58 BSH Ozeanographischer Zustandsbericht Obwohl eine Regimeanalyse wie für die Oberflächentemperatur (vgl. Abschnitt 2.3.4 und Abb. 2-11) bislang nicht durchgeführt wurde, würde eine solche wohl (wenigstens) für die vergangenen 30 Jahre zu ähnlichen Ergebnissen führen, nämlich dergestalt, dass die Warm- und Kaltphasen in diesem Zeitraum mit salzreichen und salzarmen Phasen korrespondieren. Besonders augenfällig ist das abrupte Ende der sehr frischen Dekade der 1980er Jahre, dem extrem salzarme Bedingungen unmittelbar vorausgingen, und das zeitgleich mit dem spon tanen Übergang zur gegenwärtigen Warmphase eintrat. Die seither andauernde salzreiche Phase zeichnet sich besonders durch anomal hohe Werte im Sommerhalbjahr aus. Darüber hinaus fällt eine graduelle Vorverlegung des saisonalen Minimums vom Frühjahr in den Winter auf. In welchem Umfang sich diese Besonderheiten aus der NAO erklären lassen, muss an die ser Stelle unbeantwortet bleiben. Inwieweit sich die sog. Great Salinity Anomaly (Dickson et al. 1988) in der geschilderten Entwicklung manifestiert, ist eine mit der vorausgehenden in Zusammenhang stehende, ebenso interessante Frage, zumal der Übergang zum salzarmen Regime um 1976 sich etwa zeitgleich mit der Annäherung der GSA an den europäischen Kontinent ereignete. 3.4 Temperaturschichtung an MARNET-Stationen ln der Deutschen Bucht bestand das Marine Umweltmessnetz des BSH (MARNET) im Jahr 2002 aus den drei Stationen UFS Deutsche Bucht, TW Ems und NSB II, deren Positionen aus Abb. 2-1 ersichtlich sind. Auf diesen unbemannten Stationen wurden u. a. Temperatur und Salzgehalt in unterschiedlichen Tiefenniveaus stündlich gemessen und via Satellit in Echtzeit an das BSH übermittelt. Wegen technischer Probleme (Biofouling, Zusammenbruch der Stromversorgung und/oder der Kommunikation, etc.) waren die Zeitreihen im Jahr 2002 lückenhaft. Zusätzlich zu den MARNET-Daten liegen werktägliche Oberflächenbeobachtun gen der Biologischen Anstalt Helgoland (BAH/AWI) vor. Die Deutsche Bucht lässt sich als relativ homogenes Gebiet bezüglich langfristiger Veränderungen durch die Helgoländer Reihe beschreiben (Becker und Kohnke 1975). Zur Beschreibung kurzfristiger Ereignisse, wie etwa die Ausbreitung des Elbehochwassers, sind die MARNET-Daten unverzichtbar, zumal sie im Gegensatz zur Helgoländer Reihe auch Informationen zur Vertikalverteilung von Temperatur und Salzgehalt bieten. Der Wegfall der MARNET-Station UFS ELBE 1 nach der Havarie im Jahr 1999 ist in diesem Zusammenhang ein schwerer Verlust, denn diese Station registrierte unmittelbar den Eintrag durch die Elbe in die Deutsche Bucht. Dargestellt werden die Isoplethen der Temperatur an den Stationen Deutsche Bucht, TW EMS und NSB II (Abb. 3-12). Die Jahresminima und -maxima an den drei Stationen liegen zwischen 5.1 und 6.1 °C sowie 20.1 und 20.8 °C. Die Temperaturschichtung setzt an allen Stationen Anfang Mai ein und wird ohne große zeitliche Ünterschiede im September bis Oktober abgebaut. Insgesamt ist die thermische Schichtung an den MARNET-Stationen im Jahr 2002 aber relativ schwach.