4 Meereschemie 174 Nordseezustand 2003 Tafel 4-9: Radioaktivität Zu den Natürliche Radionukliden zählen vor allem die primordialen 1 ' Nuklide Kallum-40, Rubldlum-87 so wie Uran-238, Uran-235, Thorlum-232 und deren Zerfallsrelhen. Meerwasser weist eine relativ hohe natürli che Uran-Konzentration von etwa 3.3 jag/l auf. Die kosmogenen* Nuklide Tritium, Beryllium-7 und -10 und Kohlenstoff-14 werden über die Atmosphäre In das Meer eingetragen. t Primordial nennt man radioaktive Elemente, die aufgrund ihrer extrem langen Halbwertszeiten seit der Entstehung des Weltalls vorhanden sind. 4 Kosmogene Radionuklide, deren Halbwertszeit durchaus kurz sein kann, entstehen durch die kosmische Höhenstrahl ung. Künstliche Radionuklide entstehen bei der Kernspaltung aus Uran oder Plutonium. Allerdings gibt es eini ge Nuklide, die sowohl bei natürlichen Prozessen als auch durch die Nutzung der Kernenergie anfallen (z. B. Tritium oder 14 C). Strahlenauswirkung: In Presse und Öffentlichkeit wird immer wieder »Konzentration« mit »Strahlenbela stung« gleichgesetzt. Die Konzentration eines Nuklids sagt jedoch tatsächlich nichts über eine mögliche Strahlenexposition aus. So weist das natürliche Nuklid Kalium-40 die höchste Konzentration Im Meerwasser gegenüber allen natürlichen und meist auch künstlichen Radionukliden auf. Dieses Isotop des überall vor kommenden Kaliums leistet aber keinen zusätzlichen Beitrag für eine mögliche Strahlenexposition. Wesent lich für die Höhe einer Strahlenexposltlon und einer möglichen Schädigung ist die absorbierte Energie in einer Zelle oder die zugeführte Dosis. Diese hängt von der Strahlenart und der Menge der applizierten Strah lung ab. Da eine applizierte Dosis Im Organismus selbst nicht gemessen werden kann, hat man Berech nungsverfahren eingeführt, um Risiken radioaktiver Strahlung abzuschätzen. Die Dosis - z. B. aufgrund der Inkorporation eines Radionuklids - wird dabei mit dem Dosisfaktor des entsprechenden Nuklids verknüpft. Dieser Dosisfaktor berücksichtigt die Dauer der Inkorporation, der physiko-chemischen Eigenschaften, der unterschiedlichen Verteilung und der Strahlenart dieses Nuklids im Körper. Nähere Einzelheiten können wei terführender einschlägiger Information zum Strahlenschutz entnommen werden. Für eine Strahlenexposition des Menschen durch Verzehr von Meerestieren spielt der alpha-Strahler Poloni- um-210 aus der Uran-238 bzw. der Ra-226-Zerfallsreihe die größte Rolle, denn Polonium-210 wird in man chen Meeresorganismen stark angereichert und liefert dadurch den Hauptbeitrag für die Dosis. Radioaktive Elemente sind seit jeher natürliche Bestandteile der Umwelt, so dass die belebte Natur gelernt hat, die Auswirkungen dieses Phänomens zu bewältigen. Zu sätzlich zu dieser natürlichen radioaktiven Strahlung sind alle Organismen auch der kosmischen Höhenstrahlung ausgesetzt. In beiden Fällen handelt es sich um ionisie rende Strahlung, die schädliche Auswirkungen auf Organismen haben kann, wenn de ren Dosis gewisse Grenzwerte überschreitet. Deshalb gehört in allen Staaten die Überwachung radioaktiver Stoffe in der Umwelt zum Standardumweltüberwachungs programm. Die vom BSH durchgeführte Überwachung radioaktiver Stoffe im Meer be schränkt sich dabei überwiegend auf künstliche Radionuklide. In Tab. 4-13 sind unge fähre Aktivitätskonzentrationen bzw. spezifische Aktivitäten einiger natürlich vorkommender Radionuklide im Meerwasser bzw. Sediment der Nordsee aufgelistet. 4.4.2 Eintragsquellen künstlicher Radionuklide Künstliche radioaktive Stoffe in den Meeren stammen hauptsächlich aus folgenden Eintragsquellen: • Globaler Fallout aufgrund atmosphärischer Kernwaffentests in den 1950er und 1960er Jahren.