsache, dass dieses Isomer (und auch ß-HCH) 
hauptsächlich noch aus früheren Einträgen in der Umwelt vorhanden ist und heute 
nur durch Altlasten in die Umwelt eingetragen wird (u. a. über die Elbe). Die höheren 
a-HCH-Konzentrationen im Norden kommen dabei durch eher diffuse Altlasten, die 
globale Verteilung und atmosphärische Deposition zustande. Da auch heute noch in 
einigen Entwicklungsländern technische Gemische mit hohen a-HCH-Gehalten ver 
wendet werden, gelangen diese durch einen derartigen Ferntransport in den Nord 
atlantik (Global Distillation) und die Nordsee. Hingegen wird y-HCH auch in Europa 
weiterhin angewendet, was die vom europäischen Festland im Süden nach Norden 
hin abnehmenden Konzentrationen erklärt. 
Die geschilderten Charakteristika der verschiedenen Quellen und großräumigen 
HCH-Verteilungen bedingen klar unterscheidbare Isomerenverhältnisse. Für den 
atlantischen Einstrom aus dem Kanal wurde ein a/y-Verhältnis von 0,3 bestimmt, 
während das mit dem Fair-Isle Current in die nördliche Nordsee einströmende Nord- 
atlantikwasser ein a/y-Verhältnis von 2,6 bis 3,4 aufwies (Abb. 4-21). Die Verteilungs 
strukturen des Isomerenverhältnisses im Südwesten bzw. Nordwesten der Deutschen 
Bucht (Abb. 4-20) sind offensichtlich mit diesen beiden Wassermassen assoziiert. Die 
höheren a/y- und ß/a-Verhältnisse vor der nordfriesischen Küste bilden das Elbewas 
ser als dritten Wasserkörper ab. 
Für die Konzentrationen der HCH-Isomere und den Salzgehalt in der Deutschen Bucht 
und der Nordsee lassen sich hohe lineare Korrelationskoeffizienten errechnen, wenn 
enge räumliche Grenzen betrachtet werden, in denen jeweils nur zwei bedeutende 
Wasserkörper/Quellen zur Vermischung beitragen (Theobald und Loewe 2009). Dies 
ist auch für die Jahre 2006 und 2007 der Fall, soll jedoch hier nicht erneut dargestellt 
werden.