System Nordsee 51 2.4 Luftdruckverteilung Aus den täglichen hemisphärischen Luftdruckfeldern im Meeresniveau des UK Met Office, welche bereits als Datenbasis für die Analyse der Großwetterlagen dienten (Abschnitt2.3,5.41), wurden jahreszeitliche und monatliche Luftdruckverteilungen im Nordseeraum für das Jahr 2005 bestimmt. Diese geben gleichzeitig Aufschluss über die mitteren Windverhältnisse, welche sich wiederum in der Oberflächenzirkulation der Nordsee (Abb. 3-1,5.82) oder der Wellenhöhenverteilung abbilden (Abb. 3-9,5.94). Die aktuellen saisonalen Luftdruckverteilungen sind in Abb. 2-8 gemeinsam mit den kli- matologischen Referenzzuständen des Zeitraums 1971 -2000 sowie den Abwei chungen von dieser Klimatologie (Anomalien) dargestellt. Alle Verteilungen zeichnen sich durch hohen Druck über Kontinentaleuropa aus, der nach NW oder N hin ab nimmt. Die Drängung der Isobaren im Herbst und Winter macht deutlich, dass in die sen Jahreszeiten stärkere Winde vorherrschen als im Frühjahr-Sommer-Halbjahr. Auf grund der Seefahrtsregel »Den Wind im Rücken, befindet sich der hohe Druck rechter Hand« ist klar, dass in allen Jahreszeiten W-liche oder SW-liche Winde vorherrschen. Dieses Ergebnis liefert auch das früher beschriebene (vollständige) Klassifizierungs verfahren 1 , welches auch auf die Anomalieverteilungen angewendet wurde (Abb. 2-8). Identische oder ähnliche Klassifizierungen der aktuellen und klimatologischen saiso nalen Druckfelder belegen insgesamt geringe Unterschiede hinsichtlich des Vertei lungsmusters (Abb. 2-8). Die stärkste Richtungsabweichung ergab sich für das Winter quartal und fiel mit 3 Strich 1 2 3mal höher aus als im Herbst. Die schwach ausgeprägten Anomalieverteilungen für das Jahr 2005 zeigen darüber hinaus an, dass auch hin sichtlich der Intensität der Verteilungen kaum nennenswerte Unterschiede bestehen. Demzufolge entsprachen die Druckverteilungen im Jahr 2005 - mit Ausnahme des Winters - auf der betrachteten Zeitskala »normalen« Verhältnissen. Die Ergebnisse der >Wetterlagenstatistik< (Abschnitt2.3.3,5.47) oder auch die starken intermonatlichen Schwankungen des NAO-Index (Abb. 2-1,5.38) liefern jedoch klare Hinweise, dass diese »Normalität« kaum Ausdruck intrasaisonal durchgängig norma ler Bedingungen ist, sondern vielmehr aus der Balancierung oder Nivellierung teils er heblicher, entgegengesetzter Anomalien auf kürzeren Zeitskalen resultiert. Es er scheint daher konsequent, die vorstehende Untersuchung auf monatliche Druckfelder auszudehnen. Die Monatsklimatologie der Luftdruckverteilung im Zeitraum 1971 - 2000 ist in Abb. 2-9 dargestellt. Die gleichförmig starken Druckgradienten über der Nordsee im Herbst und Winter stehen in klarem Zusammenhang mit der Tiefdruckaktivität im Nordatlantik. Die durchweg W- und SW-lichen Verteilungsmuster bilden dabei NE-wärts wandernde Zy klonenfamilien ab, die in ihrer Gesamtheit bzw. im Zeitmittel als von der Labradorsee bis zum Karischen Meer ausgedehntes >lslandtief< in Erscheinung treten. 1. Im Unterschied zur Klassifizierung täglicher Wetterlagen (vgl. Abschnitt 2.3.1, S. 41) wurde in allen Fällen der Typ >U< nicht mehr erfasst, sondern In Abhängigkeit von den bis zum Koordinatenursprung ausgedehnten Sektoren grenzen den Rlchtungs-, Rotatlons- und Flybrldtypen zugeordnet (vgl. Abb. 2-4, S. 43). Diese Maßnahme begründet sich aus dem Umstand, dass die zeitliche Mittelung der Druckfelder zu einer beträchtlichen Stauchung der Wertebe relche von Wind- und Vortlclty-Index führt. So Hegen die Vortlclty-Indlzes der saisonalen Klimatologie Im (antlzyklo- nalen) Intervall von -5.2 bis -1.6 hPa, die WInd-lndlzes zwischen 2.2 und 9.1 hPa. Neben der Anomalieverteilung Im Flerbst wären sämtliche Frühjahrs- und Sommerverteilungen ohne Unterdrückung des U-Typs als unklasslflzlerbar einzustufen. 2. Ein nautischer Strich entspricht mit 11.25° dem 32. Teil der Kompassrose.