und er sagte: „Dann tun Sie das man mal in der Tiefsee. METEOR bekommt 12 000 m
Trosse für solche Arbeiten.“ Das war der Wiederbeginn der Benthos-Tiefseeforschung in
Deutschland, aber es dauerte noch mehr als zwei Jahre, bis die erste Probe an Deck kam.
METEOR mußte erst noch gebaut werden, und das mit Hilfe der Assistenten verschiede-
ner Institute, die sich z. B. planend und beratend um den Laborausbau an Bord, das
Aquarium, die Winden und die Geräte zu kümmern hatten,
In diese Zeit fielen für mich auch die Vorbereitungen der Benthosforschung, und
insbesondere mußte ich, ohne auf eigene Erfahrungen bauen zu können, eine Einschrän-
kung auf einen Teilaspekt innerhalb des Forschungsfeldes finden, mit dem ich auch als
Einzelforscher weiterführende Ergebnisse erzielen konnte. Auch aus dem Ausland
konnte ich damals keine Anregungen erhalten, denn zusammenhängende Tiefseepro-
gramme gab es zu Anfang der sechziger Jahre — außer in der Sowjetunion — noch nicht.
Mit der METEOR konnte die Benthos-Tiefseeforschung bei uns fast zum gleichen
Zeitpunkt wie in anderen Ländern begonnen werden. ;
Als Teilaspekt der Benthos-Tiefseeforschung wählte ich die quantitative Analyse
der Meiofauna (Tiere von 0,04-1 mm Größe). Dafür gab es verschiedene Gründe.
Einerseits hatte ich bei Prof. Remane studiert, der diese Wirbellosen in den Sedimenten
des flachen Wassers von Nord- und Ostsee ausführlich untersucht und uns in Vorlesungen
und Praktika mit Begeisterung näher gebracht hatte, andererseits waren diese Tiergrup-
pen aus der Tiefsee nur teilweise bekannt und quantitative Angaben fehlten gänzlich.
Schließlich ist noch ein dritter Grund für meine Spezialisierung zu nennen, nämlich die
Schiffszeit, über die ich auf der METEOR-Reise 1 verfügen konnte: 45 Stunden für 5%
Monate, also alle 3—4 Tage eine einzelne Bodengreiferprobe! Meine Fahrzeit konnte ich
später auf sieben Wochen kürzen, aber auch ein solches Programm war sinnvoll nur für
die Untersuchung der Kleinfauna in den Sedimenten. Immerhin gelang ‚es, Proben aus
Tiefen zwischen 1000 und 5 000 m zu gewinnen, Ergebnisse über die Häufigkeit der
Meiofauna vorzulegen und für einige Tierstämme den Nachweis ihres Vorkommens in
der Tiefe zu erbringen.
Die weitere Entwicklung der Benthosforschung muß unter verschiedenen Gesichts-
punkten gesehen werden. Ausgehend von den Möglichkeiten, die die METEOR bot,
konnten auch andere Forschungsschiffe für unsere Arbeiten verwendet werden: „Anton
Dohrn“, „Valdivia“ und „Sonne“, sowie der schwedische Eisbrecher „Ymer“.
Auch wenn die Untersuchungen an der Meiofauna lange Zeit im Vordergrund
standen, so hatte sich doch schon frühzeitig die Frage gestellt, ob die Ergebnisse unter
ozeanographischen Aspekten auch auf die übrigen Größenklassen des Benthos übertra-
gen werden könnten. Bereits 1966 wurden auf einem Schnitt über den Island-Färöer-Rük-
ken auf der „Anton Dohrn“ die Makrofauna, die Pilze und die Bakterien in die Untersu-
chungen einbezogen. Ihren Höhepunkt erreichte diese Art von Zusammenarbeit mit
anderen Wissenschaftlern auf der METEOR-Fahrt 60 in das westafrikanische Auftriebs-
gebiet, als von 20 Wissenschaftlern, Technikern und Studenten ein gemeinsames Pro-
gramm gefahren werden konnte. Häufigkeiten und Aktivitäten benthischer Organismen
wurden durch Zählungen und Wägungen, durch Messungen des Sauerstoffverbrauchs
von Lebensgemeinschaften und biochemische Bestimmungen erfaßt.
Die Fragestellungen, die in der Benthosforschung bearbeitet wurden, gehörten und
gehören in die Rubrik der Grundlagenforschung. Wie häufig sind die Tiere auf und im
Meeresboden? Wodurch ist ihre Verteilung bestimmt? Welches sind ihre Umsatzleistun-
gen? Ziel der Untersuchungen ist es, durch den Vergleich von Ergebnissen aus Gebieten
unterschiedlicher physikalischer und biologischer Bedingungen zu erkennen, welche Fak-
toren für die Bestände des Benthos ausschlaggebend sind. Unter diesen Gesichtspunkten
wurden Expeditionen in die drei Ozeane, in das Rote Meer, ins Mittelmeer, ins Europäi-
sche Nordmeer und in die Arktis unternommen. Als. Mitte der siebziger Jahre die
Forschungsarbeiten im westafrikanischen Auftriebsgebiet geplant wurden, bestand bei
einigen älteren Kollegen zunächst die Meinung, der Auftrieb sei eine physikalische
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