81
Erhöhte Turbulenz ist vermutlich auch der Grund für ein weiteres, häufig auf dem Flach vor
der Insel Amrum anzutreffendes Schwebstoffmaximum. Es nimmt in wechselnder Ausbildung
mal den gesamten Flachwasserabschnitt ein; häufig konzentriert es sich jedoch auf den
Übergangsbereich von der tiefen Rinne zum flachen Wasser (Abb.49,50). Welche Kräfte hier
für die Anreicherung von Schwebstoffen verantwortlich sind, konnte auf der Basis der
vorhandenen Daten nicht geklärt werden. Denkbar sind einerseits seegangsbedingte,
turbulente Aufwirbelungsvorgänge, deren Intensität besonders am Übergang vom tiefen zum
flachen Wasser vergleichsweise hoch sein sollte. Andererseits tritt dieses Phänomen auch bei
ruhigen Bedingungen auf und zeigt eine gewisse tideabhängige Variabilität in der Form der
Ausbildung. Von Bedeutung ist in diesem Zusammenhang, daß der Randbereich der Rinne
eine Übergangszone zu ausgedehnten Flachwassergebieten bildet, Abschnitten also, die im
Wattenmeer oft durch höhere Schwebstoffgehalte gekennzeichnet sind. So könnte es im
Grenzbereich zwischen den Wassermassen der Rinne und des Flachs zu advektiven,
tidegesteuerten Bewegungen kommen, wie sie beispielsweise im Bereich einer Front oder
Stromkante auftreten..
4.43 Schlußfolgerungen aus den Schwebstoffmessungen
Zusammenfassend betrachtet, haben die Ergebnisse gezeigt, daß das großräumige
Schwebstoffverteilungsmuster im Hörnum-Tief in der für Wattgebiete typischen Weise
aufgebaut ist. Die niedrigsten Konzentrationen kommen in den seewärtigeren Bereichen vor,
während die inneren Abschnitte durch höhere Feststoffgehalte gekennzeichnet sind. Dieses
Verteilungsmuster ist das Ergebnis tidebedingter Anreicherungsprozesse, wie sie
zusammenfassend von Dronkers [1984] beschrieben werden.
Darüber hinaus hängen räumliche Verteilung und Gehalt an suspendierten Sedimenten von
zahlreichen, sich überlagernden, teils periodischen und teils zufälligen Prozessen ab. Eine
Charakterisierung kurzperiodischer Vorgänge, wie sie beispielsweise durch Seegang (einzelne
Welle oder Wellengruppe) hervorgerufen werden, oder von Effekten, die zufällig eingetreten
sind, ist aufgrund der komplexen Wirkgefüge auf der Basis der vorhandenen Meßergebnisse
nicht möglich.
Der wichtigste längeiperiodische Prozeß, der die Verteilungsmuster der Schwebstoffe prägt,
ist der Transport durch den Tidestrom. Der hiermit verbundene Sedimenttransport wird
überlagert von ebenfalls tidebedingten, allerdings kürzerperiodischen Sedimentations- und
Resuspensionsvorgängen, welche in Abhängigkeit von der Strömungsgeschwindigkeit zu
lokalen Änderungen der Schwebstoffkonzentration beitragen. Beide Vorgänge konnten durch
die Messungen als charakteristische Eigenschaften des Transports feinkörniger Sedimente
erfaßt und beschrieben werden.
Zu den wiederkehrenden jedoch nur mittelbar tidebedingten Eigenarten des
Schwebstofftransports, ist ebenfalls die Mobililisierung von Sedimenten durch Brandung auf
den Theeknopssänden zu rechnen. Durch diesen Vorgang, der abhängig ist von Seegang und
Wasserstand, werden sowohl feinkörnige Schwebstoffe als auch gröberkörnige Sande
[Ahrendt ,1992] in das Hörnum-Tief verfrachtet.
Lokale Eigenarten sind es auch, die dort wo der innere Abschnitt des Hörnum-Tiefs, die
gemeinsame Rinne von Wester- und Osterley und das Eidumtief Zusammentreffen sowie am
Rande der Amrumer Schulter immer wieder zu Anreicherungen von suspendierten
Sedimenten führen. Die übergreifende Interpretation der Meßergebnisse hat gezeigt, daß diese