96 Langzeitmodellierung zur Abschätzung von Trends und Risiken LANGZEITMODELLIERUNG ZUR ABSCHÄTZUNG VON TRENDS UND RISIKEN VON ÖLVERSCHMUTZUNGEN Ulrich Callles - Institut für Küstenforschung, Helmholtz-Zentrum Geesthacht (ulrlch.callles@hzg.de) Alena Chrastansky - CSIRO Marine and Atmospheric Research, Melbourne Einleitung Funde ölverschmutzter Vögel ohne Zusammenhang mit bekannten Unfällen (Fleet und Relneklng, 2000), sowie Ölflecken, die durch Flugüberwachung entdeckt wurden (Carpenter, 2007), zeigen, dass chronische Ölverschmutzungen Im Bereich der deutschen Nordsee trotz vielfältiger Anstrengungen und entsprechen der Erfolge bei der Reduktion der Illegalen Einleitungen In den vergangenen Jahren ein weiterhin bestehen des Problem sind. Computersimulationen sind heute ein wichtiges Hilfsmittel bei der Bekämpfung von Ölverschmutzungen. Bel gegebener Schadenslage liefern sie Prognosen der kurz- und mittelfristigen Verduftung des freigesetz ten Öls. Unser Beitrag soll demonstrieren, wie sich die gleichen Driftmodelle auch Im Rahmen von Risiko- und Belastungsabschätzungen oder zur Unterstützung der Interpretation von Daten aus dem Spülsaummo- nitoring elnsetzen lassen. Abschätzung der raumzeitlichen Variabilität der Belastung der Küste Tritt ein Ölunfall ein, so hängt das konkrete Ausmaß der Gefährdung für die Küsten ganz wesentlich von den vorherrschenden Wind- und Strömungsbedingungen ab. Im Rahmen der Vorsorge müssen die relativen Häufigkeiten dieser Bedingungen Berücksichtigung finden. Aber auch für eine Abschätzung des Grades der chronischen Ölverschmutzung deutscher Küsten z. B. durch Illegale Einleitungen In der Schifffahrt Ist eine korrekte Beschreibung der wechselnden Witterungs- und Strömungsbedingungen von großer Bedeu tung. Modellgestützte Rekonstruktionen der Umweltbedingungen Im Nordseeraum während der vergan genen etwa fünf Jahrzehnte sind heute als ein Nebenprodukt der Klimaforschung verfügbar. Sie liefern ein detailreiches Bild der mittleren Verhältnisse, des Ausmaßes natürlicher Variabilität sowie der Häufigkeit des Auftretens von Extremsituationen und finden daher vielfältige Anwendungen (Welsse et al., 2010). Basie rend auf diesen Informationen lassen sich die Driftwege tausender hypothetischer Ölverschmutzungen aus angenommenen Ouellgebleten realitätsnah simulieren und dadurch die räumliche Verteilung der Gefähr dungspotenziale als Funktion angenommener Guellen oder Unfallorte abschätzen. Eine genaue Ouantlflkatlon der Öleinträge Ist schwierig. Unter der plausiblen Annahme, dass die Einleitun gen proportional zu Dichte des Schiffsverkehrs sind, erlauben hydrodynamische Driftsimulationen jedoch eine Abschätzung a) der räumlichen Verteilung der Gefährdung entlang deutscher Küsten und b) deren zeitlicher Variabilität (verschiedene Jahreszeiten bzw. auch verschiedene Jahre). Ein solche Analyse wurde von Ghrastansky und Gallies (2009) basierend auf den rekonstruierten Wetter- und Strömungsdaten für 46 Jahre aus der Datenbank coastDat (Welsse et al., 2010) durchgeführt. Die hydrodynamischen Felder In coastDat wurden von der Bundesanstalt für Wasserbau mit einer zweidimensionalen Version der Modells TELEMAG erzeugt (Plüß, 2004). Unter Verwendung dieser Strömungsdaten wurden Lagrangesche Drift rechnungen für Ölververschmutzungen durchgeführt. Die Ölflecken wurden dabei sehr vereinfacht als Tracer-Partikel mit einer Halbwertszeit von 21 Tagen dargestellt. Einige Tausend solcher Partikel wurden