Zwei Jahre vorher hatte die METEOR durch ihre Teilnahme am ersten weltweiten
atmosphärischen Forschungsprogramm FGGE 1979 vor Westafrika im Rahmen von
TWOS (Tropical Wind Observing System) einen wesentlichen Beitrag zur Erkennung
des interhemisphärischen Austauschs mit der kontinuierlichen Beobachtung des tropi-
schen Bewegungsfeldes geleistet. Ihren vorläufigen Abschluß fand die aerologische Meß-
tätigkeit an Bord der METEOR mit dem Ost-Atlantik-Fxperiment 1984, bei dem die
aerologischen Daten sowohl zur Analyse der maritimen Grenzschichtstrukturen als auch
zur Verifizierung von Strahlungsdaten aus der Vertikalsondierung von Satelliten benutzt
wurden.
Die aerologischen Sondierungen auf METEOR wurden größtenteils im Rahmen
von DFG-Projekten und zur Verdichtung des aerologischen Beobachtungsnetzes auf den
Weltmeeren unter Beteiligung von Bediensteten des Seewetteramtes durchgeführt. Ins-
gesamt wurden in den Jahren 1964 bis 1984 etwa 3000 Radiosonden an Bord der ME-
TEOR gestartet, so daß heute Vertikalsondierungen aus fast allen Klimazonen des
Atlantiks vorliegen.
Bei einem weiteren wichtigen Spezialgebiet der Meteorologie, der Strahlungsfor-
schung, muß man rückschauend feststellen, daß Strahlungsmessungen auf METEOR
nicht in dem Umfang durchgeführt worden sind, wie man es sich heute, wo Klimaände-
rungen weit diskutiert werden, wünschen würde, Es sind zwar verschiedentlich auf
Expeditionen Strahlungsmessungen durchgeführt worden, jedoch sind dies einzelne,
kurze Meßserien. Für die Parametrisierung der Strahlungsbilanz an der Meeresoberfläche
und die Kalibrierung von Fernmeßverfahren von Satelliten aus wären langj ährige Reihen
heute besonders wertvoll.
Über die Bedeutung von FS METEOR für die Einzeldisziplinen und Teilfächer
hinaus muß man die generelle Forschungsförderung sehen, die ein Forschungsschiff
dieser Größe bietet. Der Einsatz auf einem Forschungsschiff bedeutet immer eine beson-
dere Anforderung. Geräte, die an Land funktionieren, sind nicht notwendigerweise für
den Einsatz auf See geeignet. Der Zwang, auf einer vorgeplanten und in der Regel nicht
verlängerbaren oder wiederholbaren Reise mit den vorhandenen Ressourcen Ergebnisse
zu erzielen, setzt auch besondere Energien frei. Die Motivation wird dadurch verstärkt,
daß bei vielen Meßreisen eine Zusammenarbeit und ein unmittelbarer Vergleich mit
Forschern, Schiffen und Methoden anderer Nationen gegeben ist, der anregend und
anspornend wirkt.
Zweifellos hat die Tätigkeit eines Forschungsschiffes in internationalen Gewässern
auch eine Bedeutung für das Ansehen der Bundesrepublik. Die Tatsache, daß meteorolo-
gische Messungen allen Staaten zugänglich sind und einen offensichtlichen Sinn haben,
mag zu der freundlichen Aufnahme der METEOR, besonders beeindruckend bei den
Hafenaufenthalten der ersten großen Reisen; beigetragen haben. Es sei dahingestellt, ob
durch Indienststellung der METEOR auch ein positiver Effekt innerhalb der Bundesre-
publik eingetreten ist: ein Gegengewicht zu der mit der Auflösung der Deutschen See-
warte bewirkten Tendenz zum Rückzug aus ozeanischen und überseeischen Aktivitäten
auf dem Gebiete der Meteorologie.
Lutz Hasse/Günter Olbrück
Luftchemische Forschung
Der Fortschritt unserer Kenntnisse über die großräumige Verteilung der Spurengase
und Aerosole auf der Nord- und Südhemisphäre während der letzten 20 Jahre ist untrenn-
bar mit den Fahrten des Forschungsschiffes METEOR verbunden. Bereits auf der
2. Fahrt der METEOR auf der Atlantischen Expedition IQSY im Herbst 1965 gelang es,
ein Konzentrationsprofil des CO2 in der meeresnahen Luftschicht durch fortlaufende
Registrierungen zwischen 50° N und 10° S zu gewinnen. Es war dies das erste Mal, daß
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