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Zum 100, Geburtstage des Gründers der Deutschen Seewarte, Georg von Neumayer,
eine achtunggebietende und widerstandsfähige Flotte schaffe. Die
See ist die Hochstraße des Erdballs; die See ist der Tummelplatz der Kraft und
des Unternehmungsgeistes für alle Völker der Erde und die Wiege der Freiheit,
„Wer an der See keinen Anteil hat, der ist ausgeschlossen von den guten Dingen
und Ehren der Welt — der ist unseres lieben Herrgotts Stiefkind.“ Wie gewaltig
diese Worte von List auf den für Deutschlands Größe begeisterten jugendlichen
Binnenländer Neumayer wirkten, wie ihn der heldenmütige, wenn auch zunächst
vergebliche Freiheitskampf der Schleswig-Holsteiner von 1848 gegen die dänische
Zwingherrschaft mitriß, das bezeugt am besten sein damals verfaßtes Gedicht
„Zeit der Tat“. Zur Charakteristik des jungen Neumayer — auch der alte hat
stets die gleiche Gesinnung gehabt — möge es an dieser Stelle Platz finden:
Zu Frankfurt an dem Maine, da tagt das Parlament,
Prioz Johann, der von Östreich, hält dort das Regiment,
Und in den letzten Zügen, rerwünscht vom Volke, lag
Am Eschenheimer Tore der alte Bundestag,
Aus Sachsen und aus Bayern, aus Schwaben und vom Rhein,
Von Pommern, Harzland, Östreich zog man zur Paulskirch ein:
Das ganze Volk wollt hören der Sprecher große Zahl
Und seinen Beifall spenden den Männern seiner Wahl.
Doch nur aus einem Gaue da stellt sich niemand ein,
Zu lauschen und zu klatschen und sich dies Siegs zu freun,
Die Wackern jenes Landes, die fanden keine Zeit,
Sie standen gegen Unbill des Auslands kühr im Streit.
Und jeder ihrer Hiebe gab deutscher Ehre Klang,
Und ihrer Büchsen Knallen war Vaterlandsgesang,
Und Schleswig-Holsteins Stürmen in heilgenm Todesmut
Weht baß im ganzen Beiche die Heimatliceb in Glut.
Der Däne mußte weichen, so lang sein Fuß im Land,
Doch auf dem offnen Meere fand er nicht Widerstand;
Dort konnte er verheeren mit unversalzner Lust
Des deutschen Handels Blüte, den Hohn in frevler Brust.
Doch einst bei Eckernförde kam er zu nah dem Strand,
Da hat er sich die Pfoten dann sattsam angebrannt, —
Der „Christian‘“ in die Lüfte! — die „Gefion“ ist besiegt,
Der Danebrog gestrichen; die deutsche Flagge fliegt!
Das waren Östertage, wie keine nöch erlebt,
Als diese Siegeskunde weit durch die Gaue bebt!
Vom flachen Meeresstrande hinauf zum ewgen Schnee
Schallt’s: „Deutschland, Heil! errungen der erste Sieg zur See.“
Vom Maine her ertönte das hohe Machtgebot:
„Die Flotte ist begründet, das erste deutsche Boot
Ist „Gefion‘“, die Sram pe die nun zu Deutschlands £Ehr
Genannt ist „Eckernförde“, die starke Waffenwehr, —
Baut fort auf diesem Grundstein, den Ihr Euch selbst gebaut,
Mit Eurer Kraft errungen, mit Eurem Blut betaut,
Allüberall im Reiche seid Mu tätig — schafft,
Das Vaterland im Herzen, strebt all nach Eurer Kraft!“
Die Worte klangen wieder weit durch die deutschen Gau’n,
Und rastlos, nr wirkten die vaterländschen Fraun
Am großen Kleid der Eintracht, und ihrer Arbeit Lohn
War Deutschlands Neuerblühen — wohl eine süße Fron!
Des Mannes ernstes Mühen, des Jünglings kühne Tat,
Sie förderten zum Ziele und schafften trefflich Rat,
Und unsre Wogen tragen das schönste Schiff voran,
Die „Hansa“, „Barbarossa“, „Ernst August“ und „Johann“,
Und sehon in manchem Streite der nord’schen Heldenschar
Stand seine Küsten schützend der deutsche Doppelaar;
Der Feind lag längst darnieder, er hielt um Frieden an;
Das hat in seiner Eintracht das deutsche Volk getan!
Neumayers Begeisterung für eine deutsche Flotte war auch dadurch nicht
zu erschüttern, daß sein Gesuch um Aufnahme in dieselbe 1848 von dem Reichs-
marineminister Duckwitz abschlägig beschieden wurde,