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Full text: Forschungsschiff Meteor 1964-1985

erhöhen. Auch beim *C wird die Messung im Zählrohr zumindest teilweise durch eine 
massenspektrometrische (mittels Tandembeschleuniger-Massenspektrometer) ersetzt 
werden, wobei in diesem Fall vor allem die erforderliche Probenmenge um zwei Größen- 
ordnungen reduziert sein wird. Wissenschaftlich wird die Auswertung von ozeanischen 
Tracerdaten mittels Zirkulationsmodellen zunehmend wichtiger. Hierbei zeichnet sich 
der Einsatz kombinierter Freon-, Tritium- und He-Datensätze ab. Der wissenschaftliche 
Wert dieser Kombination heruht darauf, daß sich die ozeanischen Verteilungen dieser 
Tracer signifikant unterscheiden. Dies ist wiederum in den unterschiedlichen zeitlichen 
Verläufen der Oberflächenwasserkonzentrationen von Tritium und der Freone begrün- 
det, sowie in der Tatsache, daß im Meeresinnern durch den Tritiumzerfall ein Überschuß 
von °He (gegenüber Lösungsgleichgewicht mit der Atmosphäre) anwächst, wobei dies 
dann auch für eine Tritium/”He Datierung (analog der Kalium/Argon Datierung der 
Geochronologie) nutzbar ist. Als ein bedeutender wissenschaftlicher Rahmen für die 
nähere Zukunft der Tracer-Ozeanographie zeichnet sich das Programm WOCE (World 
Ocean Circulation Experiment) ab. Man kann erwarten, daß hierbei die Frage der 
Umsetzung der Tracer-Beobachtungen in ozeanographische Information mit Hilfe von 
Zirkulationsmodellen eine besondere Rolle spielen wird. „Unsere“ METEOR wird das 
weitere Verfolgen dieser Entwicklung ihrer Nachfolgerin überlassen müssen. 
Unser wissenschaftlicher Weg ist 20 Jahre lang mit der METEOR eng verbunden 
gewesen. Wir sind dankbar dafür, daß die METEOR für uns zur Verfügung stand. 
Darüber hinaus gehört unser besonderer Dank den Kapitänen, Offizieren und Mann- 
schaften der METEOR, mit denen wir zusammenarbeiten konnten, und ohne deren 
Unterstützung unsere wissenschaftliche Arbeit nicht möglich gewesen wäre. 
Wolfgang Roether 
Meereschemie 
Wenn ein junger Chemiker in die Meereschemie kommt, muß er sich in ein sehr 
umfangreiches Gedankengebäude hineinarbeiten, von dem er während seines Studiums 
an der Universität kaum etwas gehört hat. So ging es auch mir, als ich 1962/63 die 
Meereschemie am Deutschen Hydrographischen Institut von Prof. Kalle übernahm. Es 
wurde mir schnell klar, daß ich erst nach tieferem Eindringen in die gesamte Ozeanogra- 
phie an dem Gebäude der Meereschemie wirksam mitbauen konnte. Und, ebenso wie 
der Holzbildhauer, bevor er mit dem eigentlichen Werk beginnt, seine Beitel sorgfältig 
schleift und abzieht, so habe ich mich als Vorbereitung für meine spätere Arbeit erst 
einmal mit der Methodik der chemischen Meerwasser-Analyse befaßt. Die in der Meeres- 
chemie bis dahin übliche Messung an einzelnen Punkten des Meeres erschien mir zu 
lückenhaft. Daher entwickelte ich eine Apparatur zur kontinuierlichen Analyse des 
Meerwassers: 
An Bord des fahrenden Schiffes wurde das Meerwasser in kontinuierlichem Strom in 
das Labor geleitet. Dort durchfloß es einen etwa 25 m langen Polyäthylen-Schlauch, in 
den an bestimmten Stellen verschiedene Reagentien zugeführt wurden. Die aus dem 
Schlauch austretende gefärbte Lösung durchströmte die Durchfluß-Küvette eines Photo- 
meters. Dort wurde die Extinktion der Lösung gemessen und auf einem Schreiber 
registriert. Die Extinktion diente als Maß für die Konzentration des zu messenden 
Stoffes. 
Das erste Gerät zur kontinuierlichen Messung des Phosphats konnte bereits im 
Frühjahr 1963 an Bord des alten FS „Anton Dohrn“ östlich von Grönland erprobt und 
eingesetzt werden. Die gewonnenen Profile zeigten an den Grenzen zwischen Irminger- 
strom und Ostgrönlandstrom sehr starke Gradienten der Phosphat-Konzentration. Die 
Linien gleicher Phosphat-Konzentrationen („Isophosphaten“) verliefen, ähnlich wie die 
Stromgrenzen, mäanderförmig. 
op
	        
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