Meereskunde
Wie bereits in den Vorjahren war in der
Nordsee die Konzentration der künstlichen Ra
dioaktivität sehr niedrig, da die Wiederaufberei
tungsanlage Sellafield die radioaktiven Einleitun
gen in die Irische See auch 1994 weiter dros
selte. Die Radioaktivität ist damit ein gutes
Beispiel internationaler Bemühungen zur Verrin
gerung von Schadstoffeinleitungen in die Mee
resumwelt.
Im Wasser der Nordsee ist die Kontamina
tion durch den Reaktorunfall von Tschernobyl nur
noch im Bereich des nördlichen Skagerraks, be
dingt durch den Ausstrom aus der Ostsee, nach
weisbar.
Die Sb 125-Aktivitätskonzentration in der
Deutschen Bucht und südlichen Nordsee lag
1994 zwischen 2 und 7 mBq/l, wobei die höhe
ren Werte an den küstennaheren Positionen ge
messen wurden, die stärker durch die Wiederauf
bereitungsanlage La Hague beeinflußt werden.
Die Konzentration dieses Radionuklids lag damit
auf dem niedrigsten Niveau seit etlichen Jahren.
Anders sieht es für das Nuklid Sr 90 aus: Hier
werden im Kanal und in der südlichen Nordsee
seit 1991 gegenüber den Vorjahren leicht erhöhte
Aktivitäskonzentrationen gemessen, die jedoch
radiologisch nach wie vor unbedenklich sind.
Die Kontamination der Ostsee mit künstli
chen Radionukliden war bis 1986 hauptsächlich
durch die oberirdischen Kernwaffentests der
sechziger Jahre bestimmt. Nach dem Unfall von
Tschernobyl hat sich das Inventar der Ostsee an
künstlichen Radionukliden stark erhöht. Dieser
Eintrag wird in der Ostsee über längere Zeit ver
bleiben, da der Wasseraustausch mit den offe
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nen Wassermassen des Nordatlantiks durch die
dänischen Meerengen eingeschränkt ist. Dem
entsprechend ging die Kontamination der Ostsee
durch den Reaktorunfall nur langsam zurück, wo
bei in der westlichen Ostsee bis 1989 sogar ein
leichter Anstieg der Aktivitätskonzentration von
CS 137 durch das Vordringen höher kontaminier
ter Wassermassen aus den nördlichen Gebieten
zu verzeichnen war. Der Schwerpunkt des Fall
outs im Jahre 1986 lag in der nördlichen Ostsee.
1994 wurden in der westlichen Ostsee für
Cs 137 Konzentrationen zwischen 57 und 78
mBq/l, für Cs 134 Werte zwischen 1 und 4 mBq/l
gemessen. Sr 90 wies eine Aktivitätskonzentra
tion zwischen 9,9 und 11,1 mBq/l auf.
Für Cs 137 lag die Aktivitätskonzentration
an den Positionen der ehemaligen Feuerschiffe
Borkumriff und Elbe 1 zwischen 4,5 und 6,4
mBq/l und für Sr 90 zwischen 3,7 und 12,9 mBq/l.
Im Radioaktivitäts-Meßnetz in Nord- und
Ostsee wurden 1994 keine außergewöhnlich ho
hen Aktivitätskonzentrationen im Meerwasser re
gistriert (siehe Abschnitt „Überwachung, Radio
aktivitäts-Meßnetz).
Überwachung auf radioaktive Substanzen:
Schwebstoff und Sediment
In den Sedimenten der deutschen Ost
seeküste finden sich grundsätzlich höhere spezi
fische Aktivitäten als in den Sedimenten der
Nordsee. Dies liegt einerseits an der kleineren