an dem neben dem BSH die Firma Krupp-Atlas
mitwirkte, sah die Digitalisierung von bestimmten
Seegebieten und die operationeile Erprobung ei
nes ECDIS-Gerätes mit den digitalisierten Daten
an Bord eines Schiffes vor.
Zahlreiche Probleme konzeptioneller, tech
nischer und organisatorischer Art führten immer
wieder zu Zeitverzögerungen und Komplikatio
nen. So mußte bereits im fortgeschrittenen Sta
dium das ursprünglich vorgesehene Gebiet für
die Seekartendigitalisierung gewechselt werden,
nachdem die Schiffahrtslinie auf der vorgesehe
nen Route ihren Dienst kurzfristig eingestellt hatte
und die Erprobung von ECDIS daher nicht mehr
auf dem vorgesehenen Schiff durchgeführt wer
den konnte.
Die Datenerfassung nach dem IHO-Stan-
dard erforderte die Entwicklung eines „Objekt-
Managers“ für das Digitalisiersystem CARIS, bei
der zahlreiche softwaretechnische Probleme zu
lösen waren. Als neue Ersatzroute war die Fähr
verbindung Flamburg - Harwich (England) mit der
Auto- und Personenfähre „Flamburg“ gewählt
worden. Vom 16. bis 29. September fand schließ
lich die Erprobung des ECDIS-Funktionsmusters
auf der „Flamburg“ statt; Experten aus mehreren
Ländern nahmen an der Erprobung teil und wür
digten die hohe Funktionalität des deutschen
ECDIS-Prototyps, dessen Leistungsfähigkeit auf
der vollen Ausnutzung des IHO-Standards für die
bordinterne Datenbasis beruhte.
Auf einer Pressekonferenz, zu der der Präsi
dent des BSFI, SUSAN und die Firma Atlas Elek
tronik eingeiaden hatten, wurden am 23. Septem
ber die Ergebnisse der Versuchsfahrt einer
breiteren Öffentlichkeit vorgestellt. Hier unter
Seekarten u. Naut. Veröffentlichungen
strich der Kapitän der „Hamburg“, daß ECDIS zu
einer Erhöhung der Sicherheit in der Schiffahrt
beitragen kann.
Auch weiterhin wirkte das BSH im Berichts
jahr intensiv in internationalen Arbeitsgruppen
der IHO mit an der Weiterentwicklung von ECDIS.
Auf ihrer letzten Sitzung legte die Feature Code
Working Group (FCWG) im BSH vom 18.-
22.2.91 Inhalt und Form des neuen IHO Data
Transfer Standards fest, der vom IHB im Juli 91
als Special Publication 57 veröffentlicht wurde.
Nach Auflösung der FCWG kommt der Data
Base Working Group (DBWG) die wichtige Rolle
zu, die entwickelten Standards in der Praxis anzu
wenden und zu erproben. Auf den Sitzungen der
DBWG in Stavanger und in Brest brachte das
BSH Vorschläge zur Weiterentwicklung der Stan
dards auf der Grundlage der Erfahrungen aus
dem deutschen ECDIS-Projekt ein.
Das BSH vertrat das Internationale Hydro
graphische Bureau (IHB) auf einer Sitzung der
International Electro-Technical Commission (IEC)
im Oktober in Berlin, bei der es um die Anforde
rungen an ECDIS aus der Sicht der Industrie ging.
Auf einem Seminar, zu dem das IHB nach
Monaco geladen hatte, wurden von den dort an
wesenden Mitgliedsstaaten der IHO der Vor
schlag Norwegens, eine Weltdatenbank für elek
tronische Seekartendaten einzurichten, disku
tiert. Der 1992 stattfindenden Internationalen
Hydrographischen Konferenz wurde vorgeschla
gen, Aufgaben und Struktur einer internationalen
Organisation für eine ECDIS-Weltdatenbank
durch eine neue IHO-Kommission ausarbeiten zu
lassen und hierüber auf einer IHO-Sonderkonfe-
renz 1994 zu entscheiden.
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