3 Physikalische Ozeanographie 54 Nordseezustand 2003 3.2 Seegang Seegang ist der durch Windenergie erzeugte Schwingungszustand der Meeresober fläche. Er setzt sich aus Windsee und Dünung zusammen. Die Wellenhöhen der Windsee sind abhängig von der Windstärke, der Wirkdauer des Windes und der Windstreichlänge (Strecke, über die der Wind auf die Meeresoberflä che wirkt; engl. >Fetch<). Dünung ist »alter« Seegang aus entfernten Sturmgebieten, der sich über große Distanzen unabhängig vom lokalen Wind ausbreitet. Dünungs wellen sind im Gegensatz zur Windsee abgerundet und können im Atlantik Wellenlän gen von mehr als 200 m erreichen. Als Maß für die Stärke des Seegangs wird die si gnifikante oder auch kennzeichnende Wellenhöhe (SWH) verwendet, die als mittlere Wellenhöhe des oberen Drittels der Wellenhöhenverteilung definiert ist. Die Hauptdatenbasis für die in diesem Abschnitt präsentierten Ergebnisse bilden si mulierte Seegangsdaten, die mit dem operationeilen Wellenvorhersagemodell >WAM< (WAMDI Group 1988) des Deutschen Wetterdienstes (DWD) generiert wurden. 3.2.1 Saisonale geographische Seegangsverteilungen Das saisonale Seegangsklima in den Jahren 2003 und 2002 wurde durch die mittlere signifikante Wellenhöhe und die Hauptrichtung von Windsee und Dünung charakteri siert (Abb.3-7 und Abb.3-8). Beide Verteilungen beruhen auf Auswertungen der See gangsvorhersagen des DWD. Die grundsätzlichen saisonalen Unterschiede mit maximalen Wellenhöhen im Winter und geringsten Wellenhöhen im Sommer erklären sich aus entsprechenden Windver hältnissen (vgl. Abschnitt2.3, S. 35). Die Wellenhöhen nehmen stets von Norden, wo die Verhältnisse stark vom Atlantikseegang geprägt sind, zur flacheren südlichen Nord see ab. Die großräumigen Verteilungen der mittleren Wellenhöhe waren in beiden Jahren - jedoch insbesondere im Frühjahr - ähnlich. Insgesamt traten im Herbst und Winter des Jahres 2003 geringere Wellenhöhen als im Vorjahr ein, während für das Sommerquartal das Gegenteil zutrifft. Die Dünung kam fast immer aus dem Atlantik von Nordwesten. Eine Ausnahme bildet das Herbstquartal 2002 mit vorwiegend nordöstlicher Dünung. Die Richtung der Wind see stimmt meist mit der Windrichtung überein; die saisonalen Unterschiede zwischen beiden Jahren waren hier stärker ausgeprägt und traten ebenfalls im Herbst am deut lichsten hervor. Im südlichen Teil der Nordsee kam die Windsee im Herbst 2003 aus W bis NW, im entsprechenden Quartal des Vorjahres aus fast entgegengesetzter Richtung (SE). Dieser markante Unterschied steht in ursächlichem Zusammenhang mit gegensätzlichen Windrichtungen im Herbst beider Jahre (vgl. Abb. 2-7,5.37). Jahresstatistiken für 2002 und 2003 werden an drei Positionen in Tab. 3-2 der WASA- Langzeitstatistik gegenübergestellt (Günther et al. 1997). Zur geographischen Lage der ausgewählten Stationen in der südlichen, zentralen und nördlichen Nordsee vgl. Abb.3-7, JFM-Quartal. Sowohl die mittleren signifikanten Wellenhöhen als auch die 90%-Perzentile blieben in beiden Jahren und an allen drei Stationen unterhalb der langjährigen Mittelwerte. Allerdings wurden die maximalen Wellenhöhen des Zeit raums 1955 -1994 bei der Euro- und Ekofisk-Plattform im Jahr 2002 um mehr als 2 m übertroffen. Die extreme Wellenhöhe von 13.2 m bei Ekofiskwar Folge des Sturmtiefs >Jennifer<, das Ende Januar 2002 über der Nordsee lag (s. Tab. 2-3,5.33). In Verbin-