Modellierung von Schwebstofftransporten in Nordsee und Ostsee 5 1 Einführung Die Kenntnis der Schwebstoffverteilung (SPM, suspended particulate matter) ist eine wichti ge Voraussetzung, um den ökologischen Zustand der Nordsee beschreiben bzw. prognosti zieren zu können. Die SPM-Konzentration im Wasser reguliert zum einen die Eindringtiefe des Lichts und ist damit ein Parameter, der die Primärproduktion des Planktons wesentlich beeinflusst. Zum anderen üben die Sedimente der Nordsee für die Nährstoffdynamik eine Pufferfunktion aus und stellen sowohl Quellen als auch Senken für Nährstoffe dar. Die Be stimmung der Ausbreitung des Schwebstoffs ermöglicht zudem Aussagen über den Verbleib von an partikulären Teilchen gebundenen Schadstoffen. Deshalb wurde das BSH-Ausbreitungsmodell für gelöste konservative Stoffe (Müller-Navarra et al., 1999, Dick et al., 2001, Nies et al., 2003) um Modellkomponenten zur Berechnung der vertikalen Verteilung und horizontalen Ausbreitung von Schwebstoffen ergänzt. Der vorliegende Bericht beschreibt zunächst die wichtigsten Prozesse, die für die Berech nung von Schwebstoffkonzentrationen von Bedeutung sind, sowie deren Umsetzung im Mo dell. Auf die Umsetzung der Advektion im Modell wird hier jedoch nicht näher eingegangen, da diese bei Kleine (1994) bereits ausführlich beschrieben ist. Im zweiten Teil des Berichts werden einige Fallbeispiele für typische Anwendungen im BSH vorgestellt. In Kapitel 2 werden Modellansätze zur Beschreibung der SPM-Austauschprozesse (hervor gerufen durch Seegang und Strömung) sowie die notwendigen Eingabe-Informationen des SPM-Gehalts im Boden (Kapitel 3.1) und der Einträge durch die Flüsse (Kapitel 3.2) darge stellt. Kapitel 4 enthält qualitative und quantitative Untersuchungen zur Lage und Ausbrei tung von Schwebstoffwolken, Simulation von kleinräumigen Prozessen und von fiktiven Un fallszenarien für an Schwebstoff gebundene Schadstoffe. 2 Berechnung von Schwebstoffaustauschprozessen Als Grundlage zur Berechnung der Verteilung von partikulärem Material diente die bei der GKSS vorliegende Beschreibung und Formulierung der vertikalen Schwebstoff-Austausch- Prozesse, implementiert in einem quasi-3D Programm (Pleskachevsky et. al., 2001 und 2002). Diese Prozesse beinhalten Erosion, Sedimentation, Resuspension, Diffusion und Bioturbati- on. Die durch Strömung und Seegang bewirkten vertikalen Austauschprozesse im Boden und in der Wassersäule wurden in der neuen Subroutine spm des Euler’schen Ausbreitungsmo dells des BSH zusammengefasst. Vorbereitende Module enthalten die Initialisierung des Schwebstoffs im Boden und in der Wassersäule, die in dem erweiterten Vorprogramm konz_init erfolgt, die Berechnung der benötigten Seegangsparameter signifikante Wellenhöhe, Peak-Periode und mittlere See gangsrichtung in der Subroutine wave, Erosionsprozesse an den englischen Kliffs in der Subroutine cliff und Schwebstoff-Einträge durch die Flüsse in der Subroutine rand_q.