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Full text: Zum hundertsten Geburtstage des Gründers der Deutschen Seewarte Georg von Neumayer [Neumayer-Heft]

Heidke, P,: Neumayer als Deutscher und Gelehrter, 
O 
Immerhin aber hatte Neumayers Agitation das Interesse des Auslandes auf 
diese Frage gelenkt. Im August 1871 wurde die Durchführung einer Südpolar- 
Expedition auf dem Kongreß zu Antwerpen (Abteilung Geographie) lebhaft er- 
Örtert unter Berücksichtigung der von Neumayer hierfür ausgearbeiteten Denk- 
schrift, Die „Gazelle“-Expedition der Kaiserlich Deutschen Marine (Führer Kapitän 
z. 5. Freiherr von Schleinitz), für deren Organisation Neumayer unermüdlich 
tätig gewesen war, brachte im Juni 1874 die Mitglieder der deutschen „Venus- 
Expedition“ nach den Kerguelen. Die weitere Fahrt führte diese Expedition 
an die Grenze des antarktischen Packeises, Sie kann als Vorbereitungsfahrt 
für weitere deutsche Südpolarfahrten betrachtet werden. 
Eine wesentliche Förderung der Südpolarforschung brachte das Jahr 1879. 
Weyprecht und Graf Wilezek hatten vorgeschlagen, den Nordpol während 
eines ganzen Jahres mit einer Reihe von Stationen zu umgeben, an denen laufend 
stündlich meteorologische und erdmagnetische Beobachtungen auszuführen seien. 
Auf Neumayers Anregung hin, die bereits bei den Vorverhandlungen einsetzte, 
wurde in diese Vorschläge das Südpolargebiet mit einbegriffen. Am 22. April 
1879 beschloß die V. Kommission des Internationalen Meteorologen- Kongresses 
zu Rom, mit der Organisation dieses Unternehmens eine „Internationale Polar- 
Kommission“ zu beauftragen, die am 2, Oktober 1879 unter Neumayers Vorsitz 
auf der Deutschen Seewarte zusammentrat. Glänzend erwies sich besonders bei 
dieser Gelegenheit Neumayers außerordentliche Veranlagung für die Anbahnung 
internationaler wissenschaftlicher Zusammenarbeit, Seinem Einfluß und seinem 
Ansehen ist es in erster Reihe zu verdanken, daß alle diese Beobachtungen nach 
einheitlichen Gesichtspunkten angestellt und bearbeitet wurden. Das vierbändige 
Werk „Die internationale Polarforschung 1882—1883“ zeigt, mit welcher Voraus- 
sicht Neumayer die verschiedenen deutschen Expeditionen beraten hat. 
Einen weiteren Erfolg der unermüdlichen Tätigkeit Neumayers bedeutete der 
in der 5. Sitzung des Deutschen Geographentages 1895 angenommene Beschluß: 
„Der XI. Deutsche Geographentag in Bremen wolle in voller Würdigung der Wichtigkeit der 
antarktischen Forschung Sa a und Naturwissenschaft einen Ausschuß ernennen, dessen 
Aufgabe es ist, über die Möglichkeit der baldigen Entsendung einer deutschen wissenschaftlichen Süd- 
polar-Expedition zu beraten und günstigenfalls die Ausführung in die Wege zu leiten.“ 
Die daraufhin unter Neumayers Vorsitz eingesetzte Südpolar-Expedition hat 
durch private Sammlungen Geldmittel zusammengebracht, die wie eine 1898 er- 
folgte Immediateingabe das, Zustandekommen der deutschen antarktischen Ex- 
pedition von 1901 wesentlich erleichtert haben. Eine Anerkennung Sseiner 
nahezu fünfzigjährigen Agitation im Interesse der Südpolarforschung war es für 
Neumayer, als 1901 vier Nationen gleichzeitig Expeditionen zur Erforschung der 
Antarktis aussandten. 
Nach Schilderung von Neumayers Anteil an der Südpolarforschung werde 
jetzt in der Beschreibung seines Lebens fortgefahren. Nach Abschluß der magne- 
tischen Landesaufnahme von Victoria erbat und erhielt Neumayer von :-deren 
Regierung 1864 die erbetene Entlassung. Zahlreiche Ehrungen, namentlich aus 
deutschen Kreisen erwiesen, welche Achtung und Liebe der Scheidende sich er- 
worben hatte. Die Regierung stellte ihm zur Bearbeitung und Veröffentlichung 
seiner australischen Beobachtungen eine erhebliche Summe zur Verfügung. Im 
Juni 1864 kehrte Neumayer auf dem schottischen Klipperschiff „Garawalt“ nach 
Europa zurück, im September ehrenvoll in London empfangen von der Royal 
Society wie der British Society for the advancement of science, herzlich in 
Deutschland von seinen alten Freunden und Lehrern, König Maximilian II 
Joseph gewährte ihm eine Audienz und nahm mit Interesse Kenntnis von 
seinen Beobachtungen und Sammlungen. In seiner pfälzischen Heimat hat Neu- 
mayer alsdann die unter seiner Leitung vom Flagstaff-Observatorium gesammelten 
Beobachtungen bearbeitet und in vier starken Bänden veröffentlicht. Männer 
wie Dove, Glaisher, Sabine u, a, haben seiner musterhaften Bearbeitung ihre 
vollste Anerkennung gezollt. 
Bereits auf dem schon erwähnten Geographentag zu Frankfurt a. M. 
vom 23. und 24, Juli 1865 hatte Neumayer auf die Notwendigkeit hingewiesen,
	        
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