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Auflösung der Eingabe-Ausgaberelation möglich wird. Selten oder nie benutzte Tabellenein
träge werden "umgewidmet". Dies ermöglicht eine sehr ökonomische Ausnutzung der
verfügbaren Speicherplätze.
Aufgrund des topologieerhaltenden Charakters der Zuordnung zwischen Wertepaaren und
Speicherplätzen erhalten im Neuronengitter benachbart hegende Speicherplätze in der Regel
ähnliche Wertepaare zugewiesen. Im Falle eines stetigen Zusammenhangs zwischen Ein
gangs- und Ausgangswerten müssen benachbarte Speicherplätze daher auch ähnliche Aus
gangswerte w r (aus) lernen. Die Teilnahme jeweils einer ganzen Nachbarschaftsumgebung des
bei jedem Lernschritt ausgewählten Speicherplatzes r an einem Lernschritt für die Ausgangs
werte w r (aus) stellt somit eine rudimentäre Form der Verallgemeinerung dar, die den Lernvor
gang beschleunigt. Gibt man der Funktion h rr ., die diese Umgebung festlegt, zu Beginn der
Lernphase eine große Reichweite (o), so nehmen an jedem Lernschritt sehr viele Speicher
plätze teil, auch wenn der Lernschritt für die meisten von ihnen nur ungefähr "richtig" ist.
Dadurch entwickelt sich schon nach wesentlich weniger Lernschritten als Speicherplätze
vorhanden sind eine vollständig belegte Tabelle, die eine gute Näherung der korrekten
Eingabe-Ausgaberelation bietet. Indem man im weiteren Verlauf der Lernphase die Reichwei
te der Funktion h rr . immer weiter verringert, wird die Teilnahme der Speicherplätze an einem
Lernschritt immer selektiver, so daß nach und nach auch feinere Details der Eingabe-Aus
gaberelation gelernt werden können.
. 3.6.3. Vorhersage
Die Anwendung von Kohonen-Netzen auf die Vorhersage kann auf zweierlei Weise motiviert
werden: Zum einen über die sensorischen und zum andern über die motorischen Karten. Das
Ergebnis ist in beiden Fällen dasselbe.
Das Problem der Vorhersage spricht die zeitliche Entwicklung eines Systems an. Es
können verschiedene Größen gemessen werden, die Aufschluß über die Dynamik des Systems
geben. Wenn diese Größen diskret gemessen oder für die elektronische Datenverarbeitung
diskretisiert werden (z.B. Digitalisierung von Pegelbögen), können sie prinzipiell als Eingabe
für sensorische Karten dienen (natürlich auch für Backpropagation-Netze). Über jede "Ein
gabefaser" kann jeweils eine diskrete Messung der Karte präsentiert werden. Damit kann
zwar die zeitliche Entwicklung des Systems gelernt werden, es ist aber damit noch keine
quantitative Vorhersage möglich (aber eine qualitative, Kap.3.5.1). Um eine quantitative
Vorhersage zu ermöglichen, muß eine entsprechende Ausgabe des Netzes vorhanden sein.
Außerdem muß eine Beziehung zwischen vergangenen und zukünftigen Systemzuständen
lernbar sein. Beim Backpropagation-Netz wird das dadurch gelöst, indem vergangene
Zustände der Eingabeschicht präsentiert und die Werte der Ausgabeschicht als zukünftige
Entwicklung interpretiert werden. Im Falle der sensorischen Karten existiert solch eine Aus
gabeschicht nicht. Da die Ausgabeschicht der sensorischen Karten zweidimensional ist, ist
nicht klar, wie die eindimensionale Struktur der Zeit dort abgebildet werden kann.
Da aber eine Unterscheidung zwischen Zustandsbeschreibung (vergangene Zustände) und
Prognosebeschreibung (zukünftige Zustände) für die Vorhersage zwingend notwendig ist,
wird von Ultsch vorgeschlagen, den Lernvektor entsprechend zu teilen. Wenn eine Vorher
sage im Forecast erstellt werden soll, sind die vergangenen Zustände zwar schon bekannt
bzw. gemessen, die zukünftigen aber noch nicht. D.h. die Lernvektoren bestehen in diesem
Fall nur aus dem Teil der Zustandsbeschreibung. Daher schlägt Ultsch vor, den Lernalgorith
mus auch entsprechend zu ändern, indem die Bestimmung des Erregungszentrums, d.h. des
"bestmatch" Neurons nur von der Zustandsbeschreibung allein abhängt. Halmans konkretisier-