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Kapitel 2
Die Zusammensetzung des Schwebstoffes und dessen Gehalt im Meerwasser ist stark
von der Jahreszeit, von der Beschaffenheit des Seegebietes, der Wassertiefe und von
meteorologischen Gegebenheiten abhängig. Sturmwetterlagen können den minerali
schen und somit den absoluten Gehalt an Schwebstoff durch Resuspension von
Sedimenten erhöhen. In Zeiten hoher Primärproduktion (Plankton- und Algenblüte) ist
der organische Anteil des Schwebstoffes höher. Aufgrund der sehr variablen und
heterogenen Zusammensetzung ist, wie schon bei den Sedimenten, eine Charakteri
sierung des Schwebstoffes sinnvoll. Sie erfolgt durch die Bestimmung der gleichen
chemischen und physikalischen Eigenschaften, die in Kap. 2.1.2 für die Sedimente
genannt wurden.
2.2 Vorkommen und Verteilung von lipophilen organischen Spurenstoffen
zwischen den verschiedenen Kompartimenten des Meeres
Verschmutzungen und Schadstoffe gelangen über die Atmosphäre, Flüsse,
Küstenerosion und eine Reihe weiterer Quellen (z.B. Müllverbrennungsschiffe,
Müllverklappung, Ölbohrinseln, u.a.) in die Meere. Einige als schädlich angesehene
Stoffe sind nicht nur anthropogenen Ursprungs, sondern sind z.B. Stoffwechsel
produkte von Algen und Pflanzenbestandteile (aliphatische Kohlenwasserstoffe) oder
Spurenelemente (Schwermetalle). In den marinen Bereich eingetragen sind sie
Bestandteil eines komplexen dynamischen Systems, in dem sie zirkulieren. Dabei
werden sie zwischen den verschiedenen Kompartimenten des Meeres transferiert und
eventuell chemisch umgewandelt und abgebaut. Die wichtigsten Vorgänge sind in
Abbildung 2.2 veranschaulicht, die durchgezogenen Linien symbolisieren den Material
transport und die gestrichelten die hydrodynamischen Vorgänge [52].
Die natürlichen Abbauprozesse von organischen Stoffen (siehe Kap. 2.4) laufen in
marinen Systemen teilweise nicht oder nur verlangsamt ab. Photolytische Umwand
lungen sind auf die Meeresoberflächen und die oberen Wasserschichten beschränkt,
in tieferen Wasserschichten und im Sediment spielen sie keine Rolle. Biotische
Abbauprozesse, speziell in Sedimenten, laufen in größeren Wassertiefen aufgrund der
geringeren biologischen Aktivität ebenfalls langsamer ab.
Eine Anreicherung (Bioakkumulation) von Schadstoffen in marinen Organismen und in
der Nahrungskette ist die Folge, wenn bestimmte Vorbedingungen (siehe Kap. 2.3.1)
erfüllt sind und wenn der Schadstoff bioverfügbar ist.