3.3 Wasserstand Nordseezustand 2003 65 3.3 Wasserstand Wasserstandsdaten der englischen, niederländischen und deutschen Pegelnetze sind unabdingbar für den operationeilen Betrieb des Wasserstands- und Sturmflut warndienstes des BSH. Sie bilden die Basis der Vorhersagen für die Küste der Deut schen Bucht sowie des Ems-, Weser- und Elbegebiets. Die Wasserstandsmessungen von 185 deutschen Pegelstationen werden darüber hinaus in Internetprodukten des BSH verwertet (>Baden & Meer< und das kostenpflichtige »Schifffahrt & Meer<), stellen aber auch bei hydrographisch-klimatologischen und nautischen Fragestellungen eine relevante Information dar. Die Zeitskalen in der Analyse reichen von Echtzeit (Minuten) im operationeilen Betrieb der Vorhersage und der numerischen hydrodynamischen Modellierung des Wasser standes bis zu Jahren und Jahrzehnten. Von besonderer Bedeutung für die Gezeiten vorausberechnungen sind wegen der Nodal-Tide Zeitreihen mit einer Länge von 19 Jahren. Weiterhin ermöglichen die über 100 Jahre langen Messreihen einzelner Pe gelorte Untersuchungen langfristiger Änderungen des Wasserstandes an der deut schen Nordseeküste z. B. in Abhängigkeit von externen Kräften. Referenzpegel für die Wasserstandsvorhersage am BSH ist der Pegel Cuxhaven-Steubenhöft. Er wird hier - unabhängig von möglichen Einflüssen topographischer Veränderungen - zur Dokumentation und statistischen Einordnung der Hochwasserstände im Jahr 2003 herangezogen. Die monatliche Klimatologie der Hochwasserstände bei Cuxhaven für den Zeitraum 1971 - 2000 ist in Abb. 3-12 zusammen mit einem Variabilitätsband (grün) darstellt, in nerhalb dessen 95 % der individuellen Monatsmittelwerte anzutreffen sein sollten. Die Klimatologie zeigt einen schwachen Jahresgang um den als Mittleres Hochwasser< bezeichneten Referenzwert von 150 cm. Die Variabilität der Hochwasserstände in den Herbst und Wintermonaten übertrifft diejenige im Frühjahr und Sommer erheblich. Diese ausgeprägte »Bandbreite« der Hochwasserstände im Winterhalbjahr doku mentiert die Stärke meteorologischer »Störfaktoren«, unter denen der Wind eine her ausragende Rolle spielt. Bei im Sommer grundsätzlich schwächeren Luftdruckgegen sätzen über der Nordsee und demzufolge häufig schwachwindigen Wetterlagen (vgl. Abschnitt2.3, S. 35) sind die Gezeitenkräfte wesentlich »ungestörter am Werk«. Im Jahr 2003 wurden keine signifikanten Abweichungen von der Klimatologie beob achtet (»alles im grünen Bereich«), (Die intramonatliche Variabilität im Jahr 2003, die als 90%-Quantil durch rote Triangeln kenntlich gemacht ist, ist lediglich eine Zusatz information, die für die hier analysierte zwischenjährliche Variabilität der Monatsmittel keine Bedeutung hat.) Nennenswerte Anomalien traten sturmbedingt im Januar sowie aufgrund gehäufter Süd-Wetterlagen im November auf (vgl. Tab. 2-1,5.32). Die nume risch kleinen aber statistisch bedeutenderen positiven Abweichungen vom Langzeit mittel von jeweils 11 cm im Mai und Juni sind kaum durch thermische Expansion er klärbar; auch die Abflussraten der Elbe waren im Trockenjahr 2003 unternormal (vgl. Abschnitt3.5.3, S. 91). Verantwortlich dürften vielmehr einige unüblich hohe Hochwas ser sein, die wie diejenigen vom 19./20. Juni mit für die Jahreszeit ungewöhnlich star ken NW-Winden einhergingen (vgl. Abb. 3-13,5.66). Aufgrund der geographischen Lage von Cuxhaven am nach Nordwesten geöffneten Mündungstrichter der Elbe treten hier (und stromauf bis Hamburg) die höchsten Hoch wasserstände und stärksten Sturmfluten in Verbindung mit NW-Winden und entspre chend niedrige Wasserstände bei entgegengesetztem Windstau auf (SE). Dieser Zu