Bei flächenhafter Vermessung wird ein Meßgebiet zumeist so überlaufen, daß die
gefahrenen Profile die Tiefenlinien möglichst senkrecht schneiden. Im allgemeinen kann
in Teilgebieten auf parallelen Kursen gefahren werden. Der Abstand der auf diese Weise
zu messenden Profile hängt vielfach von der Wassertiefe und dem Maßstab der Arbeits-
karte ab, in der die Ergebnisse der Vermessung dargestellt werden sollen. In der Regel
werden die Profilabstände so gewählt, daß sie in der späteren Darstellung 1cm Abstand
voneinander haben.
Umfangreichstes Objekt der Seevermessung des FS METEOR war der Island-Fä-
röer-Rücken. Dieser erhebt sich aus mehreren tausend Meter Tiefe bis zu 300 bis 500 m
Wassertiefe. Er war im Jahre 1960 schon einmal im Rahmen des Internationalen Over-
flow-Programms von dem Vermessungs- und Forschungsschiff „Gauß“, gemeinsam mit
dem Fischereiforschungsschiff „Anton Dohrn“ und sieben Schiffen anderer Nationen, in
Profilen entlang.der Streichrichtung (10 sm Profilabstand) vermessen worden. Zur Ver-
dichtung wurde der Rücken in den Jahren 1968 (Fahrt Nr. 14) und 1970 (Fahrt Nr. 20 b)
von FS METEOR senkrecht zur Streichrichtung (Profilabstand 3 bzw. 4 sm) bis zur
vollständigen Erfassung der 1200-m-Tiefenlinien zu beiden Seiten des Kammes vermes-
sen. Als Ortungsverfahren wurde (mit Ablesungen alle 20 min) im Jahre 1968 für das
südöstliche Teilgebiet Loran-A, im Jahre 1970 für das nordwestliche Teilgebiet Loran-C
genutzt. Die Tiefen wurden mit dem Schelfrandlot (30 kHz, stabilisierter Schwinger)
gemessen, jedoch — wegen Ausfalls dieses Lotes — an acht Tagen mit der Sonaranlage
(15 kHz, nichtstabilisierter Schwinger). Insgesamt dauerte die Vermessung 62 Tage; in
1210 Arbeitsstunden wurden bei einer mittleren Geschwindigkeit von 10,3 kn 12 500 sm
gelaufen, die sich auf‘66 Parallelprofile von im allgemeinen 140 bis 185 sm Länge und
mehrere Kontrollinien verteilten. Die relative Unsicherheit in der Ortung betrug mit
Loran-A (1968) innerhalb des Meßgebietes 1 bis 2 sm, mit Loran-C (1970) innerhalb des
Meßgebietes 0,1 bis 0,2 sm. Als systematische Unsicherheit wurde geschätzt 3 bis 4 sm
(1968) und 1 sm (1970).
Ein überraschendes Ergebnis brachte die Vermessung der Chaucer Bank (42,9° N;
28,9° W) im Jahre 1981 durch FS METEOR. Das Gebiet liegt ca. 250 sm nördlich der
Azoren im Mittelatlantischen Rücken, In der deutschen Seekarte Nr. 292 Om (Maßstab
1: 3,5 Mio) ist die „Banc Chaucer“ im Gebiet der Tiefsee dargestellt durch eine 200-m-
Tiefenlinie, die ein Areal von etwa 14 sm X-18 sm umfaßt. Nach außen schließt sich —
größtenteils dicht anliegend — die 1000-m-Tiefenlinie an, während innerhalb der 200-m-
Tiefenlinie Einzeltiefen von 25, 51, 88, 91 und 128 m und am Rande von 33 m Tiefe
eingetragen sind. Auch französische, britische, spanische und portugiesische Seekarten
enthalten die Chaucer Bank, während die USA aufgrund eigener Vermessungen in den
Jahren 1964 und 1967 alle Untiefen einschließlich des Namens der Bank aus ihren Karten
herausgenommen hatten. Der Name der Bank geht auf das französische Schiff „Chaucer“
zurück, das im Jahre 1850 erstmals auf dieser Position Untiefen von 88, 91 und 128 m
gemeldet hatte — zu einer Zeit also, als es noch kein Echolot gab. Mehrere Schiffsbe-
richte seit 1979 über Messungen flacher Tiefen (davon eine mit 70 m) hatten in der
Schiffahrt die Forderung nach Klärung des Sachverhalts verstärkt und waren Anlaß zur
Vermessung dieses Gebiets. Diese Vermessung (als Teilaufgabe der Fahrt Nr. 57) wurde
in 13 durchschnittlich 25 sm langen Ost-West-Profilen mit gegenseitigen Abständen von
2 sm durchgeführt. Die Positionen (Unsicherheit 0,5 sm) wurden mit der integrierten
Navigation INDAS (Integrierte Navigation mit Datenerfassung und Automatischer
Schiffssteuerung), die Tiefen (Unsicherheit 5 bis 10 m) mit dem Echolot (Schelfrandlot,
30 kHz) gemessen. Der Bereich zwischen den Profilen wurde kontinuierlich mit dem
Horizontallot (Sonaranlage, 6000-m-Bereich) beobachtet. Die Tiefen im vermessenen
Gebiet ergaben sich zwischen 920 und 2800 m. Auch zwischen den Profilen wurden keine
Besonderheiten festgestellt. Das bedeutet, daß es in dem mit „Banc Chaucer“ bezeichne-
ten Gebiet weder eine Bank noch einzelne geringe Wassertiefen gibt.
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