108 Risikobewertung für Mensch und Umwelt RISIKOBEWERTUNG FÜR MENSCH UND UMWELT Dr. Thomas Hofer Bundesinstitut für Risikobewertung, Fachgruppe Internationale Chemikallenprogramme, Max-Dohrn-Str. 8-10, 10589 Berlin thomas.hoefer@bfr.bund.de Kurzfassung Die aktuellen regulativen Ansätze zur wissenschaftlichen Risikobewertung von Mineralölprodukten und deren Nutzung für das Risikomanagement werden dargestellt. Im Zentrum der Betrachtungen stehen die Verfahren, die bei der Internationalen Seeschifffahrtsbehörde IMO durchgeführt werden. Risiken von Öl: Gefahr und Exposition beschreiben ein Risiko Die gesundheitliche Risikobewertung, wie sie zum Beispiel im Bundesinstitut für Risikobewertung oder im Umweltbundesamt erfolgt, besteht aus drei grundsätzlichen Bausteinen: 1. Gefahrenermittlung und Gefahrenbewertung (Hazard Assessment): Die Gefährlichkeit wird aufgrund der Wirkungen des Öls auf Organismen näher bestimmt. Es werden die potentiellen Auswirkungen auf Mensch und Natur ermittelt. Hierbei werden Untersuchungen ausgewertet, die Wirkungen beschreiben sollen, die bei bestimmter Dosis oder Umgebungskonzentration auftreten. In Bezug auf Öl sollten hier auch das Aufschwimmen des Öls auf dem Wasser und seine hautbildenden Ei genschaften untersucht und bewertet werden. 2. Expositionsschätzung / Expositionsbewertung (Exposure Assessment): Es wird die Belastung der betroffenen Organismen abgeschätzt. Dies kann die Ermittlung einer täglichen Aufnahme, einer Dosis In einem definierten Zeitraum oder der Konzentration in der Lebensumgebung verlangen. Es müssen die Expositionspfade eines Schadstoffes Identifiziert werden und Expositionsszena rien erarbeitet werden. Dieser Teilschritt kann aber auch gegebenenfalls die Ermittlung einer Eintrittswahr scheinlichkeit eines Ereignisses, zum Beispiel einer Havarie, einschließen. Nur bei unzureichenden Infor mationen sollte zur Expositionsabschätzung ein denkbar „schlimmster“ Fall, ein Worst-Case, angenommen werden. 3. Rlsikocharakterlsierung / Risikobeschreibung (Risk Characterisation): Sie erfolgt unter Berücksichtigung von Gefahren- und Expositionsbewertung als dritter Teil. Dieser Teilschritt sollte eine Schadensabschätzung in Bezug auf die verschiedenen Szenarien der Expositionsabschätzung vornehmen. Die Risikocharakterisierung zielt auf eine Schätzung der Wahrscheinlichkeit einer Exposition und des begleitenden Schadeffektes ab. Die Annahmen, Unsicherheiten, Schwankungen und Arbeitshypo thesen müssen dargestellt werden, um die Sicherheit der Risikobewertung für Maßnahmen abschätzen zu können.