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Full text: 1871, Zweiter Jahrgang (1871)

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Im Allgemeinen ist das Ankern auf der Rhede von Memel, besonders aber bei 
westlichen Winden, der schweren Sturzseen wegen, möglichst zu vermeiden. 
L o o t s e n. 
Falls der Lootsenkutter durch schlechtes Wetter am Auslaufen nicht gehindert wird, 
hält sich derselbe etwa in 10 - 4 Seemeilen Entfernung von der Küste auf. Der Kutter 
führt im Topp die Norddeutsche Lootsenflagge und in dein Grosssegel die Bezeichnung 
„Memel Nr. l u ; kann derselbe die Lootsen nicht absetzen, so wird die Flagge gestrichen 
und falls die Windrichtung die Einsegelung zulässt, eine rothe Flagge an der Gaffel gehisst, 
als Zeichen, dass der Kutter voraufsegeln wird und das Schiff in seinem Kielwasser bleiben 
soll. In diesem Falle wird auch die Winkbake in Bereitschaft gesetzt, um die Richtungen 
signalisiren zu können, welche das einkommende Fahrzeug zu nehmen hat. 
Bei Stürmen aus SW, West und NW wird allen nach Memel bestimmten Schiffen, 
namentlich aber den tiefgehenden, dringend angerathen, schon in einem Abstande von 40 
bis 50 Seemeilen beizudrehen und erst nach Memel abzuhalten, wenn der Sturm nach 
gelassen hat. Während solcher Stürme steht im Seegat eine furchtbare Brandung und es 
ist nur günstigen Zufällen zuzuschreiben, wenn ein Schiff unter solchen Verhältnissen den 
Ilafen glücklich erreicht hat. 
Bei SW- und Südlichen Stürmen sollte nie versucht werden einzusegeln, weil als 
dann Küstenströmung und Haffstrom vereint nach Nord an die Küste versetzen, so dass 
die Strandung unvermeidlich wird. 
Einsegelung ohne Lootsen. 
Dagegen können bei Stürmen aus West, NW und Nord Schifte von geringem Tief 
gänge die Einsegelung unternehmen und müssen für den Fall, dass sie keinen Lootsen an 
Bord haben, genau die Signale an der wetlichsten Bake (Winkbake) befolgen, sobald auf 
derselben, über der rothen Kugel, eine grosse, rothe Flagge weht. Das einkommende Schiff 
muss dann nach derjenigen Richtung steuern, nach welcher hin die Bake geneigt wird und 
recht auf sie zuhalten, sobald sie wieder auf und nieder steht. 
Sobald dann der Kopf der nördlichen Mole passirt und das Schiff in ruhigeres 
Wasser gekommen ist, muss die Fahrt des Schiffes verringert und ein Ende für das Lootsen- 
boot klar gehalten werden, damit ein Lootse an Bord kommen und das Schiff zu Anker 
bringen kann. 
Signale. 
Um ankommenden Schiffen von der Richtung des Haftstroms Kenntniss zu geben, 
wird von dem 75' hohen Lootsenthurme, welcher etwa 200 Ruthen, SOzO von der Wink 
bake errichtet ist, eine blaue Flagge gezeigt werden, und zwar bei auslaufendem Strome 
an der Westseite, bei einlaufendem aber an der Ostseite. 
Da das Memeler Seegat, sowohl in Bezug auf Tiefe als auch auf Richtung V er- 
änderungen sehr unterworfen ist, so haben ankommende Schifte folgende Signale zu beachten: 
Sind Winkbake und kleine Richtungshake beide niedergelegt, so darf kein Schiff ein- 
laufen, sondern muss versuchen, nach See zu kommen und sollte erst dann ankern, wenn 
dies unausführbar ist. 
Die rothe Flagge auf der Winkbake zeigt an, dass im Seegat 15 Fuss Wasser vor 
handen sind. Die geringere oder grössere Tiefe ist in der Art an der kleinen Richtungs 
bake signalisirt, dass jede an der Südseite gehisste Kugel einen Fuss weniger und jede an
	        
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