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Dienste für die Schiffahrt in Hamburg zusammengeführt worden waren. Neben zahl
reichen anderen Dokumenten, Unterlagen, Originalen und Geräten wurde so auch die
im damaligen Ostseeobservatorium Greifswald stationierte zweite deutsche Gezeiten
rechenmaschine in strikter Erfüllung des Kontrollratsbeschlusses nach Hamburg über
führt. Das D.H.I. seinerseits beschränkte seine Tätigkeit jedoch bald einseitig auf die
westlichen Besatzungszonen.
Außerdem waren die hydrographischen Arbeiten an der deutschen Ostseeküste in der
Vergangenheit vernachlässigt worden. Die auf Maximalprofit orientierte Standort
verteilung der kapitalistischen Wirtschaft hatte zum Niedergang der Schiffahrt und der
Häfen in Mecklenburg und Vorpommern geführt. Auch von militärischer Seite wurden
hydrographische Arbeiten in diesem Raum nicht forciert, denn trotz des permanenten
Expansionsbestrebens des deutschen Imperialismus nach Osten sahen die führenden
Kreise sowohl der kaiserlichen als auch der faschistischen deutschen Kriegsmarine
ihren Hauptseeschauplatz in der Nordsee und im Atlantischen Ozean. Darauf ist
zurückzuführen, daß den Seekarten von der deutschen Ostseeküste bis 1950 teilweise
noch Vermessungen aus der Zeit vor dem ersten Weltkrieg zugrunde lagen, was mit
der Gewährleistung nautischer Sicherheit nicht zu vereinbaren war.
Dank der Unterstützung, die dem Seehydrographischen Dienst der DDR von seiten
der Leitung der Seepolizgi, spater der Volkspolizei-See und der Seestreitkräfte sowie
der Hydrographischen Verwaltung der Sowjetunion zuteil wurde, gelang es relativ
rasch, die größten Schwierigkeiten der Anfangsjahre zu überwinden. Die Sowjetunion
stellte nicht nur akademisch ausgebildete Fachberater sowie technische Literatur und
Geräte zur Verfügung, sondern bildete in der Folgezeit auch Diplom-Hydrographen
für den Seehydrographischen Dienst der DDR aus.
So gelang es, den Stamm qualifizierter Mitarbeiter zielstrebig zu vergrößern und die
Leistungsfähigkeit des Seehydrographischen Dienstes der DDR schrittweise zu erhöhen,
obwohl die Verlegung der Hauptdienststelle von Berlin nach Stralsund (1953) und
von hier nach Rostock (1959) jeweils mit einem bedeutenden Personalverlust ver
bunden war.
Seit seinem Bestehen, besonders im ersten Jahrzehnt, hat der Seehydrographische
Dienst der DDR einige wesentliche funktionelle Veränderungen erfahren, wie die
Übernahme des Seezeichenwesens (1952), die Schaffung der Seehydrographischen
Dienststellen in Peenemünde, Stralsund. Saßnitz und Warnemünde (1952), die Grün
dung eines Nautisch-hydrographischen Instituts in Berlin-Friedrichshagen (1952), das
einige Jahre später wieder aufgelöst wurde, die Bildung des Hydrometeorologischen
Ostseeobservatoriums (1952), die Herauslösung des Hydrometeorologischen Dienstes
mit dem Wasserslands- und Eisdienst (1959) und des Bereiches Nautische Geräte
(1972) sowie die Übergabe des Instituts für Meereskunde an die Akademie der Wissen
schaften (1960).
Das schließlich im neuen Statut des Seehydrographischen Dienstes der DDR vom
27.10.1965 fest umrissene Profil beinhaltet folgende Hauptaufgaben zur Gewähr
leistung der nautischen Sicherheit der Schiffahrt:
— regelmäßige Vermessung der Häfen und Küstengewässer der Deutschen Demo
kratischen Republik sowie Sammlung und Erfassung sämtlicher hydrographischer
Unterlagen vom Küstengebiet der DDR,
— Bezeichnung der See- und Seewasserstraßen der Deutschen Demokratischen Repu
blik mit festen und schwimmenden Seezeichen sowie deren Unterhaltung und
Wartung,