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an der Stelle r’. Kohonens Modell macht nun die vereinfachende Annahme, daß sich die
durch die Systemdynamik ergebende Erregungsantwort als eine Funktion h rr . schreiben läßt.
Dabei ist r’ der Ort des Erregungsmaximums und r der Ort, dessen Erregung durch h rr .
gegeben ist. Das Modell geht dann davon aus, daß sich als Folge die Synapsenstärken w rl um
öw rl = e(h n ,v, - h„.w r ^ (3.5)
ändern. Der erste Term ist ein Lernterm, durch den eine Synapse bei korrelierter prä- und
postsynaptischer Aktivität verstärkt wird. Der zweite Term ist ein zur postsynaptischen
Aktivität proportionaler Abklingterm für die Synapsenstärke. Die relative Skalierung zwi
schen Lern- und Abklingterm ist durch geeignete Skalierung von v zu Eins normiert, e
bestimmt die Größe eines einzelnen Adaptationsschritts (0 < e < 1). Wählt man 8 als
Funktion e(t), die mit der Anzahl t der erfolgten Lernschritte von großen Anfangswerten
allmählich auf kleine Endwerte absinkt, so kann das System zu Beginn rasch grob die
richtigen Synapsenstärken lernen. Jedoch ist für großes 8 auch die durch jeden Lernschritt
bewirkte "Fluktuation" der Karte groß. Soll sich die Karte daher asymptotisch in einem
Gleichgewichtszustand stabilisieren, so muß man 8 bis auf Null abnehmen lassen.
Aufgrund von [3.5] sind alle synaptischen Veränderungen jeweils auf eine Nachbarzone
um das Erregungszentrum begrenzt. Dort werden die synaptischen Verbindungen so ver
ändert, daß bei einer späteren Wiederkehr desselben oder eines ähnlichen Eingangssignals die
Erregung verstärkt wird. Die Erregungsantwort h rr . legt die Größe der Nachbarzone und damit
die Reichweite der Wechselwirkung zwischen Eingangssignal und den von einem Adapta
tionsschritt erfaßten Neuronen fest. Die genaue Form der Erregungsantwort h rr - spielt für das
qualitative Verhalten des Systems unter der Lernregel [3.5] keine Rolle und wäre nur durch
numerisches Lösen von [3.2] zu erhalten. Daher wird im Kohonen-Modell die genaue Lösung
durch eine fest vorgegebene Wahl von h rr . lediglich qualitativ angenähert. Dazu wird für
h rr . > 0 eine nur vom Abstand r - r’ abhängige unimodale Funktion mit Maximum bei r = r'
angenommen, die für große Abstände gegen Null strebt. Eine geeignete Wahl bietet z.B. die
Gaußglocke
mit
{r-r’Y = (x-x’) 2 + (y-y’) 2
(3.6)
Der Radius g dieser Erregungsfunktion bestimmt die Längenskala, auf der die Eingangs
signale Korrekturen an der Karte bewirken. In der Regel ist es vorteilhaft, wenn sich zuerst
die Grobstruktur der Karte bilden kann, bevor die lokale Feinstruktur entsteht. Dies wird
ermöglicht, indem man auch G als langsam mit der Anzahl t der Lernschritte abnehmende
Funktion G(t) wählt. Dies entspricht einer im Laufe des Lernprozesses zunehmenden Selekti
vität der einzelnen Neuronen.
Jeder Lernschritt erfordert das Eintreffen eines Eingangssignals v. Für das Modell werden
diese Signale als voneinander unabhängige Zufallsvariable aus einem Vektorraum V behan
delt, deren Auftreten durch eine Wahrscheinlichkeitsdichte P(v) bestimmt wird. Als letzte
Vereinfachung werden für die Neuronenpositionen r die Plätze eines diskreten Gitters
zugrunde gelegt. Damit läßt sich Kohonens Modell durch folgenden Algorithmus beschreiben:
0. Initialisierung: Wahl von geeigneten Anfangswerten für die Synapsenstärken w rl . In Ab
wesenheit irgendwelcher a-priori-Information können die w rl z.B. zufällig gewählt werden.