2.3 Wetterlagen System Nordsee 51 die der SW-Lagen auf dem Niveau des 10. Perzentils (2). Die geschilderten Abwei chungen fügten sich europaweit zu einer persistenten Hitzewelle im Juli und einem dauerhaft nasskalten August (vgl. Kap. 2.7, 5. 102). Durchaus vergleichbare Verhältnisse wie im August 2006 setzten ab Mitte Juni 2007 mit einer langen Kette von Tiefdruckgebieten ein und dauerten den Juli über an (Tab. 2-8). In dieser Zeit waren wieder C- (17) und NW-Lagen (14) dominant, während A-Lagen nur 3-mal vorkamen. Praktisch gleichverteilte Häufigkeiten zeugen von einem normal durchwachsenen August 2007 (Tab. 2-9). Die Gleichverteilung von West- (SW & NW: 28%) und Ostlagen (SE & NE: 26%) im Winter 2006 (Tab. 2-5) ist ein klares Indiz für eine abgeschwächte Zonalzirkulation im Nordseeraum und überdurchschnittliche Abkühlungsraten der Meerestemperaturen (Loewe 2009). Als außergewöhnlich hoch erweist sich die Anzahl von NE-Lagen (15), die das Maximum des Referenzzeitraums (9) weit übersteigt (Abb. 2-4). Ebenso unge wöhnlich ist, dass diese Wetterlage im Frühjahr nur vereinzelt und im weiteren Verlauf des Jahres nur noch 1-mal vorkam. In der Jahressumme kompensieren sich diese Anomalien nicht nur im Fall der NE-Lage, sondern auch für die SE-Lage. Im Winter 2007 standen West- und Ostlagen im Verhältnis 2:1. Dieses Ergebnis stellt eine erhebliche Glättung stark gegensätzlicher Bedingungen in den Wintermonaten dar. So lagen im Februar und März ähnlich gleichverteilte Verhältnisse vor wie im Vor jahreswinter, während im Januar 2007 26 Westlagen nur 2 Ostlagen gegenüber stan den. Dieses bemerkenswerte Missverhältnis beschränkt sich nicht auf den Januar, sondern betrifft auch die vorausgehenden Monate November (23:0) und Dezember (19:0). In den 3 Monaten traten demnach an 68 Tagen (74%) SW- oder NW-Lagen auf, und zwar in einem Verhältnis 44:24 oder fast 2:1. Allein in der Phase vom 13. Nov. bis 15. Dez. kam es zu 4 dauerhaften SW-Episoden mit einer Gesamtlänge von 29 Tagen (Tab. 2-6). Diese Anomalien stehen in Summa für eine intensive Zonalzirkulati on (Kap. 2.6.3,5.100), erheblich verminderte Abkühlungsraten der Nordsee (Kap. 3.5.2, 5.142) und drastisch zu warme Lufttemperaturen über den Landmassen nördlich 40° N (Kap. 2.7,5. 102). Weitere signifikante Abweichungen resultieren aus dem quasi-permanent überhöhten Vorkommen der NW- und NE-Lagen zu Lasten von SW- und SE-Lagen im Jahr 2007 (Abb. 2-4), welches sich als Übergewicht von N- zu S-Lagen in Höhe von 122:93, 4:3 oder 1,31 quantifizieren lässt. Legt man die Jahresmediane des Referenzzeitraums für die 4 Wetterlagen zugrunde, ergibt sich als Normalfall der Kehrwert, d. h. ein Un tergewicht von 3:4. Zwar liegen die Jahreshäufigkeiten der NE- und SE-Lagen 2006 auf Medianniveau, die NW-Lagen ereigneten sich jedoch wesentlich seltener, die SW-Lagen wesentlich häufiger als im Normalfall, so dass mit 77:135, 4:7 oder 0,57 eine moderate negative Abweichung vom normalen Untergewicht der N- zu S-Lagen vorliegt. Der hinsichtlich des N:S Verhältnisses erhebliche Kontrast zwischen beiden Jahren (0,57 vs. 1,31) beruht demnach in der Hauptsache auf den von der Klimato logie stark und invers abweichenden Häufigkeiten der N- und S-Lagen im Jahr 2007. Der Zuwachs an N-Lagen gegenüber 2006 beläuft sich auf 58%, der Rückgang der S-Lagen auf -31 %. Man könnte versucht sein, aus diesen Gegensätzen hinsichtlich der Nordseetemperatur auf ein im Jahresvergleich warmes 2006 und kühles 2007 zu schließen. Tatsächlich liegen beide Jahrestemperaturen - trotz erheblicher jahreszeit licher Abweichungen - auf dem Rekordniveau von 11,0 °C (Kap. 3.5.2,5.142).