- Seite 9 -
Das DHI im Jahre 1963
den Gezeitentafeln angegebenen Eintritts Zeiten und -höhen der Hoch- und
Niedrigwasser für die deutschen Häfen berechnet wurden. Dank der Möglichkei
ten, die die elektronische Reehenanlage bietet, konnten jetzt auch stünd
liche Wasserstände nach diesem Verfahren erhalten werden. Dieses ist das
erste Mal, daß eine Berechnung den Verlauf stark verzerrter Seichtwasserge
zeiten wiedergibt. Damit werden sich die von Wind und anderen Ursachen her
rührenden Abweichungen des gegebenen Wasserstandes von den Gezeiten besser
verfolgen lassen, insbesondere welchen Anteil an diesen Abweichungen die lan
gen Wellen haben, die Tiefdruckgebiete außerhalb der Nordsee anregen, und
die bis zur deutschen Küste Vordringen. Der "Atlas der Gezeitenströme für
die Nordsee, den Kanal und die britischen Gewässer" erschien in Neubearbei
tung. Die Genauigkeit der Kurzwellen-Zeitzeichen und die der Signalabgabe
konnten merklich verbessert werden. Die Impulseinsätze werden jetzt durch
Verwendung von Halbleiter-Elementen geformt; die mechanischen Relais, über
die die Impulse zu den Sendern gelangen, wurden durch elektronische Schalt
elemente ersetzt. Dank dieser und weiterer Verbesserungen wurden seit Jahres
beginn die Zeitsignal-Korrekturen auf 0,001 Sekunden genau veröffentlicht,
wie es in der Spitzengruppe der Internationalen Zeitdienst-Institute neuer
dings üblich ist. Die erdmagnetischen, gravimetrischen und seismischen Un
tersuchungen des tieferen Untergrundes der Nordsee wurden in Zusammenarbeit
mit der Bundesanstalt für Bodenforschung weitergeführt. An den refraktions
seismischen Messungen war außer VPS "Gauß" und vier Kuttern erstmalig auch
ein Hubschrauber beteiligt. Die gravimetrischen Instrumente wurden weiter
entwickelt, und für die südöstliche Nordsee wurde eine Störungskarte nach
eigenen Messungen entwickelt. Die elektronische Hechenanlage IBM 1620 hat
sich hervorragend bewährt. Inzwischen liegen für die wichtigsten Arbeiten
mehr als 40 geprüfte Programme vor. An größeren Arbeiten wurden ausgeführt:
Analyse und Vorausberechnung der Gezeiten für die deutschen Nordseehäfen,
Vorausberechnung stündlicher Wasserstände für Cuxhaven, Berechnung der Ephe-
meriden für das Nautische Jahrbuch, Berechnung der Loranhyperbeln für das
Gebiet zwischen Grönland und Island, Berechnung der Hyperbeln für die nord-
britschen, englischen und nordschottischen Decca-Ketten im Gebiet der Nord
see. Der Einsatz des Eunkortungsverfahrens Decca-Hi-Eix-Systems für die Kü
stenvermessung wurde gemeinsam mit dem Leiter der Seevermessung und Vertre
tern beteiligter Bundesdienststellen erprobt. Dank Gewährung der Mittel
durch die Stiftung Volkswagen-Werk wurde ein automatisches Eotoplott- und
Radargerät beschafft.
Die ozeanographischen Arbeiten erstreckten sich vor allem auf das Gebiet
der Nord- und Ostsee. Es wurden drei Eorschungsfährten mit VES "Gauß" durch
geführt: Ende Mai bis Ende Juli wurden in geringem Stationsabstand im Gebiet
vor der ostfriesischen Küste Bodenproben für eine geologische Kartierung
entnommen. Im September wurden in der mittleren und nördlichen Ostsee die