Sturmfahrt im Atlantik östlich der Azoren. Wir haben etwa 10—12 m hohe See,
Wind aus westlichen Richtungen mit 9-10 Bft, in Böen über 12. Und dann fahren wir
Suchkurse mit 6000 m Draht und Dredgeankern daran, um eine Auslegung, die nicht
aufgeschwommen ist, zu bergen. Auf den Flanken der haushohen Wellenkämme haben
wir bis 45° Schlagseite. Gottseidank trifft uns in dieser Lage keine Orkanböe von der
Seite. Nach 1% Stunden wird ohne Ergebnis abgebrochen. Der Kapitän meint trocken:
„Nochmals würde ich das nicht machen“. Wenig später Nacht über dem Atlantik westlich
von Portugal. Wir gleiten fast lautlos durch die ruhige Dünung, direkt hinein in die
gleißende, silbrige Straße, die uns der am Himmel stehende Vollmond auf dem Wasser
zeichnet. Kontraste, die man wohl nur auf See erlebt.
Zum erstenmal in Lissabon. Wir wollen an die Pier, wo wir schon erwartet werden.
Aber, oh Schreck, das Schiff fährt mit ein paar Metern Abstand parallel zur Pier. „Was
ist das nur für ein Kapitän“ denken die Portugiesen. Und dann klappen die Unterkiefer
herunter, als das Schiff plötzlich quer an die Pier heranfährt. Bugstrahlruder waren 1968
eben noch nicht alltäglich.
Spät abends westlich von La Corufa im Atlantik. Wir fahren unsere letzte Station
bei mäßiger Dünung mit Wind von 6—7 Bft. Nach 1% Stunden, in denen wir rund
2000 m Draht mit den großen Wasserschöpfern ausgebracht haben, hat der Wind auf
8 Bft zugenommen. Da, plötzlich geht eine See meterhoch über das Arbeitspodest, auf
dem zwei Leute arbeiten. Sind sie noch da? Glücklicherweise sind sie nur naß geworden.
Wir brechen ab, aber das Bergen der Geräte dauert noch einmal 1% Stunden. Inzwischen
haben wir Sturm um 9—10 Bft. Der Kapitän hat aber das Schiff so gut im Griff, daß in
dieser Zeit kein Wasser mehr an Deck kommt. Ohne Schaden laufen wir ab nach La
Coruna.
Irische See vor Windscale. Wir liegen vor Anker, um Messungen zu machen. Eine
gute Gelegenheit zum Fischen. Unter uns steht ein Makrelenschwarm. Angelleinen raus,
schnell einholen, Makrelen ablösen, auswerfen, einholen, ablösen usw. Ein Wunder, daß
die Makrelen nicht von allein an Deck kommen. Einige hängen mit Kiemen oder
Schwanz an den Haken. In einer halben Stunde haben wir vier Bottiche voll und eine
Kräftige Mahlzeit für das Schiff. Daß die „strahlenden“ Abwässer von Windscale in der
Nähe waren, hat keinen gestört, auch nicht unsere englischen Kollegen. Böse war nur ein
Fischer in unserer Nähe, der leer ausging.
Anlaufen Helgoland am Morgen. Es ist rauhe See, und ich habe auch noch genug
Müdigkeit von den hektischen Tagen vor der Abfahrt in den Gliedern. Also wieder in die
Koje. Als.ich aufwache, ist es Abend, aber oh Schreck, Abend des nächsten Tages, d. h.
36 Stunden später, und wir sind bereits mitten in der Nordsee. Den Rest der Reise war
ich dann allerdings wieder normal an Deck.
Im Atlantik, 5000 m Tiefseedraht draußen, plötzlich ein Schlag und die W10 streikt
- Bruch einer Achse, Alle Versuche, das Seil zu bergen, schlagen fehl. Da wir ohne W10
nicht arbeiten können, geht es zur Reparatur nach Lissabon, wo uns unsere portugiesi-
schen Kollegen sofort hilfreich zur Seite stehen. Auch das portugiesische Forschungs-
schiff, mit dem wir auf dieser Reise zusammenarbeiten, ist kurz vor uns mit Windenscha-
den eingelaufen. Nach 10 Tagen geht es wieder hinaus, aber nach einer weiteren Woche
müssen wir — diesmal mit Maschinenschaden — zurück nach Lissabon. Die Portugiesen
bieten sich an, unsere Verankerungen, die zu einem bestimmten Zeitpunkt aufschwim-
men sollen, zu bergen. Sie laufen auch aus, kommen aber bereits am nächsten Tag auch
mit Maschinenschaden zurück. Als letzte Rettung wird dann ohne Zögern der modernste
portugiesische Zerstörer in Bewegung gesetzt, der alle Geräte sicher bergen konnte.
Lissabon — ich nehme meinen freien Tag. Als ich abends im Dunkeln an den
diesmal etwas weiter außerhalb liegenden Liegeplatz komme, ist das Schiff verschwun-
den. Alle Seeleute der umliegenden Schiffe meinen, METEOR sei ausgelaufen. Daß das
nicht stimmen kann, weiß ich. Aber wo an kilometerlangen Kais suchen? Makler und
I4AN