Dr. A. Franz: Ozeanographie und Klimatologie der D.-Siidwestairik. Küste nach Beobacht, v. S. M.S. „Möwe“. 27
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weichen gebunden ist, so muß sie jetzt im Norden zeitiger als im Süden erfolgen. — Wir konnten für
Swakopmund den Temperatursprung von Dezember auf Januar verfolgen, während er in normalen
Jahren wohl von November auf Dezember erfolgt, Bis Dezember wird sich daher auch die Gegend der
kältesten Luft in Swakopmund erhalten und dann langsam nach Süden wandern, bis sie bei Angras
Juntas und Kameis-Buoht Halt macht, um dann wieder den neuen Kreislauf zu beginnen.
Was nun noch den Grad der Lufttemperatur anbetrifft, so dürften die von Gülland für Swakop
mund berechneten Mittelwerte (s. Tabelle 11) für den ganzen nördlichen Küstenstrich unserer Kolonie
maßgebend sein. Die Angaben von Lüderitz-Bucht dagegen (Tabelle 11) müssen mit Vorsicht auf-
genommen werden 28 ); bessere Ergebnisse für diesen Ort werden erst dann möglich sein, wenn die seit
dem September 1912 regelmäßig durchgeführten meteorologischen Beobachtungen eine gleiche Bearbei
tung des Klimas ermöglichen werden wie für Swakopmund. Wenn auch Hann die von ihm angegebenen
Werte als zu hoch ansieht und selbst wenn man noch die geschützte. Lage von Lüderitz-Bucht berück
sichtigt, so glaube ich doch nachgewiesen zu haben, daß diese höheren Werte zum großen Teil auch
dadurch bedingt sind, daß die Südkiiste unserer Kolonie wärmer ist als die Nordküste.
Das Verhältnis der Oberflächentemperatur des Wassers zur Lufttemperatur.
Im allgemeinen ist die Lufttemperatur um einige Zehntel Grade niedriger als die Oberflächen
temperatur des darunter befindlichen Meerwassers, doch erleidet diese Tatsache bereits eine Ein
schränkung, wenn man die Verhältnisse nach warmen und kalten Meeresströmungen getrennt unter
sucht 21 '), insofern, als über kalten Meeresströmungen die Lufttemperatur sehr wohl sich über die des
Oberflächenwassers erheben kann. Handelt es sich in diesem Falle nur um wenige Zehntel Grade, so
kann dort, wo aufquellendes Tiefenwasser abnorm niedrige Oberflächentemperaturen hervorruft, die Luft
temperatur bis zu mehreren Graden wärmer als die Wassertemperaturen sein.
Da wir es mit einem der ausgesprochensten Auftriebgebiete der Erde zu tun haben, so werden
wir ganz extreme Werte in dieser Beziehung erwarten können. Um rein ozeanische Verhältnisse, soweit
man von solchen bei der Bearbeitung eines derartigen Küstenstriches überhaupt reden kann, zu
erhalten, habe ich bei Tabelle 18 alle die Werte unberücksichtigt gelassen, welche im Hafen von Lüderitz-
Bucht*) gewonnen worden sind. Ich hoffe, so die Einwirkung der Insolation nach Möglichkeit aus
geschaltet zu haben, wenngleich ja auch die Einwirkung des Schiffskörpers bis zu einem gewissen
Grade immer noch bleibt, Tabelle 14 gibt uns das Verhältnis für die Monate November 1911 und Juli bis
September 1912 mit Ausschluß der Föhntage, welche in Tabelle 15 übrigens auch nicht enthalten sind, da
Föhne zufälligerweise nur während des Aufenthaltes der „Möwe“ in Lüderitz-Bucht beobachtet wurden.
Das in Tabelle 14 angeführte Mittel ist aus denselben Monaten wie in Tabelle 13, für die sämtliche Be
obachtungen verwendet worden sind, gebildet, nur daß jetzt für die Monate November und Juli bis
September die föhnfreien Werte eingesetzt wurden.
Beim Studium dieser Tabellen werden wir besonders berücksichtigen müssen, daß wir es nicht mit
einem einzigen Beobachtungsort zu tun haben, sondern mit einem mehr oder minder ausgedehnten Gebiet,
innerhalb dessen — und darauf kommt es besonders an — sich auf kurze Entfernungen die Wasser
temperaturen schon um bedeutende Beträge ändern. Am wenigsten haben unter diesem Übelstande die
Monate November 1911, Dezember 1911 und Juli 1912 zu leiden, in denen im ganzen Gebiet die Wasser
temperaturen ziemlich homogen sind. Es drückt sich dies ganz deutlich aus in der täglichen Schwankung
der Wassertemperatur dieser Monate (s. Tabelle 16), welche aus den gleichen Beobachtungstagen wie
*) Lüderitz-Rmlit ist der einzige Hafen, welcher auf längere Zeit angelaufen wurde.