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Trift- und Tideströmungen zusätzlich einige hundert Meter weit in den Querschnitt der
Gezeitenrinne eingetragen. Die sich in diesem Zusammenhang und im Hinblick auf die
morphologische Stabilität der Hörnum Odde aufdrängende Frage, ob diese Sedimente von den
Tideströmungen in der Rinne weitertransportiert werden, ist auf der Basis der vorhandenen
Ergebnisse leider nicht zu klären. Auch die Auswertung der Längsschnittmessungen gibt
hierüber keinen Aufschluß, da die auf der Westseite der Rinne beobachteten
Schwebstoffwolken nur in ganz wenigen Ausnahmefällen am seewärtigsten Rand der
Längsschnitte in Erscheinung traten. Denkbar ist jedoch, daß das Material, ausgehend vom
Westhang der Rinne, einem Transportband folgt, das durch den eher in der Rinnenmitte
verlaufenden Längsschnitt nicht berührt wird.
Das Verteilungsmuster entlang der Längsschnitte zeigte sich, zumindest bei den während der
Meßkampagnen erfaßten Starkwindereignissen, relativ unbeeinflußt von Seegangseinflüssen.
Erhöhte Konzentrationen waren, solange noch gemessen werden konnte, nicht feststellbar. Im
Fall des 21.10.96, als seegangsbedingt nur noch auf dem Längsprofil gearbeitet werden
konnte, traten gleichförmig über den gesamten Schnitt sogar nur außergewöhnlich geringe
Konzentrationen auf. Der sonst vorzufindende laterale Gradient der Schwebstoffverteilung
war nicht vorhanden. Er bildet sich erst wieder aus, wenn bei nachlassendem Windeinfluß das
schwebstoffreiche Wattenwasser in die Rinne drängt (Abb. 49). Dieses Ergebnis deckt sich
gut mit Erfahrungen aus dem Nordsylter Wattenmeer [Austen ,1996].
Der Einfluß des Seegangs wirkt sich aber nicht nur auf das räumliche Verteilungsmuster der
suspendierten Sedimente aus, sondern führt auch zu einer gravierenden Überprägung der
zeitabhängigen Schwebstofführung, die durch den Wechsel des Tidestroms und die
großräumige Schwebstoffverteilung bestimmt wird. Ein anschauliches Beispiel dafür liefert
wiederum die Abbildung 50. Sie zeigt, daß im Bereich des Meßquerschnitts die höchsten
Konzentrationen nicht mehr wie bei durchschnittlichen Wetterlagen in der zeitlichen Nähe
zum Tideniedrigwasser Vorkommen. Sie treten vielmehr dann auf, wenn bei entsprechendem
Wind und Wasserstand die Brandung auf den Theeknopssänden zur Aufwirbelung und zum
Transport von Sedimenten führt. Eine genauere zeitliche Zuordnung zum generellen Verlauf
der Tide soll hier allerdings unterbleiben. Ihre Gültigkeit wäre lediglich auf den jeweils
untersuchten Emzelfall beschränkt, da durch das Wechselspiel verschiedener Einflußgrößen,
wie Windrichtung, Windstärke, Windwirkdauer, Windstauverhältnisse, Tidephase, lunarer
Tidezyklus, örtliche Exposition, differierende Materialzusammensetzung usw. ein derart
komplexes Wirkgefüge entsteht, das sowohl qualitativ als auch quantitativ nur unzureichend
zu beschreiben ist.
Neben den zeitlich, raum-zeitlich und seegangsbedingten Variationen der Schwebstofführung
kommen auch solchen Effekte vor, die an bestimmte Lokalitäten gebunden zu sein scheinen.
Dazu gehört z.B. das fast immer im Mittelabschnitt des Längsschnitts zu beobachtende
Schwebstoffmaximum (z.B. in Abb.49). Dieser Bereich der Wattstromrinne, wo der innere
Abschnitt des Hörnum-Tiefs, die gemeinsame Rinne von Wester- und Osterley und das
Eidumtief Zusammentreffen, zeichnet sich durch vergleichsweise geringe Wassertiefen und
feinkörnigere Rinnensedimente [Ahrendt 1992] aus. Die Tatsache, daß hier bei allen
Messungen eine Anreicherung von suspendierten Sedimenten festgestellt wurde, scheint
darauf hinzuweisen, daß durch die sich aufspaltenden oder auch zusammenfließenden
Strömungen der Turbulenzgrad im Wasser hoch sein muß. Diese Vermutung deckt sich
zudem gut mit Erfahrungen, die während der Schiffsmessungen gesammelt wurden. So waren
in diesem Abschnitt ausgeprägte Schwebstoffwolken, Übergangszonen zwischen
verschiedenen Wasserkörpern (Fronten bzw. Stromkanten) und Bereiche mit "Kabbelwasser"
zu beobachten. Erhöhte Turbulenz, sich überlagernde Transportbahnen der Nebenrinnen
sowie die Verbreitung vergleichsweise feinkörniger Sedimente scheinen somit für die
Ausbildung dieser relativ ortsfesten Trübungszone verantworlich zu sein.