Hydrographie — ein neues Studienangebot der Fachhochschule
Hamburg
Prof. Dr.-Ing. Peter Bruns
Allgemeines
Der Vorstandsrat des Deutschen Vereins für Vermessungswesen (DVW) faßte
im Februar 1981 einen einstimmigen Beschluß: allen geeigneten Hochschulen in der
Bundesrepublik Deutschland wird die Einrichtung eines Hydrographiestudiums emp-
fohlen. Die Fachhochschule (FH) Hamburg hat diese Empfehlung aufgegriffen.
Bedingt durch seine geographische Lage ist der Großraum Hamburg ein Zen-
trum der Meeresforschung. In Hochschulen (Universität, Technische Universität und
Fachhochschule), im Deutschen Hydrographischen Institut (DHI) und in Fachbehör-
den wie Wasser- und Schiffahrtsämtern, Amt für Strom- und Hafenbau sowie in einer
Vielzahl von hydrographieorientierten Privatunternehmen ist eine große Anzahl von
Wissenschaftlern und Praktikern auf hydrographischem Gebiet tätig — wie nirgends
sonst in der Bundesrepublik.
Dieses Potential für eine künftige Hydrographie-Ausbildung mit Standort Ham-
burg nutzbar zu machen, war das Anliegen der Planer im Fachbereich Vermessungs-
wesen der FH Hamburg.
Ein Konzept für einen integrierten Studiengang Vermessungswesen und Hydro-
graphie wurde zügig entwickelt. Präsidium und alle Gremien der FH schlossen sich
den Vorschlägen an. Danach kamen langwierige Verhandlungen mit der zuständigen
Behörde für Wissenschaft und Forschung (BWF), in deren Verlauf als Kompromiß
der Konsekutivstudiengang Vermessungswesen und Hydrographie gefunden wurde.
Die endgültige Genehmigung erfolgte im Februar 1986 durch den Präses der BWF,
Senator Prof. Dr. Meyer-Abich.
Dieser Konsekutivstudiengang soll im folgenden vorgestellt werden.
Rahmenbedingungen und Zielvorstellungen
Einen hydrographischen Dienst gibt es in Deutschland seit 125 Jahren, eine
Ausbildung zum Hydrographen gab es bisher nicht.
Die in der Hydrographie tätigen Ingenieure mußten sich in der Regel ihr Rüst-
zeug über ein Doppelstudium, Nautik und Vermessungswesen, aneignen. Das heißt,
ihrem Eintritt in das Berufsleben ging eine ca. 8jährige Studienzeit voraus. Danach
mußten sie sich bei Eintritt in den Beruf noch mit den speziellen Erfordernissen der
Hydrographie vertraut machen.
In einer Zeit zunehmender Aktivitäten auf den-Meeren und angesichts steigen-
den Bedarfs an ausgebildeten Hydrographen war deshalb ein Studienangebot Hydro-
graphie in der Bundesrepublik dringend erforderlich.
Der Fachbereich Vermessungswesen hatte die Zielvorstellung, den Studiengang
Hydrographie in deutlich kürzerer Zeit als bisher studierbar zu gestalten. Die Reali-
sierung sollte umgehend erfolgen. Grundlage müssen die 1978 von der F&deration
Internationale. des Geometres (FIG) und der International Hydrographic Organiza-
tion (IHO) formulierten und inzwischen überarbeiteten Befähigungsanforderungen
für Hydrographen sein. Dadurch wird die internationale Anerkennung des Studien-
ganges und die weltweite Einsatz- und Arbeitsmöglichkeit der Absolventen gewähr-
leistet.
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