2 Atmosphärenphysik 50 System Nordsee Im Jahr 2005 lagen die Gesamthäufigkeiten der Wetterlagen C, NE und SE mit 48 (P 3 i), 22 (P 45 ) und 32 Tagen (P 48 ) im Interquartilbereich (P 25 bis P 75 ). Für die A-Lage ergab sich mit 86 Tagen (P-| 7 ) ein mäßiges Defizit, für die SW-Lage ein moderater Überschuss (93; P 78 ). Lediglich die Häufigkeit der NW-Lage war ähnlich wie im Vorjahr signifikant erhöht (84; P 97 ). Während auf Jahressicht insgesamt recht normale Verhältnisse Vorlagen, treten bei saisonaler (Abb. 2-6) oder monatlicher Betrachtung (Abb. 2-7) durchaus bemerkenswer te Abweichungen hervor. So ist die geringe Anzahl antizyklonaler Wintertage (17; P-| 0 ) auf ein signifikantes Defizit im Februar (4; P 3 ) zurückzuführen. Die zyklonale Wetter lage war scheinbar nur im Frühjahr (9; P 7 ) deutlich unterrepräsentiert; tatsächlich trat sie im ASO-Quartal noch seltener auf (5; P 3 ). Da die Einzelmonate jedoch auf unter schiedliche Jahreszeiten entfallen, die entgegensetzte Anomalien im Juli und Dezem ber enthalten, resultieren normale Häufigkeiten für Sommer und Herbst. Ähnliches gilt für die gegenüber dem Median von 19 Tagen um 1/3 erhöhte Anzahl antizyklonaler Spätsommertage im September/Oktober, welche u. a. zu einer verspäteten saisona len Abkühlung der Nordseetemperaturen führten. Die extremsten jahreszeitlichen Abweichungen wurden für die auf Jahressicht normal häufige NE-Richtungslage festgestellt. Die Rekordhäufigkeit im Winter (10) und das seltene Auftreten im Frühjahr (3) entsprachen den Normalwerten (11,4) der jeweils an deren Jahreszeit (Abb. 2-6). Dieses Verhalten war in abgeschwächter Form bereits im Jahr 2004 beobachtet worden (Loewe et al. 2006). Die extreme Häufung von NE-La- gen - insbesondere im Februar - bedingte gemeinsam mit z. T. signifikanten Häufun gen von SE-Lagen - von Februar bis April (20; P 88 ) - eine rasche Normalisierung der Wintertemperatur, welche z. B. auf Norderney im Januar aufgrund der hohen Sturm aktivität noch um 2.8 °C über dem Klimanormalwert von 2.2 °C lag (vgl. Abb. 2-19, 5.72). Die hohe Sturmfrequenz spiegelt sich im signifikanten Überschuss von NW-Lagen im Januar (13; P 95 ) wider. Bemerkenswert ist ferner die gleichzeitige extreme Häufung von NW- (11; P 99 ) und SW-Lagen (11; P 95 ) im Mai; in der Summe (22) wurde sogar das bisherige Maximum von 18 Tagen im Mai 1979 deutlich übertroffen. Für gewöhn lich ist die Frequenz von SW-Lagen in dieser Jahreszeit minimal (Median 4), während diejenige von E-Lagen (NE&SE) ihr saisonales Maximum erreicht (8). E-Lagen traten im Mai des Jahres 2005 jedoch nur an 2 Tagen (P 2 ) ein. Infolge der feuchtkühlen NW- Lagen, welche die ersten beiden Dekaden dominierten, wurde der Wonnemonat sei nem Ruf nicht gerecht. Dies gilt auch für die Hochsommerperiode vom 15. Juli bis 15. August, in der Tiefdruckeinfluss (9 C) und NW-Lagen (19) die Witterung bestimmten (vgl. Tab. 2-1, S. 45). Stattdessen häuften sich im September und Oktober sonniges Hochdruckwetter und milde SW-Lagen (47 Tage), so dass beispiels- und ungewöhnlicherweise die Wasser temperatur in der Deutschen Bucht mit 17.1 °C im September höher als im August (16.8 °C) ausfiel. Im SON-Quartal trat die SW-Lage 37mal ein und übertraf damit den Rekord von 35 Tagen im Jahr 2000. Erst im Anschluss an eine dauerhafte SW-Phase, die am 25. Oktober mit dem 1. Herbststurm >Heido< einsetzte und am 14. November mit dem 2. Herbststurm >Olaf< zu Ende ging, leiteten zyklonale NW-Lagen die Renor malisierung der extrem milden Herbsttemperaturen ein (»Schneechaos« in NRW).