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Full text: Forschungsschiff Meteor 1964-1985

Hafenkapitän sind jetzt um 22.00 Uhr auch nicht: zu erreichen. Zurück zum zentralen 
Hafen, wo auch die Fähren abgehen. Und da liegt sie, wie auch bei unseren früheren 
Besuchen, gut versteckt im Marinehafen. Ich war froh, doch noch die Nacht in meiner 
Koje verbringen zu können. 
Hans Kautsky 
Waltreibjagd in Thorshavn 
Auf der 14. Reise (Juli 1968) lagen wir mit der METEOR in Thorshavn/Färöer und 
gaben für dortige Behörden einen Empfang an Bord. Etwa 20 Personen folgten der 
Einladung. Aber schon nach kurzer Zeit entstand eine Unruhe unter den Gästen, die wir 
zunächst nicht deuten konnten. 
Etwa alle zwei Jahre findet eine Waltreibjagd statt, und das ausgerechnet an unserem 
Empfangsabend. Die Gäste wollten sich das einmalige und aufregende „Volksfest“ ver- 
ständlicherweise nicht entgehen lassen und verließen schon nach 50 Minuten entschuldi- 
gend die METEOR und stürmten in heller Aufregung zu der Bucht des Schauplatzes. 
Der Empfang an Bord war damit gelaufen, denn auch wir wollten uns das Schauspiel 
nicht entgehen lassen und folgten unseren Gästen, In der Bucht traf sich schließlich fast 
die gesamte Bevölkerung von Thorshavn. 
Wenn Grindwale in der Nähe der Insel gesichtet werden, wird Großalarm gegeben 
und alle verfügbaren Ruder- und Motorboote von Thorshavn und den umliegenden 
Dörfern laufen aus, dem Rudel entgegen. Nach einem festgelegten Plan formieren sich 
die Boote, angeführt von einem „Oberjäger“, und treiben die Grindwale mit lautem 
Geschrei und sonstigen Geräuschen voran. Bei der Vielzahl der Boote ist ein Ausbrechen 
der Wale fast unmöglich. Je flacher das Wasser wird, desto schneller möchten die Wale 
fliehen und stranden dabei schließlich in einer Bucht. Dort stehen hunderte von Schläch- 
tern bereit, um die gestrandeten Wale mit ihren Harpunen und Messern zu töten. Ohne 
Rücksicht auf ihre Kleidung springen die Schlächter im Jagdrausch ins Wasser, schlagen 
Harpunen in den Kopf und zerren die Wale auf den Strand. Unter den Schlächtern waren 
auch einige unserer Gäste in ihrem sicherlich bestem Anzug bis zum Bauch im Wasser, 
Ca. 100 Grindwale wurden an dem Abend gefangen und getötet. Die Innereien, wie 
Herz, Lunge, Niere und Leber werden sofort entnommen und dem Meer zurückgegeben. 
Das Wasser in der Bucht war nach dieser Massenschlachterei blutrot. Für uns war dieser 
Anblick grausam. 
Am späten Abend wurden dann die Wale zur Ostmole, unserem Liegeplatz, ge- 
schleppt und zur weiteren Verarbeitung mit einem Kran auf die Pier abgelegt. Vor der 
METEOR spielte sich dann das weitere Drama, das Zerlegen der Wale, ab. Abgesehen 
von dem nicht sehr angenehmen Geruch war zunächst noch alles harmlos, aber mit 
zunehmender Zeit waren einige Färinger nach reichlichem Alkoholgenuß recht betrun- 
ken und versuchten dann ihren Alkoholbestand zusätzlich von der METEOR aufzufül- 
len. Nur mit verstärkter Wache und mit Einsatz meiner Person konnten wir die Betrunke- 
nen über Nacht von Bord fernhalten. Diese für uns und besonders für mich unangeneh- 
men Störungen ereigneten sich ausgerechnet an meinem 50. Geburtstag. 
Die gute Tat bei der Massenschlachterei war, daß das zum Verzehr zerlegte Wal- 
fleisch gleichmäßig, portionsweise auf die Bevölkerung verteilt wurde, Auch die nicht an 
der Schlachterei beteiligten Personen, wie Alte und Kranke, wurden bei der Verteilung 
gleichermaßen berücksichtigt. 
Walter Feldmann 
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