Skip to main content

Full text: 62: Die Auswirkungen des Kernkraftwerkunfalles von Tschernobyl auf Nord- und Ostsee

Einleitung 
Vor dem Reaktorunfall in Tschernobyl wurde die Konzentration an 
künstlichen Radionukliden in der Nordsee im wesentlichen durch die 
Einleitung der Kernbrennstoff-Wiederaufarbeitungsanlage in La Hague 
(Frankreich) und Sellafield (Großbritannien) beeinflußt. In die Ost- 
see wurden diese Radionuklide nur zu einem geringen Teil durch be- 
sondere Wetterlagen und hydrographische Bedingungen verfrachtet, so 
daß das radioaktive Inventar der Ostsee durch den Kernwaffen-Fallout 
der sechziger Jahre bestimmt war. 
Die Ostsee ist durch ihre im Vergleich zur Nordsee sehr viel längere 
Wasser-Erneuerungszeit als ein für Umweltverschmutzungen weniger be- 
lastbares Meer zu betrachten. Bei den weiteren Überwachungsaufgaben 
des DHI ist diese Eigenschaft zu berücksichtigen. 
Der Unfall von Tschernobyl hat das Inventar der Umwelt an künstli- 
chen Radionukliden erheblich erhöht und verändert. Deshalb wurde es 
auch im Meeresbereich notwendig, neben der Untersuchung auf mög- 
liche unmittelbare Gefährdungsquellen eine Übersicht über die Radio- 
aktivitätsverteilung im Meer zu erstellen, um Aussagen über langfri- 
stige Wirkungen treffen zu können. 
Im folgenden Bericht sollen die wesentlichen Untersuchungsergebnisse 
der ersten Wochen und Monate nach dem Unfall dargestellt und inter- 
pretiert werden. Die bis zum Jahresende 1986 ermittelten Meßdaten 
erlauben eine erste Bewertung der Auswirkungen auf den Meeresbereich 
von Nord- und Ostsee, 
Übersicht über die durchgeführten Messungen 
Der Eintrag des Fallout von Tschernobyl in das Meer erfolgte zu- 
nächst über die Atmosphäre, wodurch eine großflächige und zeit- 
gleiche Überwachung erforderlich wurde. Nach Bekanntwerden des 
Unfalls entnahm daher das DHI vorsorglich an mehreren Positionen in 
Nord- und Ostsee Wasserproben, um sie schnellstmöglich auf radioak- 
tive Kontamination zu untersuchen. Gleichzeitig durchgeführte Aero- 
soluntersuchungen in Hamburg ergaben Aufschluß über den Zeitpunkt 
des Eintreffens der radioaktiven Wolke und über die Nuklidzusammen* 
setzung. 
Das radiologische Meßnetz des DHI lieferte die ersten Informationen 
über radioaktive Niederschläge in das Meer. Ab diesem Zeitpunkt wur- 
den an verschiedenen Meßnetzstationen in Nord- und Ostsee in kürze- 
cen Zeitabständen Wasserproben entnommen, die im Labor in Hamburg 
zunächst durch Messung der Brutto-Gammastrahlung nach Stärke der 
Rontamination eingestuft wurden. Höher kontaminierte Proben wurden 
daraufhin gammaspektroskopisch auf ihre Nuklidzusammensetzung unter- 
sucht. Durch starke Verdünnung und Vermischung mit tieferen Wasser- 
schichten im Meer nahm die Radioaktivitätskonzentration schnell ab. 
Deshalb war wenige Tage nach dem Eintrag eine gammaspektroskopische
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.