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Einleitung
In den vergangenen Jahrzehnten rückte das Klima der Erde, bedingt durch die Beobachtung
ansteigender Treibhausgaskonzentrationen in der Atmosphäre und deren besorgniserregen
de Interpretation als anthropogener Beitrag zu einer globalen Erwärmung, verstärkt in den
Vordergrund des öffentlichen und wissenschaftlichen Interesses. Eine zentrale Frage bei der
Diskussion über die Variabilität des globalen Klimasystems ist, wie sich eine mögliche an
thropogene von der natürlichen Klimavariabilität unterscheidet. Letztere lässt sich jedoch nur
schwer bestimmen, da sich das Klima der Erde als Ergebnis der Wechselwirkungen von Kom
ponenten darstellt, deren energetische Raum- und Zeitskalen stark differieren. Über längere
Perioden von Jahren bis zu Jahrzehnten in größeren Tiefen und höheren geographischen
Breiten, spielt der Ozean die entscheidende Rolle bei der Regulierung des Kimas der Erde
und seiner Variabilität [Necdler, 1992].
Für das Klima der Erde ist das Gleichgewicht zwischen den Transporten von Energie und
Süßwasser im Ozean und in der Atmosphäre entscheidend. Die funktionale Abhängigkeit der
solaren Einstrahlung von der geographischen Breite führt zu horizontalen Temperaturgradi
enten innerhalb der Atmosphäre. Ozeanische Strömungen gleichen diese Differenzen aus. Die
globale Verteilung von Niederschlags- und Verdunstungsregionen und der Süßwassertrans
port festländischer Abflüsse wird durch einen meridionalen Süßwassertransport im Ozean
kompensiert. Diese globale Energie- und Süßwasserbilanz koppelt den Ozean und die Atmo
sphäre physikalisch miteinander. Die Prozesse im Ozean stellen darin die Reaktion auf den
externen Antrieb der Atmosphäre dar. Im globalen Klimasystem übernimmt der Ozean jedoch
nicht nur eine passive, sondern häufig auch eine aktive Rolle. Die oberen Meter des Ozeans
besitzen die gleiche Wärmekapazität, wie die gesamte Atmosphäre (ca. 8 km) darüber. Durch
diese “thermische Trägheit” kann der der Ozean leicht Wärmeänderungen der Atmosphäre
sowohl absorbieren und speichern als auch in der Atmosphäre anregen [Killworth, 1998].
Durch die Speicherung der solaren W’ärmemenge im Sommer und der Abgabe im folgenden
Winter mäßigt der Ozean die Extrema des Klimas auf die gleiche Weise, wie die Ozean
zirkulation durch den meridionalen Wärmetransport* die klimatischen Differenzen zwischen
höheren und niederen Breiten ausgleicht [Bryan und Lewis, 1979]. Wechselwirkungsprozesse
zwischen Ozean und Atmosphäre prägen den, von den Strömungen transportierten, Wasser
massen an der Wasseroberfläche verschiedene Charakteristika auf, wie z.B. Temperatur- und
Salzgehaltsanomalien. Interne ozeanische Vermischungsvorgänge modifizieren diese Charak
teristika, wodurch wiederum Prozesse innerhalb der Atmosphäre beeinflusst werden.
Der erste eindeutige Nachweis der aktiven Rolle der Ozeanzirkulation bei der Erzeugung
niederfrequenter (langperiodischer) Variabilität im Ozean sind tiefreichende Temperaturan
omalien in der durchmischten Schicht des westlichen Randstroms im Nordatlantik, welche
‘Zur Terminologie des ozeanischen Wärmetransports siehe Kapitel 1.2.