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Meereskunde, Dienste
Aufgabenteilung erforderlich. Kein Staat ist allein
in der Lage, eine derartige Aufgabe zu erfüllen.
Sie wird aber möglich durch koordinierte, freiwilli
ge nationale Beiträge. Eine sofortige offene Ver
breitung des Datenmaterials über geeignete
Kommunikationswege wie das GTS unterstützt
ozeanographische Dienste (z. B. Sturmflutwarn
dienst, Eisdienst, Herausgabe von Temperatur
verteilungskarten) ebenso wie wissenschaftliche
Programme (z. B. Klimaprojekte wie ,Tropical
Ocean and Global Atmosphere“ - TOGA oder
„World Ocean Circulation Experiment“-WOCE).
Die Verfügbarkeit von meereskundlichen
Meßdaten in Echtzeit (real time) wird immer not
wendiger, um den aktuellen Meereszustand zu
erkennen und seine Entwicklung zu verfolgen.
Diesem Zweck dienen internationale Servi
ce-Programme wie das Integrated Global Ocean
Services System (IGOSS), das Ship-of-Opportu-
nity-Programm (SOOP) oder das Global Sea-Le-
vel Observing System (GLOSS). Das BSH arbei
tet in diesen Service-Programmen mit.
In seinem „Ship of opportunity“-Programm
hat das BSH mehrere Schiffe mit Kontaktthermo
metern (Temperaturfühler an der Innenseite der
Schiffsaußenhaut, der zum Laderaum hin gut iso
liert ist) ausgerüstet, die - überwiegend in der
Nordsee und der Ostsee - die oberflächennahe
Temperatur messen und an das BSH melden.
Zwei Schiffe sind mit XBT-Geräten und Sa
tellitensendern ausgerüstet für die Messung der
Temperaturverhältnisse in den oberen 800 m des
Atlantischen Ozeans. Die KÖLN ATLANTIC der
Reederei Hapag-Lloyd mißt zwischen dem West
ausgang des Englischen Kanals und Neufund
land und die MONTE ROSA der Reederei Ham
burg-Süd auf ihrer Route zwischen Portugal und
Rio de Janeiro.
Im Rahmen von IGOSS wurden Temperatur-
und Salzgehalts-Profildaten über das GTS inter
national ausgetauscht. Neben diesen Daten wur
den auch Meßwerte eines Teils der in den Ozea
nen frei driftenden Bojen über das GTS empfan
gen. Wegen des derzeit fehlenden Nutzer
interesses und Personals hat das BSH den Emp
fang und die Bearbeitung der Meßwerte aus dem
„Drifting Buoy Programme“ mit Ende des Jahres
1990 eingestellt.
Fernerkundung der Meeresoberfläche mit
Satellitendaten (NOAA)
Satelliten beobachten regelmäßig die Nord-
und Ostsee. Diese Informationen werden im BSH
zusätzlich genutzt, weil sie flächendeckende In
formationen liefern, die mit herkömmlichen Me
thoden, wie Schiffs- und Stationsmessungen
nicht zu bekommen sind. Eine Einschränkung der
Anwendbarkeit von passiven Fernerkundungs
verfahren ist allerdings der hohe mittlere Bedek-
kungsgrad mit Wolken in den mittleren Breiten.
1990 wurden 1951 Passagen der NOAA-Satelli-
ten auf 101 Magnetbändern (Exabyte 8 mm) regi
striert. Das ist eine Informationsmenge von fast
200 Giga-Byte an Satejliten-Daten, die verarbei
tet wurden. Für jeden Überflug wurde ein Über
sichtsbild (Quick-Iook) angelegt und archiviert.
Außerdem wurde für jede Woche ein Composite-
Bild (zusammengesetztes gemitteltes Bild) der
Wasseroberflächentemperatur der Nordsee und
eins der Deutschen Bucht erstellt und verteilt
(Abb. 12, 13).