2 Hydrographisches Institut
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Die für die Veröffentlichungen notwendigen Unterlagen, wie z. B. das in Ber
lin verbliebene Nautische Archiv, waren größtenteils verlorengegangen oder
konnten mit der Post nicht herbeigeschafft werden, so daß umständliche und
langwierige Dienstreisen notwendig waren.
Die wenigen vorhandenen Druckereien waren durch andere Aufträge stark
überlastet und standen für die Arbeiten des Instituts nicht in dem notwendigen
Maße zur Verfügung. Papiermangel und ein starkes Facharbeitervakuum bei
den Druckereien verzögerten schließlich die zeitgerechte Herausgabe der fertigen
Manuskripte. Wichtige Arbeiten und Berichte mußten rekonstruiert werden.
Die Rückführung bzw. Beschaffung zahlreicher Instrumente und wertvoller
Spezialgeräte sowie ihre Sichtung, Überholung und Instandsetzung stellte sich
beim Beginn bzw. bei der Wiederaufnahme der Arbeiten als weiteres Hindernis
entgegen.
Ohne noch weiter in Einzelheiten zu gehen, soll mit den vorstehend skizzierten
Schwierigkeiten ein allgemeines Bild der Lage und der Verhältnisse gegeben
werden, wie sie z. Z. der Gründung des Instituts waren.
Es liegt auf der Hand, daß unter den geschilderten Verhältnissen die Arbeiten
des neuen Instituts nicht in vollem Umfange zu einem bestimmten Termin an-
laufen konnten. Vielmehr erfolgte dies nach und nach, entsprechend der Dring
lichkeit der vorliegenden Aufgaben, der personellen, materiellen und räum
lichen Möglichkeiten.
Die ersten Gruppen, die ihre Arbeit Wiederaufnahmen, waren die „Nachrichten
für Seefahrer" und der Gezeitendienst. Im Oktober 1945 erschien die erste Num
mer der „N. f. S." und der Gezeitenkalender für die Deutsche Bucht.
Im Juli 1945 wurde das Marineobservatorium (später Sektion II) mit dem
Forschungsschiff „Borgen" nach Hamburg verlegt, um die Arbeiten an Ort und
Stelle aufzunehmen. Auch Teile der Sektion I waren ab Herbst 1945 ebenfalls
in Hamburg.
Der Direktor des Instituts leitete von Kämpen aus die Vorarbeiten, bis er
Mitte November 1945 mit dem größten Teil seiner Mitarbeiter auch nach Ham
burg übersiedeln konnte.
Am 12. Dezember 1945 wurde der Name „Deutsches Maritimes Institut" in
„Deutsches Hydrographisches Institut" geändert und vom gleichen Tage an das
Institut selbst vom Alliierten Kontrollrat für Deutschland genehmigt sowie der
Aufsicht eines Direktorenrates aus amerikanischen, englischen, französischen
und russischen Vertretern unterstellt. Der britische Vertreter ist außerdem der
Manager des Instituts mit Sitz in Hamburg.
In dem Erlaß des „Board of Directors" des Deutschen Hydrographischen In
stituts heißt es bezüglich der Aufgaben des Instituts:
„Das Deutsche Hydrographische Institut ist gegründet worden, um
die für eine sichere Schiliahrt nötigen Dienste in deutschen Küsten
gewässern zu überwachen, wichtige Nachrichten für Seefahrer und
Sturmflut- und Eiswarnungen herauszugeben . . . Vom Institut werden
lediglich Arbeiten, welche sich im Rahmen der in den Potsdamer Ent
schlüssen niedergelegten Richtlinien halten, ausgeführt. Dies bedeutet