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prinzipiellen Komponenten oder Amplituden der Daten berechnet [Preisendorfer 88]. Die
EOF-Analyse wird z.B. für die Wasserstandsvorhersage in der südlichen Ostsee verwendet
[Wróblewski 91] und in einer erweiterten Fassung (extended EOF) in der klimatologischen
Vorhersage (ENSO-Phänomen, El-Niño Southern Oscillation) [Latif et al. 92].
Hasselmann kombinierte die EOF-Analyse mit den ARMA-Modellen zu den "Principal
Oscillation Patterns" (POP's) und "Principal Interaction Patterns" (PIP’s) [Hasselmann 88].
Seine Idee war, komplexe dynamische Systeme auf kleinere Systeme mit einer überschauba
ren Anzahl von Freiheitsgraden zu projizieren. Als Grundlage für POP’s dient ein ARMA-
Prozess 1.Ordnung. Der Systemzustand wird nun nicht mehr von einer skalaren Zufalls
variablen beschrieben, sondern durch einen Vektor. Der skalare Koeffizient wird entspre
chend zu einer Matrix. Ihre Eigenvektoren bzw. die Normal-Moden des erweiterten ARMA-
Prozesses sind die POP’s [Gallagher et al. 91], [Bohle-Carbonell et al. 92] und [von Storch
et al. 93]. Sie werden ebenfalls für die klimatologische Vorhersage verwendet [Fatif et al.
93]. Es wird nachgewiesen, daß das POP-Modell in der Vorhersage des Southern Oscillation
Indexes im Hindcast besser als ein konventionelles ARMA-Modell ist [Xu et al. 90]. PIP’s
sind nichtlineare Erweiterungen der POP's. Sie berücksichtigen Korrelations-Tensoren
höherer Ordnung sowohl der Zustandsvariablen als auch ihrer Zeitableitungen [Kwasniok 95].
Wie die meisten nichtlinearen autoregressiven Prozesse (Kap.2.3.2) können auch PIP’s nur
spezielle nichtlineare Strukturen erfassen.
• 2.3.4. K-Nearest-Neighbor
Zusätzlich zu den bisher beschriebenen statistischen Verfahren existieren Verfahren, die auf
Analogien beruhen. Die aktuelle Entwicklung eines dynamischen Systems wird mit ähnlichen
Situationen in seiner Vergangenheit verglichen. Es wird angenommen, daß, so wie die
Entwicklung damals weiterging, sie auch heute weitergehen könnte. Im Falle des dynami
schen Systems Wetter werden solche Situationen als Wetterlagenmuster bezeichnet. In dem
statistischen Interpretationsvorhersagemodell AFREG (Analoge Fälle und Rearessionsanalyse)
des DWD z.B. werden im ersten Schritt aus ungefähr 1200 historischen Wetterlagenmustern
die 35 ähnlichsten ausgesucht und im zweiten Schritt auf regressive Weise weiterverarbeitet
[Balzer 91a], [Balzer 91b]. Allgemeiner formuliert entspricht der erste Schritt dem "K-
Nearest-Neighbor" Verfahren, wobei in diesem Fall K=35 ist.
Das Verfahren präsentiert die statistischen Aspekte des fallbasierten Schließens (Case-
based Reasoning: CBR). GBR ist zwar ein ziemlich neues Forschungsgebiet in der künst
lichen Intelligenz, das Konzept des K-Nearest-Neighbor-Verfahrens jedoch reicht bis in die
frühen fünfziger Jahre zurück [Nakhaeizadeh 93]. Das Maß der Ähnlichkeit ist den Differen
zen der zu vergleichenden Muster proportional. Die Differenzen können quadratisch in das
Maß einfließen [Nakhaeizadeh 93] oder vom Betrag her (S1-Score des AFREG-Modells)
[Balzer 91a]. Das K-Nearest-Neighbor-Verfahren kann auf alle in Kap.2.2 beschriebenen
Zeitmuster angewandt werden und für jedes Muster einen entsprechenden Vorhersagefehler
liefern.
2.4. Vergleich
2.4.1. Vergleichsmaßstab
An dieser Stelle wird kurz zusammengefaßt, mit welchen Modellen sich die neuronalen Netze
in der Wasserstandsvorhersage messen lassen müssen. Bereits beschrieben wurden der