65
Kapitel 4
Niederfrequente Variabilität entlang W0CE/A2
4.1 Variabilität der thermohalinen Struktur entlang von Isobaren und
neutraler Flächen
Die zeitliche Abdeckung der fünf Realisierungen des WOCE-Schnitts A2 ermöglicht aufgrund
der konsistenten räumlichen (horizontalen und vertikalen) Auflösung eine Aussage über die
interanuelle Modifikation der thermohalinen Struktur der 90er-Jahre. Ist die jährliche und
zwischenjährliche Variabilität abgeschätzt, lassen sich, im Vergleich mit den zwei früheren
hydrographischen Aufnahmen, die Veränderungen der thermohalinen Struktur auf klimarele
vanten dekadischen Zeitskalen einordnen. Ebenso besteht die Möglichkeit, der Frage nachzu
gehen, welche physikalischen Mechanismen die Modifikation der einzelnen Wassermassencha
rakteristika auf den unterschiedlichen Zeitskalen kontrollieren bzw. welche Antriebsfelder für
die Modifikationen verantwortlich sind. Dabei gilt es generell die Frage zu beantworten, wie
die Änderungen des Dichtefeldes der oberflächennahen Schicht in den Entstehungsregionen
der einzelnen Wassermassen, in der die Erhaltung der potentiellen Vorticity (siehe Kapitel
1.1.) nicht gewährleistet ist, vom quasi-stationären Ozean balanciert werden.
Die geographische Verteilung von Wärmezu- und -abfuhr, Niederschlag und Verdunstung und
mechanischer Energie (aufgrund des vorherrschenden Windfeldes) ruft in der oberflächenna
hen Schicht des Ozeans einen Zyklus von Vermischung und Homogenisierung hervor (z.B.
turbulente Vermischung durch Konvektion und “mechanisches Rühren”) [Marshall et ai,
1999]. Dadurch ändern sich sowohl die Eigenschaften der Wassermassen als auch das Volu
men der durchmischten Schicht. Dichteänderungen an der Ozeanoberfläche können demnach
durch Auftriebsänderungen verursacht werden oder adiabatisch (mechanisch). Der Auftrieb
hat zwei Komponenten - eine thermische und eine haline; die thermische beträgt ca. zwei
Drittel und die haline ein Drittel [Speer et al., 1995].
Um mögliche physikalische Mechanismen zu identifizieren, die zeitliche und räumliche Dif
ferenzen der thermohalinen Struktur zwischen wiederholten hydrographischen Schnitten er
klären, greifen Bindoff und McDougall [1994] auf eine Methodik von Pingree [1972] zurück.
Voraussetzung ist dabei, dass geänderte Auftriebsbedingungen an der Ozeanoberfläche advek-
tiv und nicht diffusiv balanciert werden. Die Autoren zerlegen in ihrem impliziten “Ventila-
tionsmodell” den atmosphärischen Antrieb an der Ozeanoberfläche in drei Komponenten. Die
erste Komponente beschreibt die Reaktion des Ozeans auf Änderungen des Wärmeaustau