Klimawandelbedingte
Sturmfluten
Änderungen
Wis + ar
Einflussfaktoren
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Angaben zum Meeresspiegel, stammt, soweit nicht anders angegeben, aus dem 6. Sachstandsbericht
des IPCC ((Intergovernmental Panel on Climate Change 2023b)).
Während für den Zeitraum von 1971-2018 noch etwa 50 % des globalen Meeresspiegelanstiegs auf die
Dichteänderungen des Wassers im Ozean zurückzuführen sind, wurde etwa um das Jahr 2005 dieser
Beitrag durch Änderungen der Eismassen (sowohl als Gebirgsgletscher wie auch als Eisschild über
Grönland und der Antarktis) als Hauptkomponente des Anstiegs abgelöst (Intergovernmental Panel on
Climate Change 2023b). Der Beitrag der einzelnen Komponenten zum Meeresspiegelanstieg wird für
den Zeitraum 1993-2018 aus Beobachtungen folgendermaßen quantifiziert: thermische Ausdehnung
des Ozeanwassers (sterischer Effekt) 46 %, Schmelzen der Landgletscher 19 %, Abschmelzen der Eis-
massen auf Grönland 15 % und in der Antarktis 9 %. Zurzeit sind die Beiträge der Landgletscher zum
Meeresspiegelanstieg noch größer als die der Eisschilde auf Grönland und der Antarktis, da sie zum
ainen sensitiver auf die Erderwärmung reagieren und zum anderen auch zumeist in wärmeren Klima-
zonen liegen. Es wird jedoch erwartet, dass in näherer Zukunft der Beitrag von Grönland und (in fer-
nerer Zukunft) derjenige der Antarktis den Beitrag der Landgletscher übersteigen wird, da die Schmelz-
raten an den Eisschilden sich sehr viel stärker beschleunigen als die der Landgletscher.
Für die Zukunft wird eine weitere Beschleunigung des Meeresspiegelanstiegs erwartet. Die bis zum
Jahr 2100 projizierte Zunahme des Meeresspiegels im Vergleich zum Zeitraum 1995-2014 erreicht
Werte von 44 cm (wahrscheinliche Bandbreite: 32-62 cm) im SSP 1-2.6 und 77 cm (63-101 cm) im SSP5-
8.5 (siehe Tabelle 5-1). Mit wahrscheinlicher Bandbreite ist hier gemeint, das 2/3 aller verwendeten
Modellläufe innerhalb dieser angegebenen Spanne liegen, diese Spanne reicht damit vom 17.-83.
Perzentil. Allerdings ist es so, dass in dieser Bandbreite nur die Beiträge berücksichtigt sind, bei denen
das Prozessverständnis und die Modellierbarkeit mindestens „mittleres Vertrauen“ genießt. Es gibt
beim Abschmelzen der arktischen und antarktischen Eisschilde aber auch Prozesse wie beispielsweise
die „marine Eisschild-Instabilität“, bei der unter bestimmten topographischen Bedingungen das Ab-
orechen großer Eismassen durch Eindringen von wärmeren Ozeanwasser unter die Eisschilde be-
schleunigt wird. Der mögliche Einfluss dieses Prozesses (vor allem in der Antarktis) ist von einer derzeit
noch tiefen Unsicherheit geprägt, daher wurden diese Beiträge in der oben angegebenen Bandbreite
vom IPCC nicht berücksichtigt, sollten aber bei der Abschätzung des zukünftigen Meeresspiegelan-
stiegs nicht vernachlässigt werden.
Das Prozessverständnis rund um das Abschmelzen der großen Eisschilde und quantitative Abschätzun-
gen der bereits beobachteten Schmelze hat sich in den letzten Jahren deutlich verbessert. Es ist aber
weiterhin so, dass die Beiträge der Eisschilde von Grönland und der Antarktis zum Meeresspiegelan-
stieg typischerweise in den globalen Klimamodellen nicht modelliert und daher separat abgeschätzt
werden müssen. Wie oben erwähnt, zeigen die Beobachtungen, dass die Beiträge der schmelzenden
Eisschilde und Landgletscher inzwischen größer sind als der sterische Effekt und Letzteren als Haupt-
treiber des globalen Meeresspiegelanstiegs abgelöst haben. Damit wird auch deutlich, dass die Unsi-
cherheiten in den Projektionen derzeitig nicht verringert werden können, da ausgerechnet die (noch)
nicht modellierbaren Beiträge der Eisschilde und Landgletscher die höchsten Beschleunigungsraten
aufweisen. Der IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change 2023b)) gibt hierfür (wenn diese
unsicheren Prozesse mit berücksichtigt werden) als Wert 0,99 cm an (mit einer Bandbreite von 82-119
cm), unter Berücksichtigung von Expertenschätzungen reicht diese Bandbreite sogar von 70 bis 160
cm für 2100.