Jahresbericht Nr. 23/1968
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Rechenanlage ergaben sich Schwierigkeiten daraus, daß die Beobachtungen
teilweise erhebliche Lücken aufwiesen. La die Gezeiten von Venedig einen
beträchtlichen eintägigen Anteil enthalten, gelang es bei der länge der
Beobachtungen, die astronomische Tide M 2 und die Seichtwassertide KQ 2 , die
identische Winkelgeschwindigkeiten besitzen, einwandfrei voneinander zu
trennen; ihre Amplituden verhalten sich etwa wie 24 : 1.
Die Drage, wie häufig mit besonders hohen Sturmfluten an der deut
schen Nordseeküste zu rechnen ist, wurde im Verlauf des Jahres 1966 an
Hand der Verteilung der Wasserstände 1841-1965 von Cuxhaven untersucht,
die Jabresböchstwerte an Hand einer Extremwertstatistik nach Gumbel. Die
Untersuchungen wurden im Berichtsjahr ausgedehnt auf die Orte List, Dage-
büll, Husum, Tönning, Bremerhaven, Roter Sand und Wilhelmshaven; die be
nutzten Beobachtungen erstreckten sich Uber 70 bis 130 Jahre.
Im Jahr 1967 wurde der Windstau, der bei Hochwasser eintritt, in Ab
hängigkeit von der Richtung und Geschwindigkeit des mittleren Windes über
der Deutschen Bucht, vom Luftdruck und der Temperaturdifferenz Luft - Was
ser durch Ausgleichung 17-jähriger Beobachtungen analytisch dargestellt;
entsprechende Darstellungen wurden nunmehr für den Stau bei Niedrigwasser
sowie den Stau bei je drei bestimmten Höhen der Gezeit des steigenden
und fallenden Astes abgeleitet. Die Darstellungen zeigen, wie sich Gezei
ten und Windstau niohtlinear überlagern. Die Verzögerung, mit der der
Stau dem Winde folgt, ist für alle Höhen der Gezeit dieselbe.
c) Windstau- und Sturmflutwarndienst - Wie bisher wurde der Dienst
unter wetterkundlioher Beratung durch das Seewetteramt des Deutschen Wet
terdienstes und unter Beteiligung mehrerer Wissenschaftler der Abteilung
Meereskunde versehen. Das 1. Programm des Norddeutschen Rundfunks und des
Westdeutschen Rundfunks verbreiteten regelmäßig die Vorhersage der Hoch
wasserstände an der deutschen Nordseeküste, bei Emden, Bremen und Hamburg
im Anschluß an die Nachrichtensendungen um 09.00'Uhr und um 22.00 Uhr.
Radio Bremen brachte auf Mittel- und Ultrakurzwelle die Vorhersagen an
schließend an die Nachrichtensendungen um 08,30 Uhr und um 22.00 Uhr. Im
Berichtsjahr wurde über den Rundfunk 28mal "Sturmflutwarnung" und 1mal
"Warnung an die Schiffahrt vor besonders niedrigem Hochwasser" gegeben
(Abb.15). Ein fester Empfängerkreis, dem nunmehr 342 Behörden und Firmen
angehören, erhielt durch Telegramme (im Hamburger Raum telephonisch)
3.818 Warnungen vor Sturmfluten oder niedrigen Wasserständen. Für die
Schleswig-Holsteinische Ostseeküste wurde 2mal "Sturmflutwarnung" über
den Norddeutschen bzw. Westdeutschen Rundfunk ausgegeben, dazu 175 tele
graphische Warnungen. An amtliche und private Stellen waren täglich Aus
künfte verschiedenster Art für Orte der Nord- und Ostseeküste zu erteilen.
Der Auskunftsdienst für den Hamburger Raum wird bei Sturmfluten wesentlich