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zienten für die quasistündlichen Zeitpunkte benötigt, aus denen anschließend die stündlichen
Werte durch Interpolation gewonnen werden. Solche Koeffizienten standen in der wie oben
beschriebenen kontinuierlichen Weise nicht zur Verfügung. Die Koeffizienten wurden mit
Hilfe des Gesamtansatzes berechnet. Dieser Ansatz wurde bisher nur für den Meßzeitraum
1950 bis 1970 durchgeführt. Somit übertragen die Koeffizienten dieses Zeitraums den Trend,
der in diesem Zeitraum geherrscht hat, auf die Vorausberechnungen, die für den Zeitraum
von 1985 bis 1993 berechnet wurden. Folglich entspricht der Trend der Vorausberechnungen
(0.12 cm/a) dem Trend des Zeitraums von 1950 bis 1970. Dieser Trend paßt nicht nur vom
Vorzeichen, sondern auch von der Größenordnung her gut zu den Trends, die Jensen et al.
auf Basis des mittleren Tidehalbwassers berechnet haben (Tab.4.2). Allerdings wird die
mittlere Meeresspiegelhöhe (mean sea level) auf Basis stündlicher Werte besser approximiert
als auf Basis des mittleren Tidehalbwassers.
Zeitraum:
1892-1991
1955-1991
1973-1991
100 a
37 a
19 a
Trend:
0.19
0.12
0.23
Tab.4.2: Trends des Pegels bei Cuxhaven. Berechnet wurde das mittlere Tidehalbwasser als Approximation für
die mittlere Meeresspiegelhöhe (mean sea level). Angaben in cm/a (cm pro Jahr) [Jensen et al. 93].
Der Trend der Vorausberechnungen paßt ebenfalls gut zu den Angaben des IPCC-Reports.
Dort wird folgende Aussage getroffen: Der Meeresspiegel ist in den vergangenen 100 Jahren
global um 10 bis 25 cm gestiegen [Warrick et al. 96]. Überraschend ist aber, daß der Trend
der Pegelmessungen von 1985 bis 1993 um einiges größer (mehr als viermal so groß) als der
der Vorausberechnungen und damit der Messungen von 1950 bis 1970 ist. Dieser Unterschied
kann teilweise durch Ausbaumaßnahmen der Elbe erklärt werden. Die Folgen von Aus
baggerungen machen sich sowohl in Hamburg als auch in Cuxhaven bemerkbar (Kap.3.5.2),
dort aber wesentlich schwächer als in Hamburg. Die letzte große Fahrwasservertiefung
geschah 1974 bis 1978 (13.5 m Ausbau), also vor der Zeit der verwendeten Zeitreihen (ab
1985). Seitdem wurden nur geringe Vertiefungen und Änderungen vorgenommen. Daher sind
durch Ausbaggerungen nur relativ geringe Meeresspiegelanhebungen erklärbar. Selbst wenn
darüber hinaus noch Landsenkungen von 5 bis 10 cm. die für die nächsten 100 Jahren
vermutet werden [Jensen et al. 93]. bereits in den vergangenen Messungen mit berücksichtigt
werden würden, wäre der Trend von 1985 bis 1993 immer noch größer als der von 1950 bis
1970. Vergleicht man diesen resultierenden Trend mit der Trendvorhersage des IPCC für die
globale Meeresspiegelhöhe von 50 cm (Ungenauigkeitsbereich: 20 bis 86 cm) bis zum Jahr
2100 - vorausgesetzt, daß die Menschheit weiter so lebt wie bisher (Szenario lS92a: "Busi
ness as usual") [Warrick et al. 96] - , dann paßt jener resultierende Trend vom Vorzeichen
und von der Größenordnung her in das Gesamtbild der heutigen klimatologischen Fest
stellungen und Prognosen.