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29./30. Jahresbericht des Deutschen Hydrographischen Instituts 1974/75
1973 begann das DHI die Arbeit an Seekarten, in die die Hyperbeln des Loran-
C-Navigationsverfahrens eingedruckt sind: 28 Karten sind inzwischen erschienen,
mit weiteren zehn Karten wird diese Serie im Jahre 1976 vervollständigt. Decca-
Karten liegen jetzt für die gesamte schwedische Küste bis zu den Stockholmer
Schären vor; für die englische und schottische Küste erschienen die ersten Karten
mit der Northumbrischen Kette,
In den beiden Berichtsjahren wurden nahezu 600 000 Seekarten und mehr als
915 000 nautische Veröffentlichungen {Seebücher und Periodika) ausgeliefert.
In den deutschen See- und Wattengebieten der Nordsee wurde 1974 erstmalig
eine besonders engmaschige synoptische Großraumvermessung
(ca. 4300 Quadratkilometer) ausgeführt, beginnend vor der Insel Römö bis zur
Elibmündung; sie wurde 1975 im Seegebiet der ostfriesischen Inseln fortgesetzt.
Diese Großraumvermessung dient nicht nur der Schiffahrt und Fischerei, sondern
auch dem Küstenschutz und der Planung dazu notwendiger Baumaßnahmen.
Die Schiffe „Komet" und „Süderoog" liefen insgesamt etwa 30 000 sm
Lotungslinien in Nord- und Ostsee ab; „ A t a i r “ und „Wega" überprüften
175 bekannte Wracks und untersuchten 85 Positionen, auf denen Unterwasser
hindernisse vermutet wurden; dabei wurden 35 bisher unbekannte Wracks ge
funden.
29 Fahrten in Nord- und Ostsee mit dem Vermessungs- und Forschungsschiff
„Gauß" dienten vorwiegend der Überwachung der Meeresverschmutzung,
Sedimentuntersuchungen, Strömungs- und Diffusionsmessungen sowie der Bau
musterprüfung von Ortungsfunkanlagen.
Außerdem wurden im Juni 1974 und im Frühjahr 1975 mit dem Vermessungs- und
Forschungsschiff „Komet" zahlreiche Wasserproben aus der Nordsee, dem
Skagerrak und dem Kattegat entnommen und auf ihren Gehalt an radioaktiven
Isotopen untersucht; daraus kann man auf die Wassermassenbewegungen in diesen
Seegebieten schließen (Radiologisches Nordseeprogramm, RANOSP). Im Herbst
1975 fuhr die „Komet“ zu geophysikalischen Vermessungen in das Seegebiet
Südlich Islands; sie dienten u. a, der Vorbereitung des IPOD-Programms (Inter
national Phase of Ocean Drilling), an dem sich die Bundesrepublik beteiligt.
Das Forschungsschiff „Meteor" (Deutsche Forschungsgemeinschaft, DFG, und
DHI) unternahm in den beiden Berichtsjahren sieben Fahrten: Von Mitte Januar
bis Anfang April 1974 führte das DHI radiologisch-ozeanographische Messungen
im Nordostatlantik und im westlichen Mittelmeer aus, die DFG geophysikalisch-
geologische Untersuchungen im östlichen Mittelmeer. Von Anfang Juni bis An
fang Oktober beteiligte sich „Meteor" mit zwei weiteren deutschen For
schungsschiffen am GARP Atlantic Tropical Experiment (GATE); dieses inter
nationale Großexperiment (39 Schiffe, 13 Forschungsflugzeuge) war Teil eines
mehrjährigen Programms zur weltweiten Erforschung der Atmosphäre (Global
Atmospheric Research Programme, GARP). Die dritte Fahrt in diesem Jahr war
ein Beitrag zum oben erwähnten Radiologischen Nordseeprogramm (RANOSP).
Anfang 1975 wurden die Forschungsarbeiten im Gebiet fruchtbaren Auftrieb
wassers vor der nordwestafrikanischen Küste fortgesetzt. Im April und Mai be
teiligte sich „Meteor" an Vorarbeiten zum 1976 beginnenden internationalen
Programm für die Untersuchung der Ostseeversöhutzung. Im Juni und Juli führte
das DHI geologische und geophysikalische Untersuchungen im Bereich des Island-