3 Meeresphysik 108 System Nordsee Proxy herangezogen. Diese sind in Analogie zur signifikanten Wellenhöhe (vgl. 5. 93) als Mittelwert des oberen Quartils der Hochwasserstandsverteilung definiert. Die intrasaisonalen und zwischenjährlichen Veränderungen der monatlichen Q4- Hochwasserstände sind aus Abb. 3-15 ersichtlich und mit entsprechenden Veränderun gen der Sturmhäufigkeit direkt vergleichbar (Abb. 2-15,5.66). Die Richtigkeit der intuitiv plausiblen Vorstellung, dass sich ein hohes/geringes Sturmaufkommen in gleichsinni gen Veränderungen des Wasserstands niederschlagen muss, wird durch die gute zeit liche Übereinstimmung starker Wasserstandsabweichungen vom langjährigen Mittel (ca. 210 cm) mit den Gipfeln und Tälern der Sturmhäufigkeitsverteilung belegt. Weite re Gemeinsamkeiten bestehen in der hohen Variabilität im quasibiennialen sowie im intradekadischen Periodenbereich von 6 bis 9 Jahren. Letztere tritt in der Darstellung der tiefpassgefilterten Q4-Hochwasser (Abb. 3-15, rechts) ebenso klar hervor wie die seit Ende der 1980er Jahre andauernde Verlagerung hoher Wasserstände und Sturm frequenzen vom Herbst in den Winter. Auch die nachfolgende, für Herbst (OND), Winter (JFM) und das Sturmhalbjahr (02M) durchgeführte Trendanalyse des Q4-Hochwasserstands (Abb. 3-16) ist mit einer ent sprechenden Untersuchung der Sturmhäufigkeit unmittelbar vergleichbar (Abb. 2-16, 5.68). Angesichts der Halbierung der Herbststurmfrequenz seit 1970 wirkt die Abnah me des Q4-Hochwassers um 17 cm (1970 - 2005) oder 4.9 ±5.1 cm pro Dekade phy sikalisch plausibel, auch wenn der Nulltrend im 95 % Konfidenzintervall gerade enthal ten ist. Für die Wintersaison lässt sich ein entgegengesetzter, doppelt so starker Auf wärtstrend des Q4-Hochwassers von 9.7 ± 8.2 cm pro Dekade bestimmen; dieser beschreibt jedoch die langfristige Entwicklung erheblich schlechter als die tiefpassge filterte Zeitreihe (>lp18<, rot), wonach ein steiler Anstieg um insgesamt knapp 40 cm bereits zu Beginn der 1990er Jahre abgeschlossen war und von einem moderaten Ge fälle abgelöst wurde. Ein markanter Unterschied zur ansonsten ähnlichen Entwicklung der Wintersturmfre quenz besteht dabei in dem Umstand, dass die Sturmhäufigkeit inzwischen auf das Niveau der 1970er Jahre zurückgefallen ist, während das Q4-Hochwasser im Jahr 2005 immer noch etwa 30 cm höher lag (Abb. 3-16). Dass die hier verwendeten Sturm frequenzen für das Nordseegebiet insgesamt repräsentativ sind, bedeutet gleichzeitig, dass die regionalen Verhältnisse, hier die der Deutschen Bucht, nicht notwendig ge nauso gut erfasst sind. So zeichnen sich geographische Partialtrendverteilungen jähr licher Gitterzellensturmhäufigkeiten, die aus einer Hindcastsimulation mit einem regi onalen Klimamodell abgeleitet wurden (von Storch und Weisse 2008), für den Zeit raum 1958 bis Anfang der 1990er Jahre, nicht nur im gesamten Nordseeraum, sondern gleichermaßen im Nordostatlantik nördlich 50° N, durch sehr einheitliche Zu wachsraten aus. Die Folgezeit ist im Nordostatlantik durch ein fast vollständig inverses Trendmuster mit jetzt abnehmenden Sturmfrequenzen nördlich 50° N und zunehmen den Sturmhäufigkeiten südlich davon charakterisiert. Diese Trendumkehr war im Nord seeraum jedoch auf die nördliche Nordsee beschränkt, während sich für die südlichen Seegebiete und insbesondere auch die Deutsche Bucht lediglich flachere Zuwachsra ten ergaben (von Storch und Weisse 2008). Die oben konstatierte divergente Ent wicklung von Nordseesturmhäufigkeit und Hochwasserstand bei Cuxhaven in den Wintern seit etwa 1990 wird demnach möglicherweise durch regionale Unterschiede in den Sturmtrends verursacht, die der hier verwendete Sturmindex nicht abbilden kann (vgl. Abschnitt2.6.1,5.64).