In den folgenden Jahren wurde die Apparatur ständig weiterentwickelt. Hinzu kam
die kontinuierliche Registrierung des pH-Wertes, der, zusammen mit Temperatur und
Salzgehalt, als Maß für die CO2-Konzentration des Seewassers diente. Damit waren die
Voraussetzungen für quasi-synoptische Aufnahmen der Nährstoffverteilung in der eupho-
tischen Schicht geschaffen. Darüber hinaus ergab sich die Möglichkeit, unter bestimmten
Voraussetzungen die Primärproduktion in größeren Gebieten zu ermitteln,
Prof. Kalle hatte schon in den dreißiger Jahren den Wunsch gehegt, das für die
Meeresbiologen und Meereschemiker gleichermaßen interessante Auftriebsgebiet vor
NW-Afrika zu untersuchen. Leider zerstörte der Krieg diesen Plan, und auch nach Ende
des Krieges war an eine solche Unternehmung zunächst nicht zu denken, Erst der Bau
des FS METEOR im Jahr 1964 ließ die früheren Hoffnungen wieder aufleben. Im
Frühjahr 1968 war es endlich so weit. Am 16. April begann unter der Leitung von Dr. G.
Tomczak (aber leider ohne Prof. Kalle) die METEOR-Fahrt Nr. 13 in das Auftriebsge-
biet zwischen den Kanarischen Inseln und Dakar. Dort fanden alle Ozeanographen eine
Tafel vor, die mit wissenschaftlichen Delikatessen reich gedeckt war. Auch die Meeres-
chemie konnte eine Reihe von neuen Erkenntnissen gewinnen.
Dabei bewährte sich vor allem die inzwischen ausgereifte Apparatur zur kontinuier-
lichen Registrierung von Phosphat, Temperatur und pH-Wert. Die Registrierungen zeig-
ten an vielen Stellen des Auftriebsgebietes ausgeprägte Feinstrukturen, die mit den
klassischen Methoden nie gefunden worden wären. Die Ergebnisse aller Registrierungen
wurden in Form von Karten dargestellt. Die daraus ersichtlichen Horizontal-Verteilun-
gen ließen erkennen, daß der Auftrieb vor der nordwestafrikanischen Küste „nicht in
ziner einfachen, gleichförmigen Aufwärtsbewegung des Wassers besteht. Vielmehr haben
wir es mit einem komplizierten System von Auftriebszonen, Auftriebsdomen und Wir-
oeln zu tun, die ihre Gestalt und Lage ständig verändern.“, wie ich 1970 schrieb.
{n den Jahren 1972 bis 1977 folgten weitere Forschungsreisen mit der METEOR in
das Auftriebsgebiet vor NW-Afrika. Jede dieser Fahrten brachte uns neue interessante
Erkenntnisse über die Zusammenhänge zwischen physikalischen, chemischen und biolo-
gischen Prozessen in diesem besonders fruchtbaren tropischen Meeresgebiet.
Die große Zahl verschiedenster meereschemischer Untersuchungen in Nord- und
Ostsee, im Atlantik, im Mittelmeer und im Indischen Ozean, von denen ich hier nur
einen kleinen Tiel erwähnen konnte, wäre ohne unsere METEOR nicht möglich gewe-
sen. Wir alle, denen es vergönnt war, größere Expeditionen mit dem FS METEOR
mitzuerleben, nehmen mit wehmütigen Gefühl von unserem „weißen Schwan“ Abschied.
Günter Weichart
Planktonforschung
Dieser kurze Rückblick erhebt weder den Anspruch einer wissenschaftlichen Ana-
Iyse und Wertung der planktologischen Arbeiten, die in den vergangenen 2 Jahrzehnten
auf FS METEOR durchgeführt wurden, noch kann er wegen seiner subjektiven Färbung
allen Leistungen der an METEOR-Fahrten beteiligten Forschern gerecht werden. Es
sollen im folgenden lediglich schlaglichtartig einige herausragende Gesichtspunkte und
Unternehmungen beleuchtet werden, die die Bedeutung des Einsatzes der METEOR für
die Entwicklung der deutschen Planktonforschung erkennen lassen. a ;
Unter dem Stichwort Planktonforschung summieren wir hier alle Arbeiten, die sich
mit der Systematik und Physiologie, der Aut- und Synökologie, dem Stoffkreislauf und
Energietransfer all derjenigen Organismen befassen, die den freien Wasserraum besie-
deln und die daher weitgehend der Wasserbewegung und dem Transport durch Strömun-
gen ausgesetzt sind. Die Vielfalt der Planktonorganismen beginnt mit den Bakterien und
einzelligen Phytoplanktern und führt über die weite Größenskala der Zooplankter bis zu
der von den Fischereibiologen untersuchten Fischbrut. Auch der Krill der Antarktis
gehört dazu.
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