Nordsee und Deutsche Bucht 2002 BSH 35 2.6 Nährsalze Nährsalze wie Phosphat, Nitrat (Nitrit), Ammonium und Silikat sind Nährstoffe zum Aufbau des Phytoplanktons (der im Meer treibenden mikroskopisch kleinen einzelligen Algen), auf dessen Biomasseproduktion die gesamte marine Nahrungskette basiert. Durch anthropo gene Einflüsse erhöhte Nährsalzkonzentrationen in Küstennähe können zunächst zu Algen blüten führen, die u. U. auch giftige Arten enthalten. Im weiteren Verlauf können Algenblüten indirekte Ursache für Sauerstoffmangel im Bodenwasser sein, der nach dem Absterben der Algen durch Abbauprozesse entstehen kann. Die erhöhten Flusswassereinträge (vgl. Abb. 3-16) aber auch der wieder stärkere Einfluss des Nordatlantik auf die Nordsee (vgl. Abb. 2-12) legen die Vermutung nahe, dass im Jahr 2002 ein erhöhter Transport von Nährstoffen in die Nordsee 1 stattgefunden hat. Eine quan titative Aussage hierzu ist beim derzeitigen Kenntnisstand, bzw. wegen der dünnen Daten lage und der hohen raumzeitlichen Variabilität der Nährstoffe nicht möglich. Nur ein verstärk tes Monitoring auch außerhalb der Küstengewässer und die Entwicklung leistungsfähiger Ökosystemmodelle werden hier Abhilfe schaffen können. Im Folgenden werden Nährstoffdaten aus verschiedenen Messkampagnen und Datenquellen präsentiert. Die Einschätzung der Nährstoffsituation im Jahr 2002 stützt sich dabei wesentlich auf den Vergleich mit langjährigen Mittelwerten für den Zeitraum 1984-2000, die im Nutrient Atlas of the Central and Northern North Sea publiziert wurden (Brockmann und Topcu 2002). 2.6.1 Winter 2002 Wie in den Vorjahren wurden im Rahmen des International Bottom Trawl Survey (Young Fish Survey) des ICES auch im Januar/Februar 2002 in mittleren und nördlichen Gebieten der Nordsee Proben für die Nährsalzanalyse genommen und fixiert. Diese Proben wurden später in Hamburg analysiert. Zur Wahrung quasi-synoptischer Verhältnisse wird vom IBTS hier nur der Datensatz des FS Walther Herwig (Reise 236) herangezogen und durch die Analysen des BSH aus der jährlichen Winteraufnahme der Deutschen Bucht (FS Gauss, Reise 377) ergänzt. Basis der anschließenden Diskussion sind die geographischen Nährsalzver teilungen, die für die Oberfläche und die bodennahe Schicht gezeigt werden (obgleich die vertikalen Unterschiede in der winterlichen, durchmischten Nordsee eher gering sind). Phosphat Die Phosphatkonzentrationen in der zentralen und nördlichen Nordsee lagen mit 0.6 - 0.7 pmol/l im Bereich des langjährigen Mittels, in begrenzten nördlichen Bereichen bei 0.7 - 0.8 pmol/l und an der schottischen und dänischen Küste bei 0.5 - 0.6 pmol/l {Abb. 2-16). Die minimalen Werte bei den Fischerbänken und in der äußeren Deutschen Bucht sind vermutlich ein Effekt der winterlichen Primärproduktion über der Doggerbank (Brockmann und Wegner 1985, Brockmann und Topcu 2002). Da die Doggerbank im Winter 2002 nicht beprobt wurde, lässt sich diese Hypothese jedoch nicht substantiieren. Hohe Konzen trationen >1 pmol/l vor der schleswig-holsteinischen Küste spiegeln vor allem den Eintrag durch die Elbe wider, deren Flussfahne sich nordwärts ausbreitete. 1 1 Die Nährsalzkonzentration des Nordatlantikwassers ist natürlich niedriger als diejenige der eutro- phlerten Küstenzonen. Die Menge der einströmenden atlantischen Wassermassen Ist jedoch derart beträchtlich, dass der Nitrateintrag in die Nordsee denjenigen über die Flüsse um etwa das vierfache übertrifft (Laane 1996, Becker 2002).