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BSH 
Ozeanographischer Zustandsbericht 
schiede auch durch biologische Produktion und Remineralisierung oberhalb bzw. unterhalb 
der Sprungschicht bedingt. Diese entgegengesetzten biologischen Prozesse werden auch 
anhand vertikaler Sauerstoffsättigungsschnitte dokumentiert. Insgesamt lagen die Nährsalz 
konzentrationen meist im Bereich der langjährigen Mittelwerte des Zeitraums 1984-2000. Die 
höchsten Konzentrationen wurden generell im Seegebiet Deutsche Bucht angetroffen. 
Deutsche Bucht 
Die Zustandsbeschreibung der Deutschen Bucht beruht auf lokalen Beobachtungen und 
Modellsimulationen, deren Repräsentativität für das Seegebiet mit der Länge des Mittelungs 
zeitraums wächst. Eine Ausnahme bildet die hier präsentierte Zirkulationsstatistik, die auf 
einer subjektiven Klassifizierung täglicher oberflächennaher Strömungsfelder des BSH-Mo- 
dells beruht. Das zyklonale Strömungsmuster trat auch 2002 mit etwa 40% am häufigsten 
auf, war aber gegenüber den Vorjahren durch eine ungewöhnlich stabile Phase zu Jahresbe 
ginn gekennzeichnet, die als Folge einer starken Westwindzirkulation (NAO + ) zu gelten hat. 
Wind- und Seegangsverhältnisse werden mit Windmessungen am Feuerschiff Deutsche 
Bucht, Seegangsdaten des DWD-Modells für diese Position sowie Seegangsmessungen bei 
Helgoland dokumentiert. Die Richtungsverteilungen für Wind und Seegang waren einander 
ähnlich und zweigipflig. Die Windverteilung zeigte ein breites Maximum, das sich von S bis 
W erstreckte, und ein schärferes für Winde aus östlichen Richtungen (ENE bis ESE). Höhere 
und extreme Geschwindigkeiten bis zu 25 m/s gingen mit Richtungen zwischen SW und NW 
einher. In diesen Sektoren wurden auch die größten Wellenhöhen von 7-8 m beobachtet. 
Oberflächentemperatur (SST) und -Salzgehalt (SSS) werden anhand der bis 1873 zurückrei 
chenden Zeitreihen von Helgoland Reede bewertet. 2002 war das zweitwärmste Jahr seit 
Beginn der Messungen. Das Jahresmittel von 11.0 °C stimmt mit demjenigen für die Nordsee 
identisch überein. Ferner besteht exzellente Übereinstimmung beider Zeitreihen im gemein 
samen Zeitbereich (1968-2002) bzgl. wechselnder Kalt- und Warmphasen. Die seit 1989 an 
dauernde Warmphase ist die längste und intensivste seit 130 Jahren für Helgoland. Dieses 
Ergebnis gilt mit großer Sicherheit auch für die Nordsee insgesamt. Die statistische Abhän 
gigkeit der SST von der NAO ist nicht-stationär und nur für das Winterhalbjahr nachweisbar.- 
Zu signifikanten Überschreitungen der Langzeitmittel kam es bei den Abflussraten nicht nur 
ab August, sondern auch - und zwar verfrüht - im Spätwinter 2001/2002. Die Salzgehalte 
bei Helgoland waren deshalb im Herbst und Winter anomal niedrig, während sie in der 
übrigen Zeit des Jahres über den Normalwerten lagen. Die jahreszeitliche SSS-Entwicklung 
zeigt daher für 2002 einen gegenüber dem klimatologischen Jahresgang gegensinnigen Ver 
lauf, bzw. eine Phasenverschiebung von sechs Monaten. Dieser Verlauf ist charakteristisch 
für das gegenwärtige salzreiche Regime, das ebenfalls 1989 einsetzte. Salzreiche und 
frische Phasen korrespondieren offenbar - mindestens in den vergangenen 40 Jahren - mit 
den für die SST festgestellten Warm- und Kaltregimes. Möglicherweise gilt dies für die Nord 
see insgesamt. 
Der Jahresgang der Nährsalzkonzentrationen wird durch automatische Analysen an der 
MARNET Station Deutsche Bucht belegt. Hohe Niederschläge und Abflussraten führten im 
Februar zu steilen Konzentrationsanstiegen, die mit dem lokalen Salzgehalt invers korrelie 
ren. Die Auswirkungen des Elbehochwassers vom August sind wegen des mehrwöchigen 
Ausfalls der Analysatoren ab 17. September kaum nachvollziehbar, die Salzgehaltsmessun 
gen in der zweiten Jahreshälfte aufgrund der Biofouling-Problematik von zweifelhaftem Wert. 
Auslöser des Elbehochwassers war eine Vb- oder Hintertür-Zyklone, die vom Atlantik einen 
Umweg über das Mittelmeer einschlug, die Ostalpen passierte und am 12. August über Ost 
deutschland stationär wurde. Stürmische nordwestliche Winde auf der Rückseite des Tief 
druckwirbels führten infolge des Staueffekts im Luv der Mittelgebirge zu einer Verdopplung 
der Niederschläge. Die Flutwelle erreichte am 4. September als Salzgehaltssignal Helgoland 
Reede. Ein sekundäres Minimum trat hier am 20. September ein und signalisiert die Rück 
kehr der frischen Wassermassen aus Norden aufgrund einer zwischenzeitlichen Umstellung 
des Wind- und Strömungsfeldes.