3.5 Salzgehalt Nordseezustand 2003 87 3.5 Salzgehalt Der Salzgehalt der Nordsee hängt einerseits vom Einstrom salzreichen atlantischen Wassers mit Salzgehalten über 35 (Practical Salinity Units) und andererseits von er heblichen Süßwassereinträgen der Flüsse ab. Die nordöstlichen Seegebiete im Be reich des Skagerrak und der Norwegischen Rinne sind innerhalb einer relativ dünnen Oberflächenschicht vom niedrigen Salzgehalt des Baltischen Ausstroms geprägt. Der Süßwassereintrag durch Niederschlag über der Nordsee wird weitgehend durch Ver dunstung kompensiert. Zunächst werden die beobachteten saisonalen geographischen Salzgehaltsverteilun gen für das Jahr 2003 dokumentiert und die Verstärkung des atlantischen Einflusses im Kontext der atmosphärischen Zirkulation diskutiert. Die Besonderheiten der som merlichen Salzgehaltschichtung der Nordsee werden im anschließenden Unterkapitel dargelegt. Schließlich werden die ungewöhnlich geringe Wasserführung der Elbe (als Konsequenz des Trockenjahrs 2003) und der Jahresgang des Salzgehalts bei Helgo land Reede untersucht. 3.5.1 Saisonale geographische Verteilungen ln seiner Untersuchung des Einflusses der Nordatlantischen Oszillation (NAO) auf die Salzgehaltsverteilung in der Nordsee zeigte Janssen (2002), dass der Flächenanteil atlantischen Wassers in der Nordsee in starkem Maße - und mit einer Zeitverzöge rung von einem Jahr - vom Winter NAO-Index abhängt. Ein hoher Winterindex kenn zeichnet eine verstärkte atmosphärische Zonalzirkulation, welche wiederum eine ver stärkte Nordseezirkulation zur Folge hat und damit auch einen stärkeren Einstrom at lantischen Wassers in die Nordsee. Der Winter NAO-Index für 2002/2003 war jedoch mit einem Wert von 0.08 schwach (vgl. Abschnitt2.1, S. 24), derjenige im Winter 2001/ 2002 sogar negativ (- 0.25), so dass keine verstärkte Zufuhr atlantischen Wassers in die Nordsee zu erwarten war. Für die Analyse der Salzgehaltsbedingungen der Nordsee im Jahr 2003 lagen Daten aus dem Winter (ICES / International Bottom Trawl Survey, FS Gauss/Reise #395) und aus dem Sommer vor (FS Gauss / Reise #405). Die geographischen Ver teilungen des Salzgehaltes in Oberflächen- und in Bodennähe sind für beide Jahres zeiten in Abb. 3-28 dargestellt. Sowohl im Winter als auch im Sommer 2003 war die nördliche und zentrale Nordsee großräumig mit atlantischem Wasser gefüllt (Salzge halte > 35). Der auf das Nordseegebiet bezogene prozentuale Flächenanteil von At lantikwasser in Bodennähe ist in Tab. 3-10 für den Zeitraum 1998-2003 gemeinsam mit dem Winter NAO-Index zusammengestellt. Danach hat sich der Einfluss des At lantik nach einem Minimum im Winter 2002 erheblich verstärkt. Eine indirekte Bestätigung dieses Befundes liefert die Zeitreihe britischer Salzgehalts beobachtungen im Faroe-Shetland Kanal, die einen zunehmenden Einfluss des >Mo- dified North Atlantic Water< (MNA) mit steigendem Salzgehalt zeigt (ICES 2004, Fig. 26 a.a.O.). Auch im >Fair-lsle< Strom wurden nach einem absoluten Salzgehalts minimum im Jahr 2001 wieder zunehmende Salzgehalte gemessen (Fig. 27 a.a.O.), die den erstarkten Einfluss des Atlantik auf die Nordsee bestätigen. Auch der in den Jahren 2001 und 2002 stark abgeschwächte atlantische Einstrom durch den Engli schen Kanal, der sich in Salzgehaltsanomalien von etwa -1.5 spiegelte, normalisierte sich im Jahr 2003 (ICES 2004, Fig. 29 a.a.O.).